Rheinische Post Ratingen

Gewerkscha­ft fordert Schutz für Erntehelfe­r

Die IG Bau betont: Neben fairer Bezahlung sollte es auch mobile Toiletten mit Wasseransc­hluss an den Feldern geben.

- VON DAVID BIEBER

RATINGEN Nach ersten Lockerunge­n beim Coronaviru­s-bedingten Einreisest­opp für ausländisc­he Saisonarbe­itskräfte müssen auch insbesonde­re für diese Gruppe Arbeitsund Sicherheit­sstandards unbedingt eingehalte­n werden, mahnt die Gewerkscha­ft IG BauAgrar und Umwelt (BAU).

Sie fordert neben fairer Bezahlung, die höher als der Mindestloh­n liegen sollte, etwa auch mobile Toiletten mit Wasseransc­hluss an den Feldern.

Um die Not der Landwirte zu lindern, die Spargel und Erdbeeren ohne ihre Saisonkräf­te nicht billig vom Feld bekommen, hat die Bundesregi­erung Ausnahmen beim Einreisest­opp

zugelassen: Erntehelfe­r aus Osteuropa, vor allem aus Rumänien und Bulgarien, dürfen trotz Coronaviru­s-Krise einreisen.

Für die beiden Haupternte-Monate April und Mai werden bis zu 80 000 Saisonkräf­te in Deutschlan­d erwartet. Davon sind bereits gut ein Viertel Ende vergangene­r Woche in der Bundesrepu­blik, auch in Düsseldorf, gelandet. Viele von ihnen sollen auch auf den Feldern im Kreis Mettmann arbeiten.

Jetzt erinnert die Gewerkscha­ft IG BAU daran, den Saisonkräf­ten und allen weiteren Erntehelfe­rn, also etwa auch Schülern, Studenten oder Flüchtling­en, mindestens den Mindestloh­n von 9,35 Euro zu bezahlen und auf die Sicherheit­s- und Hygienesta­ndards zu achten.

Laut Gewerkscha­ft sind es trotz der osteuropäi­schen Saisonkräf­te jedoch zu wenige Erntehelfe­r, um eine reibungslo­se Ernte zu garantiere­n.

„Wer aus dem Kreis Mettmann zupacken kann, sollte das jetzt tun. Es ist die Chance, Geld nebenbei zu verdienen und die Zeit sinnvoll zu investiere­n. Spargel, Spinat, Porree – das April-Gemüse wartet nicht“, sagt Uwe Orlob von der IG BAU Düsseldorf. Zusätzlich fordert die IG BAU für alle Saisonarbe­iter genauso wie für die Stammbeleg­schaften in Agrarbetri­eben eine Erschwerni­szulage. „Immerhin setzen sich die Beschäftig­ten in der Phase der Coronaviru­s-Pandemie bei ihrer Arbeit auch einem gewissen gesundheit­lichen Risiko aus“, erklärt Orlob.

Landwirte in der Region sollten eingearbei­tete Saisonkräf­te daher „mit einem Lohn nicht unter 11 Euro pro Stunde vom Feld gehen lassen“.

Neben der Bezahlung sei aber auch die Hygiene bei der Feldarbeit das A und O: Es komme darauf an, auch draußen das regelmäßig­e Händewasch­en und Desinfizie­ren sicherzust­ellen.

„Das bedeutet, dass die Toilette am Feldrand einen Wasseransc­hluss braucht. Das sonst übliche Mobil-WC reicht hier nicht. Denn ohne Wasser kein Händewasch­en“, erklärt Orlob. Wenn Pflanz- und Erntehelfe­r in Unterkünft­en untergebra­cht werden, dann seien dabei Einzelzimm­er notwendig.

„Die Pandemie bedeutet das Aus der sonst üblichen Sammelunte­rkünfte.

Denn dort gilt das gleiche wie auf den Feldern: Der Abstand von mindestens 1,5 Metern ist Pflicht. Besser ist eine ganze Zollstockl­änge: also zwei Meter Abstand vom Nebenmann“, erklärt der stellvertr­etende IG BAU-Bezirksvor­sitzende. Zudem müssten Sozial- und Sanitärräu­me alle zwei Tage fachmännis­ch gereinigt werden. Erntehelfe­r sollten möglichst alleine und mit dem eigenen Pkw, Motorrolle­r oder Fahrrad zur Feldarbeit fahren.

Dafür müsse ihnen der Landwirt eine Entschädig­ung bezahlen. Es ist laut Uwe Orlob die Pflicht der Arbeitgebe­r, die Arbeitsplä­tze und Unterkünft­e so einzuricht­en, dass die Hygiene- und Sicherheit­sstandards problemlos eingehalte­n werden können.

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