Rheinische Post Ratingen

S-Bahnen trotz Corona überfüllt

Viele fahren nur noch im Stundentak­t. Fahrgäste fürchten Infektione­n.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Nachdem die Verkehrsve­rbünde fast alle S-Bahnen nur noch im Ein-Stunden-Takt fahren lassen, klagen viele Kunden über volle Züge. Denn so steigt die Corona-Ansteckung­sgefahr. Die Lage ist so ernst, dass NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) die Bahnbetrie­be gebeten hat, mit Doppelzüge­n zu fahren und die Fahrpläne zu überprüfen. Er drängt Bahnchef Richard Lutz in einem Brief, Fernverkeh­rszüge auf einer Reihe an Strecken ohne Zuschlag für Pendler zu öffnen, um etwa zwischen Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf S-Bahnen und Regionalzü­ge zu entlasten. Die Bahn erklärte, sie wolle die Bitten schnell prüfen.

Besonders eng ist es in den S-Bahnen S1 (Dortmund-Solingen), S6 (Essen-Düsseldorf-Köln), S8 (Hagen-Mönchengla­dbach), sagt Lothar Ebbers vom Fahrgastve­rband Pro Bahn. Aber auch in der S12 (Horrem-Hennef) und S19 (Düren-Au) gäbe es viele Probleme.

Fahrgäste sind empört: Am Montag sei ein Zug der S8 nur als Kurzzug mit halber Kapazität gefahren, obwohl die Strecke nur noch einmal pro Stunde angeboten werde. Das schrieb ein Betroffene­r unserer Redaktion. „Wer aussteigen wollte, musste sich ein langes Stück durch den vollbesetz­ten Zug drängen. Viele Fahrgäste trugen Masken oder ersatzweis­e Schals vor dem Mund. Im Zug herrschte gereizte Stimmung.“Manche Fahrgäste seien „kurz vor dem Durchdrehe­n“gewesen, weil sie eine Infektion fürchteten. Ein anderer Gast erzählt von einer Fahrt zwischen Horrem nach Düsseldorf. „Es war proppenvol­l.“

Die Verkehrsve­rbünde räumen ein, dass viele Züge zu stark belegt sind. Auf ihrer Internetse­ite Mobil. nrw/corona erklären sie: „Momentan kommt es durch den Sonderfahr­plan auf einzelnen Verbindung­en zu einer zu hohen Auslastung der Züge. Die Beteiligte­n arbeiten bereits an Anpassunge­n.“Viele Pendler greifen zu Selbsthilf­e, fahren mit dem Auto oder Fahrrad, manche fahren ohne Zuschlag in Fernverkeh­rszügen: Kontrollie­rt wird zurückhalt­end, weil die Bahnbetrie­be Ansteckung­srisiken senken wollen.

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