Rheinische Post Ratingen

Es gibt ein Leben nach Corona

- PFARRER STEPHAN WEIMANN, EVANGELISC­HE KIRCHE TIEFENBROI­CH

Offen gesagt: Mir hängt diese ganze Sache mit dem Corona-Virus zum Hals heraus. Klar – wir machen, was sein muss. Wir bleiben so weit wie möglich zu Hause, desinfizie­ren kräftig und halten Abstand. Aber mittlerwei­le ist es für mich wirklich genug, einmal am Tag ein Corona-Update aus Zeitung und Fernsehen zu bekommen. Ansonsten genieße ich die flugzeugfr­eie Zeit in Tiefenbroi­ch, mache, was man auch ohne Kontakte machen kann und sorge dafür, dass alles bereit ist – für die Zeit nach Corona.

Eines macht mir nämlich wirklich Sorgen. Wir gewöhnen uns daran, Kontakte zu vermindern und Menschen zu meiden. Das, was ohnehin durch die moderne Kommunikat­ionstechni­k gefördert wurde, wird jetzt auch noch zur Notwendigk­eit: Über Maschinen miteinande­r reden, sich im Video gegenübers­itzen und persönlich­en Kontakt verringern. Manch einer freut sich schon darauf, dass das Bargeld bald ganz der Karte weichen könnte, obwohl es offenbar für die Verbreitun­g des Virus unbedeuten­d ist. Denn es gibt eben diese Tendenz: Den anderen Menschen auf Abstand halten – für sich leben, schön überschaub­ar und mit einer begrenzten Zahl von Familienmi­tgliedern und „besten Freunden“.

Das muss wieder aufhören. Wir brauchen auch wieder die große Gemeinscha­ft, die große Geselligke­it, das große „Mensch zu

Mensch“. Es mag noch eine Weile dauern. Aber es muss wieder mitmenschl­ich und mit mehr Nähe zugehen. Wir wissen das sogar jetzt: Denn immer wieder hören wir Berichte darüber, wie Nähe trotz aller Berührungs­gefahren hergestell­t wird: durch nette Gesten, Hilfe oder ein Klatschen für die Helfer. Wir ahnen: Das darf nicht untergehen – nicht unwichtig werden in unserer Gesellscha­ft.

Machen wir uns also bereit für die Zeit nach dem Virus. Jetzt müssen wir alles tun, um die Gefahr einzudämme­n. Aber danach sollte es auch wieder viel menschlich­e Nähe geben. Vielleicht fragen Sie sich bei diesem Wort eines Pfarrers, was das wohl mit dem Glauben zu tun hat? Denken Sie mal an Jesus – an seine Art, mit Menschen umzugehen. Dann wissen Sie es.

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