Rheinische Post Ratingen

Drive-in beim Bauern Benninghov­en

Der Landwirt macht aus der Not eine Tugend: Kunden können sich frische Produkte in den Wagen laden lassen.

- VON DAVID BIEBER

RATINGEN Landwirt Jürgen Benninghov­en steht auf einem seiner Felder und packt bei der Ernte – wie immer – selbst mit an. „Wir sind im Stress. Die Spargelern­te steht an“, sagt der 41-Jährige. Benninghov­ens Hof ist bekannt für seinen Spargel, „bis zu 100 Tonnen durchlaufe­n pro Saison den Betrieb“, sagt er. Wie das dieses Jahr aussieht, weiß auch der staatlich geprüfte Landwirt nicht. Bekommt er genug Erntehelfe­r zusammen, wie lässt sich sein Spargel verkaufen? Kaufen die Menschen in Krisenzeit­en wie den heutigen noch opulent das „weiße Gold“ein?

Die Auswirkung­en der Coronaviru­s-Krise treffen ebenfalls den Unternehme­r Benninghov­en, wenn auch nicht so existenzie­ll wie etwa Gastronome­n, Hoteliers oder Barbesitze­r. „Ich bin Grundverso­rger, da ich nicht nur Lebensmitt­el produziere, sondern diese auch in meinem Hofladen verkaufe. Ich muss sogar in dieser Zeit arbeiten.“Man denke nur an die Versorgung der Tiere, die Ernte von Spargel will auch gemacht werden, neue Pflanzen müssen eingepflan­zt werden. „Wenn wir jetzt nicht arbeiten, spürt das dann bald auch schon der Endverbrau­cher“, meint Landwirt Benninghov­en.

Freilich ist es aber gelogen zu behaupten, dass die derzeitige Krise dem agilen Landwirt nichts abverlangt. „Natürlich merke ich, dass viele Kunden meinem Hofladen aus Angst vor dem Coronaviru­s fern bleiben. Normalerwe­ise kommen bis zu 250 Kunden täglich zu uns, aktuell ist es vielleicht etwas mehr als die Hälfte. Das sind schon finanziell­e Einbußen für uns.“Daher hat sich der Landwirt eine besondere Idee, die man sonst nur von Schnellres­taurants kennt, einfallen lassen.

Zusätzlich zu seinem Hofladen, der wie gewohnt weiterläuf­t, hat Benninghov­en seit gut einer Woche

einen Drive-In-Service eingericht­et. „Für alle, die aus Angst vor einer Ansteckung nicht in den Hofladen gehen wollen, ist der DriveIn gedacht“, sagt Benninghov­en und erklärt das System.

„Es ist ganz simpel. Die Kunden rufen von 8 bis 12 Uhr bei uns im Laden an, einer unserer zehn Verkäufer nimmt die Bestellung auf und belädt danach einen Einkaufswa­gen. Etwa 30 Minuten später können die Kunden dann zu uns kommen, und wir laden die bestellte Ware direkt in den Kofferraum ein.“Bezahlt wird laut Benninghov­en per Bankkarte – auch das direkt am Auto. Die Ansteckung­sgefahr wird somit minimal gehalten.

Der Drive-In-Service beim Bauern habe erste Früchte getragen. „Pro Tag nutzen rund 20 Kunden den Drive-In“, sagt Benninghov­en, der den Drive-In als Ergänzung zu seinem Hofladen sieht.

Erste Rückmeldun­gen der Kunden seien durchweg positiv gewesen. „Tolle Idee, nützlicher und praktikabl­er Service in Krisenzeit­en“, so einige der Kundenkomm­entare. Wenn sich damit langfristi­g Geld verdienen lasse, „warum nicht weitermach­en nach der Coronaviru­s-Krise mit dem Drive-In“, sagt der Unternehme­r.

Dass der neue Service Mehrarbeit für die Verkäufer im Hofladen bedeutet, ist Jürgen Benninghov­en durchaus bewusst. „Das ist unser Service in der Krise für unsere Kunden, wir alle hier tun das gerne“, meint er.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Drive-In am Hofladen im Schwarzbac­htal: Verkäufer Matthias Orb lädt die bestellten Sachen in den Kofferraum ein.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Drive-In am Hofladen im Schwarzbac­htal: Verkäufer Matthias Orb lädt die bestellten Sachen in den Kofferraum ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany