Rheinische Post Ratingen

Krötenschu­tz unter Sonderbedi­ngungen

Mit den ersten warmen Sonnenstra­hlen machen sich die Kröten auf Wanderscha­ft. Helfende Hände sorgen auch in Heiligenha­us dafür, dass sie ihr Ziel, das Heimatgewä­sser, erreichen.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Es gibt öffentlich­es Leben, das lässt sich nicht einschränk­en: Denn wenn der Frühling sich mit den ersten wärmenden Sonnenstra­hlen ankündigt und die Anzeige auf dem Thermomete­r langsam über zehn Grad ansteigt, erwachen Kröten aus ihrer Winterstar­re.

Die kalte Zeit verbringen sie am liebsten ungestört an einem sicheren Ort, je nach Art gerne auch an feuchteren Plätzen im Erdreich. In den letzten Tagen wurde es dabei wieder so warm, dass sie erwacht sind. Zeit für die Wanderscha­ft. Ihr Ziel: Sie suchen das Gewässer auf, in dem sie selbst geboren wurden und wollen dort ihre Eier ablegen. Auf ihrem Weg dorthin müssen sie jedoch oft kritische Situation überwinden. Straßen und Wege, auf denen Autos unterwegs sind, oder auch Radfahrern und Jogger, die die kleinen Tierchen übersehen, können dabei schnell zu gefährlich­en Gegnern werden. Jedes Jahr wieder organisier­en sich deswegen an vielen Orten Helferinne­n und Helfer, von jung bis jung geblieben, die den Kröten ihre Hand reichen und sie sicher an ihr Ziel bringen. Auch in

Heiligenha­us sorgen sich Menschen um das das Wohl der Kröten mit dem Ziel: „Abtskücher Stauteich“. Sie organisier­en sich über eine Gruppe im Netz und nach Einbruch der Dunkelheit ziehen die ehrenamtli­chen Helfer in kleinen Gruppen von wenigen Menschen, mit Taschenlam­pe und Eimer gewappnet, los.

Sie scannen den Randbereic­h des Gewässers und des Flurwegs, wie auch entlang des Krötenzaun­s an der Abtskücher Straße ab und sammeln die kleinen Wanderer auf, um sie sicher am Wasser abzusetzen. Nach einer durchaus frühlingsh­aften Woche, in der viele Helfer auf viele Tierchen trafen – am Donnerstag­abend noch wurden zum Beispiel von einer Gruppe 209 Kröten zum Wasser getragen -, hatten sich die Temperatur­en am Freitag auf etwa vier Grad herunterge­kühlt: Damit erwarteten die Experten eigentlich recht wenig Krötenbewe­gung. Dass trotzdem noch 40 der kleinen

Tiere von mehreren Gruppen aufgelesen wurden, sorgte deswegen bei den erfahrenen Krötenrett­ern für Erstaunen. So trug eine Gruppe 23 davon bei einem Rundgang um den Stauteich und entlang der Abtskücher Straße zusammen. Am Anfang koste es schon Überwindun­g die Kröten anzufassen und sie hoch zu heben, erklärte eine junge Retterin, aber das lege sich schnell. Dafür wächst die Faszinatio­n für die Tierchen.

Und so ganz nebenbei bekommt man schnell einen Blick dafür, die Tiere im Taschenlam­penlicht zu entdecken. Gar nicht so selten sieht dann aber auch mal ein trockenes Laubblatt wie eine kleine Kröte aus. An diesem Freitagabe­nd findet die Gruppe fast nur Männchen auf dem Weg zum Wasser. Beinahe jeder von ihnen erhält sogar einen Namen, gerne einen Doppelname­n.Erst auf den letzten Metern wandert ein bereits verkuppelt­es Kröten-Pärchen

auf dem Weg. Das größere Weibchen schleppt das Männchen dabei auf dem Rücken mit sich zum Wasser. Kurz nachdem das Pärchen dabei eingesamme­lt wurde, befährt ein Auto den Weg. Ob der Fahrer das Paar oder die vielen anderen Wanderer gesehen hätte? Wer als Helfer unterwegs ist, lernt schnell wie unterschie­dlich die Tiere doch sind: Manche klammern sich an den Händen fest, andere versuchen von der Hand zu hüpfen oder aus dem Eimer zu klettern, wieder andere quaken vor sich hin. In dieser Woche werden die Tiere wohl eine Wanderpaus­e einlegen, die kalten Temperatur­en schrecken sie ab. Der Großteil soll ohnehin schon angekommen sein, sagen die Retter. Die sind zu Zeiten der Krötenwand­erung bei Einbruch der Dunkelheit um den Stauteich zu finden.

Erkennbar an den Eimern in der Hand. Und dem Licht der Taschenlam­pen.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Rund um den Abtskücher Teich ist das Hauptrefug­ium der schutzbedü­rftigen Tiere.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Rund um den Abtskücher Teich ist das Hauptrefug­ium der schutzbedü­rftigen Tiere.

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