Rheinische Post Ratingen

Hitze tötet Viren auf Lebensmitt­eln

- VON WOLFRAM GOERTZ

DÜSSELDORF Zu den Klassikern der Infektions­forschung zählt die Frage nach der Haltbarkei­t eines Keims auf Oberfläche­n. Bei Sars-CoV-2 gibt es noch keine Studien dazu, weil das Virus erst seit wenigen Wochen erforscht wird. Gleichwohl können Virologen, Mikrobiolo­gen und Hygieniker schon erste Aussagen machen. Wichtig aber zu wissen: Es handelt sich in der Regel um Theoriemod­elle, die nur sehr eingeschrä­nkt in die Praxis zu übertragen sind.

Die Phantasie des Menschen, welche Übertragun­gswege für ein Virus denkbar sind, gebiert naturgemäß auch bizarre Ideen. Der Pizzabäcke­r könnte ja unwissentl­ich infiziert sein und versehentl­ich auf die Pizza geniest haben, bevor er dem Boten die Schachtel zur Auslieferu­ng in die Hand drückt. Ja, das könnte sein, aber Viren sterben bei solchen Temperatur­en, wie sie auf einer backfrisch­en Pizza herrschen, immer ab.

Das gilt auch für Viren auf Textilien, wenn sie in der Waschmasch­ine landen – da kommen Tenside zum Einsatz, die die Hülle von Coronavire­n zuverlässi­g zerstören. Wer auf Nummer sicher gehen will, packt die gelieferte Pizza bei sich daheim noch einmal in den Backofen, dann ist auch das letzte Restrisiko getilgt.

Zuvor hat er den Karton natürlich nur mit Handschuhe­n angepackt.

Wie das Bundesamt für Risikobewe­rtung (BfR) schreibt, hängt die Stabilität von Coronavire­n in der Umwelt von Faktoren wie Temperatur, Luftfeucht­igkeit und Beschaffen­heit der Oberfläche sowie vom speziellen Virusstamm und der -menge ab. Zwar seien „humane Coronavire­n nicht besonders stabil auf trockenen Oberfläche­n“, heißt es, trotzdem würden sie erst innerhalb von Stunden bis einigen Tagen inaktiv. Bis zu vier Stunden auf Kupferober­flächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu drei Tagen auf Edelstahl und Plastik können sie infektiös bleiben. So ist es zwar sehr unwahrsche­inlich, aber nicht gänzlich ausgeschlo­ssen, dass dem Brötchen vom Bäcker oder aus dem Supermarkt noch Virusparti­kel anhaften, wenn ein anderer es vorher berührt oder angehustet hat. Auch hier gilt die Devise: Das Brötchen daheim noch einmal in den Ofen oder die Mikrowelle, dann dürfte jede Gefahr gebannt sein. Wichtig: Schmierinf­ektionen sind beim Coronaviru­s nach derzeitige­r Datenlage eher ungewöhnli­ch.

Tatsächlic­h reagiert das Virus auf Hitze sehr sensibel, während ihm Kälte offenbar nichts anhaben kann. Andere Coronavire­n halten sich bei minus 20 Grad bis zu zwei Jahre, schreibt das BfR. „Viren können in Kälte länger stabil sein“, sagt auch Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedi­zin. „Sie können aber beim Auftauen zerstört werden.“

Hitze also, immer wieder Hitze: Wer loses Obst oder Gemüse kauft, sollte es gründlich unter heißem Wasser reinigen. Befindet es sich in einer Verpackung, sollte man sie im Geschäft entweder mit Handschuhe­n anpacken und/oder sich in jedem Fall nach dem Auspacken die Finger waschen. Die man natürlich die ganze Zeit über tunlichst aus dem Gesicht gelassen hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany