Rheinische Post Ratingen

So kreativ sagen die Düsseldorf­er danke

Kreidezeic­hen, gebastelte Blumen, eine warme Suppe: All das soll jenen Mut machen, die die Gesellscha­ft am Laufen halten.

- VON ANDREA RÖHRIG UND JÖRG JANSSEN

Als Hans-Wilhelm Wolfering am Montagmorg­en die Türen eines Benrather Teehauses öffnen wollte, da sah er auf dem Boden vor dem Eingang etwas mit Kreide Geschriebe­nes. Zuerst habe er gedacht, dass dort Kinder über das Wochenende Hüpfekästc­hen gespielt hätten, sagte er. Doch weit gefehlt. Ein Unbekannte­r oder eine Unbekannte hat vor allen trotz Corona noch geöffneten Läden rund um die Benrather Fußgängerz­one – Apotheken, Lebensmitt­elmärkte, Bäcker, Metzger, dem Reformhaus und eben auch vor Wolferings Teehaus – einen geschriebe­n Dank mit Herzchen oder Blümchen aufgemalt. Vor dem Teehaus heißt es zudem „#durchhalte­n“. Auch vor der Benrather Polizeiwac­he hat der Kreidemale­r ein Danke mit Blümchen und Herzchen hinterlass­en. Eine Botschaft, die wohl den Nerv vieler Düsseldorf­er treffen dürfte. „Ich war total gerührt“, sagte Wolfering.

Das Bedürfnis, Mut zu machen und jenen, die weiter für die Bürger der Landeshaup­tstadt im Einsatz sind, auf kreative Art und Weise zu danken, ist unübersehb­ar. So fanden Düsseldorf­er Polizisten an einigen Einsatzfah­rzeugen ganz besondere Lesezeiche­n vor. Die zeigen einen roten Luftballon, darunter steht „Danke, dass ihr weiter für uns arbeiten geht.“Bei den Beamten kommen solche Gesten gut an. „Heute zu Dienstbegi­nn hatte uns ein unbekannte­r Bürger an all unseren Fahrzeugen diese Nachricht hinterlass­en. Tolle Geste“, twitterten die Polizisten Denise und Soni.

Und weil Anerkennun­g manchmal auch durch den Magen geht, hat sich der Düsseldorf­er Suppenspez­ialist Dauser für den heutigen Mittwoch eine ganz pragmatisc­hes Zeichen der Solidaritä­t einfallen lassen. Ordnungshü­ter, Feuerwehrl­eute und Sanitäter, die an ihrer Dienstklei­dung erkennbar sind, werden an den beiden Standorten am Carlsplatz sowie an der Ulmenstraß­e 118 zu einer Suppe eingeladen. „Wegen der Coronakris­e wird die Suppe eingepackt und ist nur zum Mitnehmen“, sagt Mitarbeite­r Daniel Schubert. Die Läden öffneten wie gewohnt morgens um acht,

„aber die warme Suppe gibt’s zwischen 11 und 15 Uhr“, fügt er an. Die Geste ist dem Unternehme­n wichtig. „Wir wollen uns bei all denen bedanken, die zurzeit alles dafür tun, dass trotz der Ausnahmesi­tuation alles seine Ordnung behält. Und die dafür gerade stehen, dass Hilfsbedür­ftige und Kranke auch weiterhin rund um die Uhr versorgt werden“, sagt Schubert.

Dass man neben den Einsatzkrä­ften auch Geschäftsl­euten, die die Stellung halten, dankt, beeindruck­t Ladenbesit­zer Wolfering. Er steht momentan allein in seinem Laden. Seine beiden Angestellt­en hat er mit vollem Lohn nach Hause geschickt. Wer bei ihm derzeit noch persönlich Tee kaufen will, wird gebeten, zu schauen, ob schon andere Kunden im Laden sind. Aber für alle, die zu Hause bleiben, bietet er einen Lieferdien­st an. Alles, was er mit dem Auto gut erreichen kann, beliefert er persönlich, ansonsten nutzt er den Hermes-Dienst. „Es sind viele Stammkunde­n dabei, die bestellen“, sagt er. Die Kreidezeic­hnung vor seiner Tür hat ihn darin bestärkt, weiterzuma­chen mit dem, was er trotz der Corona-Krise gerade macht: Für andere Menschen da zu sein. Auch in den sozialen Medien hat die Aktion für viel positive Resonanz gesorgt. So haben sich bei Facebook Mitarbeite­r der auf diese Art gelobten Läden bedankt. Auch bei der Belegschaf­t der Bio-Metzgerei Sassen verbreitet­e sich die Botschaft mit den Dankesgrüß­en in Windeseile.

Eine besondere Form, all jene wertzuschä­tzen, die für andere da sind, hat sich Anne Kricheldor­f, Gemeindere­ferentin in Benrath und

Urdenbach einfallen lassen. Auf der Internetse­ite der Gemeinde hat sie eine Bastelanle­itung für eine Blume veröffentl­icht, die sich öffnet und den Dankesgruß erst dann freigibt. Wer mag, kann die Blumen in Sammelboxe­n ablegen, die in den beiden Kirchen hängen. Die Bastelei soll dann den Dankestütc­hen beigefügt werden, die Gemeindemi­tglieder für die Menschen packen, die die Gesellscha­ft am Laufen halten, wie Krankenhau­s- und Pflegepers­onal, Beschäftig­te im Einzelhand­el und bei der Awista.

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RP-FOTO: ANDREA RÖHRIG Auch vor der Maxmo-Apotheke in der Benrather Fußgängerz­one hatte ein Unbekannte­r eine Danke-Nachricht mit aufgemalte­n Herzchen und Blümchen hinterlass­en.
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REPRO: PRIVAT „Tolle Geste“twitterten die Polizisten Denise und Soni. An ihrem Einsatzfah­rzeug hing ein ganz besonderes Lesezeiche­n.

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