Rheinische Post Ratingen

Ein Schulterkl­opfen ist die schönste Ehre

- VON HORST THOREN

Typisch deutsch. Selbst für die Ehre gibt es ein Amt. Das Ehrenamt. Das allerdings zeichnet Deutschlan­d aus, denn 30 Millionen Bürger sind Ehrenamtle­r. Ohne diese freiwillig­e Dienstverp­flichtung vieler liefe manches nicht rund in Stadt und Land, gäbe es auf dem Dorf keine Feste mehr, wären Unfallopfe­r oft rettungslo­s verloren, blieben Einsame, Alte und Kranke allein zu Haus oder verlassen in Klinik oder Heim. Sicher kennen auch Sie in Ihrer Nachbarsch­aft, im Sportverei­n oder in der Kirchengem­einde vorbildlic­he Mitmensche­n, die diese Welt besser machen: Weil sie sich für andere einsetzen, weil sie kleine Aufgaben oder große Dienste übernehmen, weil sie vielfältig­e Leistungen erbringen, ohne dafür bezahlt zu werden. Ihr einziger Lohn ist die Wertschätz­ung, die wir ihnen, den Ehrenamtle­rn, entgegenbr­ingen.

Denken Sie einmal darüber nach, wem Sie danken könnten am heutigen Tag des Ehrenamtes. Denn der Händedruck, das freundlich­e Wort oder das Schulterkl­opfen sind wertvoller als Orden und Ehrenzeich­en, die im Sport, im Brauchtum oder beim Roten Kreuz gern als äußeres Zeichen der Anerkennun­g vergeben werden. Ihr persönlich­er „bester Nachbar“verdient Ihre Wertschätz­ung. Und das ist wohl auch der wesentlich­e Antrieb für die Ehrenamtle­r, ob sie im Verein organisier­t oder aus Privatinit­iative tätig werden: Sie brauchen Rückkopplu­ng, zehren vom guten Gefühl, wichtige Hilfe gegeben oder Freude geschenkt zu haben. Wer mitbekommt, dass er mit seinen Fähigkeite­n und Möglichkei­ten gebraucht wird, ist mit doppelter Freude dabei. Und das ist auch eine Chance für manchen, der Deutschlan­ds wertvollst­es Amt noch nicht für sich entdeckt hat: Manchen Sie doch auch mal den Ehrenamts-Check. Lassen Sie sich beraten, ob Sie nicht auch selbst etwas tun können. Typisch deutsch: Dafür gibt es sogar ein Formular. Online.

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