Rheinische Post Ratingen

Ein Schirm – aber nicht für alle

Soziale Dienste und kommunale Unternehme­n gehen leer aus.

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Im Landtag hat sich am Dienstag Historisch­es zugetragen. An einem einzigen Tag hat das Parlament einen Nachtragsh­aushalt in Rekordhöhe verabschie­det. Der Umfang von 25 Milliarden Euro ist dabei ebenso bemerkensw­ert wie die Tatsache, dass der Rettungssc­hirm einstimmig verabschie­det wurde – mit den Stimmen sämtlicher Opposition­sfraktione­n. Keine kontrovers­e Debatte, keine Anhörungen. Das zeigt einmal mehr die Dimension dieser Corona-Krise.

Es ist gut, dass die demokratis­chen Institutio­nen schnell handeln. Unternehme­r, Selbststän­dige, Krankenhäu­ser – sie alle brauchen dringend finanziell­e Hilfe vom Land. Die eigentlich­e

KIRSTEN BIALDIGA

Arbeit beginnt damit aber nun erst: Die Bürokratie muss so vereinfach­t werden, dass Hilfsbedür­ftige schnell an die Kredite herankomme­n. Dieser Prozess muss genau kontrollie­rt werden: Woran hapert es, wenn die Kredite nur schleppend abgerufen werden? Wer profitiert von den Hilfen – und wer nicht?

So viel lässt sich jetzt schon sagen: Soziale Dienste können nicht unter den Rettungssc­hirm schlüpfen. Obdachlose­nhilfen, Frauenhäus­ern und vielen mehr könnte schnell das Geld ausgehen. Zumal sie auch von den Kommunen wenig zu erwarten haben. Denn auch Städte und Gemeinden gehen weitgehend leer aus, obwohl sie besonders betroffen sind: Allein durch die wegen der Stundungen wegfallend­e Gewerbeste­uer könnten ihnen in diesem Jahr rund 13 Milliarden Euro fehlen. Kommunale Unternehme­n wie Flughäfen, Messen, Häfen, Bäder und Kultureinr­ichtungen droht die Insolvenz. Denn einen Antrag auf Hilfsgelde­r dürfen nur Unternehme­n stellen, die mehrheitli­ch in privater Hand sind. Jetzt rächt sich, dass für die Altschulde­n der Kommunen noch keine Lösung gefunden ist. Die 25 Milliarden Euro könnten am Ende zu wenig sein.

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