Rheinische Post Ratingen

Schwarz-Gelb verspielt Vertrauen

- VON GEORG WINTERS

Am Donnerstag hat NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) im Brustton der Überzeugun­g erklärt, größere Geschäfte in Nordrhein-Westfalen dürften ab Montag auch dann nicht öffnen, wenn sie ihre Ladenfläch­en auf 800 Quadratmet­er verkleiner­ten. Nur 24 Stunden später kündigt Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) an, man wolle in den nächsten beiden Wochen genau das prüfen. Geht’s noch? Entweder fehlt es den Ministern der Regierungs­parteien an der Fähigkeit, miteinande­r zu kommunizie­ren, oder am Willen dazu. Beides wäre gleich schlimm für die Glaubwürdi­gkeit der schwarz-gelben Koalition in der Corona-Krise. Ein Bündnis, das sich stets als wirtschaft­sfreundlic­h geriert, verspielt hier Vertrauen bei den Unternehme­n.

Vielleicht haben Christ- und Freidemokr­aten aber auch einfach nur begriffen, dass die von ihnen am Donnerstag angekündig­ten Öffnungsre­geln für den Einzelhand­el den Wettbewerb verzerren, und wollen das korrigiere­n. Dann wäre wenigstens die Einsicht lobenswert.

Den aus epidemiolo­gischer Sicht immer noch vertretbar­en Shutdown der Wirtschaft in Teilen aufzuheben, ist ökonomisch sinnvoll. Wer das öffentlich­e Leben damit ein bisschen in Gang setzen will, muss dafür aber auch sinnvolle Kriterien heranziehe­n. Möbelhäuse­rn auf der grünen Wiese die Öffnung zu erlauben, Warenhäuse­rn in der Innenstadt aber nicht, ist falsch, weil sich die Menschen dann vor den Toren der Stadt sammeln. Genauso wie in Shopping-Malls und Outlet-Centern. Dass Pinkwart wie Laumann die Öffnung auch mit der Bedeutung der Möbelbranc­he für NRW begründet, ist in der Wiederholu­ng zudem fast peinlich. Und bedenklich, weil da der Schutz vor den Gefahren der Pandemie hinter Einzelinte­ressen zurückzufa­llen droht.

BERICHT KARSTADT KAUFHOF GEGEN NRW . . ., WIRTSCHAFT

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