Bahn erwartet weniger Fahrgäste und Gewinn
2019 erreichte die Bahn einen Fahrgastrekord im Fernverkehr. Dann kam die Corona-Krise.
BERLIN (dpa) Die Deutsche Bahn rechnet 2020 erstmals seit Jahren mit weniger Fahrgästen. Nach einem weiteren Rekord 2019 dürften die Zahlen nun wegen der Coronavirus-Krise sinken, wie es im Geschäftsbericht heißt, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der Umsatz wird voraussichtlich sinken, der Gewinn deutlich rückläufig sein. Konzernchef Richard Lutz versicherte aber, man habe die finanzielle Stabilität der Bahn fest im Blick.
2019 waren in die Fernzüge so viele Fahrgäste gestiegen wie nie zuvor, es war das fünfte Wachstumsjahr in Folge. Gut 150 Millionen Kundenfahrten entsprachen einem Plus von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nun dürfte die Zahl wieder sinken. Grund dafür ist die Coronakrise. Seit diesem Monat fahren deutlich weniger Menschen Bahn als üblich, das Angebot wurde um rund ein Viertel gestutzt.
Das ändert nichts an der Strategie, das Angebot auszubauen. Das soll mehr Menschen dazu bringen, vom Auto und Flugzeug auf Züge umsteigen. In Vollzeitstellen gerechnet hatte die Bahn Ende 2019 gut 202.000 Mitarbeiter in Deutschland, 6000 mehr als ein Jahr zuvor. Eingestellt wurden Lokführer, Fahrdienstleiter, Instandhalter und Ingenieure. Weltweit beschäftigt der Konzern 324.000 Mitarbeiter.
Der Umsatz legte 2019 um 0,9 Prozent auf 44,4 Milliarden Euro zu. Wegen hoher Investitionen und steigender Personalkosten sank jedoch der Gewinn. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag mit 1,84 Milliarden Euro 13 Prozent unter dem Vorjahreswert. Unterm Strich erwirtschaftete die Bahn ein Jahresergebnis von 680 Millionen Euro, 25 Prozent mehr als im Vorjahr. 650 Millionen Euro gingen als Dividende an den Eigentümer, den Bund. Die Bahn hat 24 Milliarden Euro Schulden. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Krise seien in ihrer genauen Höhe noch nicht bezifferbar, sagte Finanzchef Levin Holle. Im Geschäftsbericht ist von erheblichen negativen Auswirkungen die Rede.
Auch im deutschen Regionalverkehr fuhren 2019 mehr Menschen mit der Deutschen Bahn. Knapp zwei Milliarden Kundenfahrten entsprachen einem Plus von 1,6 Prozent. „Wir sehen klare Anzeichen für eine Verkehrsverlagerung auf die klimafreundliche Schiene“, sagte Lutz. Für den Güterverkehr traf das nicht zu. Hier sank der Marktanteil der Schiene von 19,2 Prozent auf 18,6 Prozent. Fast drei Viertel aller Güter werden auf der Straße transportiert. Die Gütersparte DB Cargo bleibt das Sorgenkind des Konzerns. Das Minus wuchs von 190 auf 308 Millionen Euro, was auch an der Konjunkturschwäche lag.
Die Bahn bekräftigte ihr Ziel, dass 78 Prozent der Fernzüge pünktlich sein sollen – das heißt weniger als sechs Minuten zu spät ankommen. 2019 hatte der Fernverkehr sein Ziel trotz Verbesserungen verfehlt. Die Quote lag bei 75,9 Prozent statt der angepeilten 76,5 Prozent.
2019 waren nur 75,9 Prozent der Fernzüge pünktlich