Würstchen-Qualm stoppt Handballspiel
Schon zum zweiten Mal innerhalb von acht Wochen geht der Feueralarm bei einem Spiel des TVB Stuttgart los.
DÜSSELDORF Schuld war eine Grillstation - sie sorgte am Dienstagabend für ordentlich Alarm im DHB-Pokal-Viertelfinale zwischen Titelverteidiger THW Kiel und dem TVB Stuttgart. Es lief die 37. Minute in der Stuttgarter Scharrena. Kiel hatte gerade zur 22:19-Führung getroffen, da ging der Feueralarm los.
Die 2095 Zuschauer, die Teams, ihre Betreuer und das ganze Personal mussten die von der Stadt Stuttgart betrieben Halle verlassen. Feuerwehr und Polizei rückten an. Am Ende war es viel Alarm um nichts. 45 Minuten dauerte das Ganze. Die Zuschauer und die beiden Mannschaften standen solange draußen in der Kälte. Und das alles, weil der Qualm der Grillstation den Alarm bei der Feuerwehr ausgelöst hatte. „Das ist ein absolutes Ärgernis und nicht zu entschuldigen“, sagte TVB-Trainer Jürgen Schweikardt nach dem Spiel. Und er entschuldigte sich auch beim THW Kiel, der nach der Unterbrechung die Partie 35:34 gewann.
Besonders peinlich ist der Feueralarm für die Stuttgarter, weil es nicht das erste Mal in dieser Saison war, dass eines ihrer Spiele in der Arena unterbrochen werden musste. Bereits am 10. Oktober hatte der Feueralarm in der Ligapartie gegen Lemgo ausgelöst. „Damals stellte sich der Alarm als technischer Defekt heraus“, sagt Sven Heib, Technischer Leiter und Sicherheitsbeauftragter des TVB. „Die Stadt hat uns aber versichert, dass der Defekt behoben ist. Sonst hätten wir hier auch nicht wieder gespielt.“
Am Dienstagabend gab es nun tatsächlich eine Rauchentwicklung beim Caterer des Vereins, wegen der die Halle geräumt werden musste. Aus seiner Sicht dürfe es aber nicht sein, dass dies zu einem Feueralarm führe, bei dem die Berufsfeuerwehr ausrückt, sagt Heib. TVB-Trainer Schweikardt wird da deutlicher: „Das ist nun bereits zum zweiten Mal bei uns in dieser Halle vorgekommen. Auch bei anderen Veranstaltungen ist dies bereits vorgefallen. Bedauerlicherweise war kein
Verantwortlicher der Stadt bei diesem wichtigen Spiel hier vor Ort. Das ist eine Sache, die so nie wieder passieren darf und enorm peinlich für uns als Verein ist“, wird er auf der Internetseite des TVB zitiert.
Die Stadt teilte unserer Redaktion mit, dass der Caterer durch falschen Umgang mit Fett für den Alarm verantwortlich sei. Seit 2011 hätten 450 Veranstaltungen in der Arena stattgefunden. Insgesamt viermal sei Feueralarm seitdem ausgelöst worden. „Um zukünftig bei augenscheinlichen, lokal sehr begrenzten und ungefährlichen Rauchentwicklungen in den Kiosken oder in anderen Bereichen eine Spielunterbrechung und die komplette Evakuierung der Halle zu vermeiden, wird das Amt für Sport und Bewegung als Hallenbetreiber mit der Branddirektion weitere Optimierungen der Abläufe bei Brandmeldungen abstimmen“, sagt Stuttgarts Bürgermeister Martin Schairer. Mit den Caterern solle zudem nochmals die zulässige Nutzung der Kioske
besprochen und diese künftig stärker überwacht werden.
Der Verein selbst hat bereits erste Konsequenzen aus dem neuerlichen Alarm gezogen – auch, um eventuellen Auflagen durch die Handballliga zuvorzukommen. Bis auf weiteres sollen bei Spielen des TVB keine Grillspeisen mehr verkauft werden. Die Ligaverantwortlichen begrüßen das. Eine Strafe drohe dem Verein derzeit nicht, sagt Ligasprecher Oliver Lücke. Man habe aber schon einen Blick auf die Scharrena. „Die Sicherheit geht vor, und in erster Linie sind wir froh, wenn der Alarm im Ernstfall funktioniert. Aber häufigere Verzögerungen von 30 oder mehr Minuten wegen solcher Fälle gehen nicht“. sagt Lücke. Von daher habe man schon Gesprächsbedarf mit dem TVB.
Heib schlägt vor, die Brandmeldeanlage einem Stresstest zu unterziehen. Mit Feuerwehr und Stadt müsse man schauen, unter welchen Bedingungen sie auslöst. Denn den Stress, den ein falscher Feueralarm während eines Spiels mit 2000 Besuchern bei allen Beteiligten auslöst, will der TVB künftig vermeiden.