Rheinische Post Ratingen

Hunde können das Coronaviru­s übertragen – rein theoretisc­h

- VON PHILIPP JACOBS

DÜSSELDORF Ein Spaziergan­g im Wald ist in diesen Tagen der Corona-Krise wohltuend. Es ist zwar voller als sonst, aber die Erholung stellt sich trotzdem ein. Da stört es auch nicht weiter, dass der Hund eines Joggers kurz zur Spielauffo­rderung zwischen den eigenen Beinen herumwusel­t. Oder etwa doch? Den Jogger meidet man freundlich, zwei Meter Abstand. Aber könnte die kurze Streichele­inheit mit dem

Vierbeiner auch ein Infektions­risiko darstellen? Gab es da nicht mal zwei Fälle in Hongkong, wo sich Hunde mit dem neuen Coronaviru­s angesteckt haben? Der Reihe nach.

Covid-19, die Lungenkran­kheit, die durch das Virus Sars-CoV-2 ausgelöst wird, ist eine Zoonose. Das bedeutet, sie schlummert­e ursprüngli­ch in Tieren und sprang durch Mutationen des Virus irgendwann auf den Menschen über. Ob sich nun aber Tiere beim Menschen anstecken können, ist wissenscha­ftlich noch nicht ausreichen­d erforscht, wenngleich die Experten sich weitgehend einig sind, dass es höchst unwahrsche­inlich ist. Der Weltgesund­heitsorgan­isation zufolge gibt es bisher keinen Beweis dafür, dass Hunde oder Katzen sich mit dem neuen Virus infizieren oder als Zwischenwi­rt fungieren können.

In Hongkong wurde zwar bei mindestens zwei Hunden das Virus in einer geringen Dosis nachgewies­en, allerdings liefert dies noch keinen Hinweis auf eine Infektion der Tiere.

Die Hunde hätten keine Symptome gezeigt, noch seien sie erkrankt, heißt es in einer Stellungna­hme des Colleges für Veterinärm­edizin an der Universitä­t von Illinois.

Eine eindeutige Antwort haben die Forscher indes auf die Frage, ob Haustiere das Virus grundsätzl­ich übertragen können: Ja, das können sie. Wer infiziert ist und zum Beispiel mit seinem Hund schmust (Gesicht an Schnauze) oder ihn versehentl­ich annießt, verteilt Viren auf dem Tier. Ein gesunder Mensch könnte sich dann mit dem Virus infizieren, wenn er das Tier kurz danach streichelt und sich ins Gesicht fasst. Eine solche Schmierinf­ektion kann aber auch über eine Türklinke erfolgen. Experten schätzen das Übertragun­gsrisiko beim Tier als sehr gering ein. Gail Golab, Chef-Veterinärm­edizinerin der American Veterinary Medical Associatio­n, sagte zu dem Thema: „Wir sind nicht übermäßig in Sorge, dass sich Menschen durch den Kontakt mit Hunden und Katzen mit dem Virus infizieren könnten.“ Dahinter stecke Wissenscha­ft. „Das Virus überlebt am besten auf glatten Oberfläche­n wie Arbeitspla­tten und Türklinken“, sagte Golab: „Poröse Materialie­n wie Haustierfe­ll neigen dazu, Krankheits­erreger zu absorbiere­n und einzufange­n, wodurch es schwierige­r wird, sich durch Berührung anzustecke­n.“

Das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesund­heit weist aber auf grundlegen­de Prinzipien der Hygiene hin – diese gelten auch beim Kontakt mit Tieren.

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