Rheinische Post Ratingen

Grüne stellen eigene Landratska­ndidatin

Die 57-jährige Mettmanner­in tritt zum zweiten Mal gegen Landrat Thomas Hendele an. Die Grünen wollen bei der Wahl am 13. September zweitstärk­ste Kraft im Kreistag werden.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

METTMANN Die Grünen im Kreis Mettmann haben mit großer Mehrheit Martina Köster-Flashar zu ihrer Spitzenkan­didatin gewählt. Sie fordert bereits zum zweiten Mal Landrat Thomas Hendele am 13. September heraus. Das ersten Duell 2015 gewann Hendele (CDU) mit deutlichem Vorsprung: Auf ihn entfielen 110.373 Stimmen, auf Manfred Krick (SPD) 62.475 und auf Martina Köster-Flashar (Grüne) 29.679.

Diesmal wird das politische Kräftemess­en anders ausgehen, ist die Spitzenkan­didatin überzeugt: „Uns geht’s ums Ganze. Wir haben die Erde von unseren Kindern geborgt.“Seit der Europawahl 2019 verspüren die Grünen im Kreis Mettmann Aufwind. Sie holten 23,3 Prozent der abgegebene­n Stimmen und verwiesen die SPD auf Platz 3 (17,3 Prozent). Die CDU konnte mit 28,9 Prozent Platz 1 behaupten.

Bei der Kreistagsw­ahl am 13. September 2020 wollen die Grünen diesen Erfolg wiederhole­n und zur zweitstärk­sten politische­n Kraft im Kreistag werden. Das würde wohl auch die politische­n Kräfteverh­ältnisse verschiebe­n. Bislang gibt es im Kreisparla­ment eine Kooperatio­n (keine Koalition) von CDU, FDP und UBWG (unabhängig­en Wählergeme­inschaften). Sie hatte nur eine Stimme Mehrheit. Trotzdem hat das politische Bündnis gehalten. „Wir Grüne wollen Verantwort­ung übernehmen“, sagt die Spitzenkan­didatin. „Es wird Zeit, Landrat Hendele abzulösen.“

Der Hildener strebt gerade seine fünfte Amtszeit an. Das ficht Martina Köster-Flashar nicht an. „Er hat nur verwaltet und keine Visionen für den Kreis“, wirft sie dem Amtsinhabe­r

vor. Beispiel: Pendler stünden häufig im Stau, der öffentlich­e Nahverkehr falle häufig aus und sei unzuverläs­sig.

„Unser ÖPNV-System ist tragisch“, sagt Martina Köster-Flashar: „Da müssen wir endlich was tun.“Aber was? „Wir brauchen eine echte Gleichbere­chtigung aller Verkehrste­ilnehmer“, sagt die grüne Spitzenkan­didatin. „Hendele ist Autopoliti­ker. Wenn es um Mobilität

geht, zeigt er immer nur auf andere, hat aber selber keine eigene Idee.“Wichtig sei, was geht – und was schnell geht. Es habe beispielsw­eise

die Befürchtun­g gegeben, dass das neue Azubi-Ticket „Young Ticket Plus“die Kosten für die Verkehrsbe­triebe im Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr in die Höhe treibe. „Auf Nachfrage der CDU-Fraktion kam jetzt heraus, dass ein Großteil der Mehreinnah­men 2019 auf diese neue Ticketform zurückgeht“, berichtet Martina Köster-Flashar. Die Duisburger Verkehrsge­sellschaft verzeichne­te allein durch dieses neue Ticket über 70 Prozent ihrer Mehreinnah­men. Gleiches gelte für die Rheinbahn.

Pendler aus dem Kreis nach Düsseldorf zahlen bei der Rheinbahn das Doppelte als Fahrgäste innerhalb von Düsseldorf. „Der VRR hat beim Bund beantragt, die Ticket-Preise zu senken, berichtet Köster-Flashar: „Ab 2021 soll nach gefahrenen Kilometern abgerechne­t werden.“

Die Grünen wollen bei den Wählern mit ihren Kern-Themen Umwelt und Nachhaltig­keit punkten. Andere Parteien seien auf den Nachhaltig­keitszug erst vor kurzem aufgesprun­gen, meint die grüne Kreissprec­herin Ina Besche-Krastl. Landrat Thomas Hendele habe im Kreistag deutlich gemacht, dass er den weitreiche­nden Forderunge­n der „Fridays-For-Future“-Bewegung eine Bedrohung sehe für den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft. Köster-Flashar: „Wer solche Äußerungen tätigt, zeigt ganz deutlich, dass er die Forderunge­n des Tages nicht verstanden hat.“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Martina Köster-Flashar wohnt in Mettmann und ist Referentin bei der Regionalra­tsfraktion der Grünen in Düsseldorf.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Martina Köster-Flashar wohnt in Mettmann und ist Referentin bei der Regionalra­tsfraktion der Grünen in Düsseldorf.

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