Online-Supermärkte durch Corona überlastet
Unser Mitarbeiter hat versucht, bei verschiedenen Lieferdiensten Lebensmittel zu bestellen. Das war schwierig.
DÜSSELDORF Die Anweisungen in Zeiten der Corona-Krise sind klar: soziale Kontakte meiden und wenn möglich zu Hause bleiben. Bislang gelingt mir das im Alltag ganz gut, doch es gibt eine Ausnahme: Auf den regelmäßigen Besuch im Supermarkt kann ich nicht verzichten. In den engen Gängen ist es jedoch häufig schwierig, Begegnungen mit anderen Kunden zu verhindern. Auch muss man an der Kasse wiederholt den Warentrenner in die Hand nehmen oder bei größeren Besorgungen den Einkaufswagen durch den Laden schieben.
Als ich mich nach einer möglichen Alternativen umsehe, werde ich im Internet fündig. Digitale Supermärkte versprechen hier, dass man den Einkauf ganz bequem von zu Hause aus erledigen kann und die Produkte bis zur eigenen Haustür geliefert werden. Gerade in Zeiten der Corona-Krise ein toller Service, schließlich kann er helfen, mich selbst und – noch viel wichtiger – Menschen zu schützen, die zur Risikogruppe gehören. Doch funktioniert das wirklich problemlos und ist der digitale Lebensmittelhandel der momentanen Ausnahmesituation gewachsen?
Um für gleiche Wettbewerbsbedingungen zu sorgen, versuche ich bei allen Anbietern die gleichen Zutaten zu bestellen. Als Hauptgericht habe ich mir Spaghetti Carbonara ausgesucht und zum Nachtisch soll Apfel-Crumble serviert werden.
Den Anfang macht der „Rewe Onlineshop“. Die Auswahl an Produkten und Marken ist groß und so stellt sich bei mir schnell das Gefühl ein, durch einen vollwertigen Online-Supermarkt zu spazieren. Ein Text auf der Hauptseite kündigt jedoch bereits an, dass auch die digitalen Regale leerer sind als normalerweise: „Aufgrund des hohen Bestellaufkommens sind unsere Liefer- und Abholzeitfenster schnell ausgebucht sowie einige Artikel vorübergehend in der Bestellmenge eingeschränkt.“Einige Nudelvariationen sind so bereits nicht mehr verfügbar. Nach einer kurzen Suche habe ich aber alle benötigten Zutaten für beide Gerichte gefunden. Gut ist, dass die Produktpreise denen im Supermarkt entsprechen. Schlecht dagegen, dass ich damit nicht über den 50 Euro Mindestbestellwert komme. Also packe ich einen ganzen Wocheneinkauf in den Einkaufswagen, erstelle mir ein Benutzerkonto und öffne das Fenster, in dem ich mir theoretisch eine Lieferzeit aussuchen könnte. Doch alle Termine sind bis zum 4. April bereits ausgebucht. Weiter reicht der Kalender zum Zeitpunkt meiner Bestellung nicht.
Das gleiche Problem erwartet mich auf den Seiten „food.de“und „myTime.de“: Die Auswahl ist groß, gewünschte Produkte sind schnell gefunden und eigentlich könnte man sich das Lieferdatum aussuchen. Freie Termine sind jedoch nicht mehr verfügbar. Einen Mindestbestellwert gibt es bei beiden Anbietern nicht, aber es fallen Liefergebühren an und „myTime.de“erhebt je nach ausgewählten Produkten einen Betrag für die „Frischegarantie“. Für die App „Picnic“kann ich mir gar nicht erst einen Account erstellen. Wie lange ich warten muss, um die App nutzen zu können, kann mir auch der Kundenservice nicht beantworten.
Bei anderen Online-Supermärkten scheitert mein Test bereits an der eingeschränkten Produktauswahl. So verspricht der Onlineshop
„Edeka24“nach wie vor eine Lieferung innerhalb von vier bis sechs Werktagen, bietet aber keine frischen Lebensmittel an. Bei einem erneuten Besuch der Seite zwei Tage später sind auch die haltbaren Lebensmittel nicht mehr auffindbar. Getränke wie Spirituosen, Weine und Kaffee kann man dagegen noch über den Shop bestellen. Lidl liefert ebenfalls alkoholische Getränke, andere Lebensmittel sind dagegen nur im Markt erhältlich. Der digitale Supermarkt „Amazon Pantry“hat einige Produkte wie Nudeln auf Lager, doch Waren wie Eier oder Äpfel sucht man auch dort vergeblich.
So bleibt mir am Ende nichts Anderes übrig, als mich doch auf den Weg zum Supermarkt um die Ecke zu machen. Die momentane Situation bringt die digitalen Supermärkte ebenso an ihre logistischen Grenzen wie die Filialen vor Ort, was die meisten Anbieter auch klar auf ihren Webseiten kommunizieren. Unklar ist, ob sich die Anbieter in den kommenden Monaten an die gesteigerte Nachfrage anpassen können. Klar ist aber: Die Corona-Krise ist für den Handel eine echte Herausforderung. Im Internet wie in der Realität.