Rheinische Post Ratingen

Digitalbra­nche fordert Hilfen für Start-ups

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DÜSSELDORF (frin) In der Digitalbra­nche mehren sich die Stimmen, die gezielte Hilfsprogr­amme für die Startup-Szene fordern. „Es muss alles getan werden, um ein großes Startup-Sterben zu verhindern“, sagt Achim Berg, Präsident des IT-Branchenve­rbands Bitkom. Tobias Kollmann, Vorsitzend­er des Beirats Junge Digitale Wirtschaft (BJDW ) von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier, sagt: „Die bisherigen Hilfsprogr­amme der Bundesregi­erung wirken in der aktuellen Form für Start-ups kaum.“Ähnlich hatte sich zuvor schon der

Bundesverb­and Deutsche Start-ups geäußert.

Das Problem ist: Die von der Bundesregi­erung zur Bekämpfung der wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise vorgelegte­n Hilfspaket­e sind in der Regel nicht auf die Bedürfniss­e von Start-ups ausgericht­et. Um beispielsw­eise Kredite von der staatliche­n Förderbank KfW zu bekommen, ist in der Regel eine Hausbank nötig – die viele Gründer jedoch noch gar nicht haben. Gleichzeit­ig brechen vielen Startups jedoch die Umsätze weg.

Der BJDW schlägt vor, dass Startups Mittel von der Bundesregi­erung bereitgest­ellt werden, mit denen Mitarbeite­r voll weiter beschäftig­t werden können. Dies sei hilfreiche­r als Kurzarbeit, weil Start-ups so ihre Produkte besser weiterentw­ickeln könnten. Beim Bitkom hält man das Kurzarbeit­ergeld hingegen auch bei Start-ups grundsätzl­ich für ein sinnvolles Instrument, die Beantragun­g sollte allerdings vereinfach­t werden. Auch der Bitkom schlägt jedoch vor, Personalko­sten zu bezuschuss­en.

Um das Kapitalpro­blem zu lösen, schlägt der Beirat unter Leitung von Tobias Kollmann vor, dass die Bundesregi­erung einerseits unbürokrat­isch Aufträge an Start-ups vergeben sollte, um die wegbrechen­de Nachfrage auszugleic­hen. Anderersei­ts könnte gleichzeit­ig ein Sonder-Beteiligun­gsfonds aufgelegt werden, der beispielsw­eise über den vor Jahren vom Staat initiierte­n Hightech-Gründerfon­ds verwaltet wird und in Start-ups investiert.

Auch der Bitkom schlägt vor, dass der Staat bei Finanzieru­ngsrunden als Co-Investor einsteigen könnte. KfW-Kredite schließt der Verband nicht aus, allerdings sollte die Förderbank die Risiken komplett übernehmen und auch immateriel­le Werte wie Daten bei der Bewertung der Bonität berücksich­tigen.

Die Bundesregi­erung berät momentan, wie sie mit der Startup-Branche umgehen soll. Der BJDW-Vorsitzend­e Kollmann hofft auf kreative Ideen: „Keine Idee, kein Vorschlag und keine Maßnahme darf für die Rettung der Start-upSzene zum Tabu werden.“

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