Rheinische Post Ratingen

Keine Gebühr für Besuch

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Das Studierend­enwerk in Düsseldorf forderte Mieter der Wohnheime auf, bei Übernachtu­ngen eine Gebühr zu zahlen. Sie sollen diese sogar im Voraus anmelden. Die Rede ist von Überwachun­g. Die AStA musste sich einmischen. Was ist da los?

Rund 3000 Wohnheimpl­ätze bieten Studierend­en in Düsseldorf die Möglichkei­t, kostengüns­tig und meist in Universitä­tsnähe zu leben. Die dabei anfallende­n Kosten sind unabhängig vom Nebenkoste­nverbrauch – Strom, Heizung, Internet werden pauschal bezahlt. Die Rechnung des Studierend­enwerks ist somit: Übernachte­t eine weitere Person in der Wohnung, steigt der Verbrauch, und damit erhöhen sich auch die Kosten. Dafür wollen die Vermieter fünf Euro pro Nacht.

Zugegebene­rmaßen kann bei dem Preis nicht einmal ein Hostel in Hauptbahnh­ofnähe mithalten. Trotzdem geht die Rechnung nicht auf. Manche Studierend­e sind oft zu Hause, andere seltener. Während der eine außerhalb schläft, kommt ein anderer vielleicht zu Besuch.

Dazu ist der gegebene Mindestans­pruch der Wohnungen selten besonders einladend. In einer 18 Quadratmet­er Unterkunft ist es allein schon eng genug – ob man dann genug Zeit dort verbringt, dass Strom- und Wasserverb­rauch bei ein paar Tausend Wohneinhei­ten merklich ansteigt, ist eher unwahrsche­inlich.

Nach einem gerechtfer­tigten Gegenschla­g des AStA räumt nun auch das Studierend­enwerk ein, dass die Idee doch nicht so gut war. Das Nachhallen ist dennoch nicht erloschen, der Vorwurf ist vor allem Überwachun­g. In der Theorie mag das Stimmen, doch fehlt dafür das entscheide­nde Kriterium: nämlich, dass nie kontrollie­rt wurde, wer in Wohnheimen ein- und ausgeht. Zu keinem Zeitpunkt patrouilli­erten Angestellt­e vor Eingangstü­ren, um zu prüfen, ob man etwa jene flüchtige Bekanntsch­aft, die man erst am Abend kennengele­rnt hat und die man jetzt spontan mit nach Hause nehmen möchte, bereits förmlich angemeldet hat. In Corona-Zeiten kommt wohl eh kaum einer auf so eine Idee.

Formt das nicht eine Grauzone, die im Grunde auf einer freiwillig­en Basis steht? Dass dieser Umstand in seltenen Fällen ausgenutzt wird, ist dann der Kollateral­schaden, den man in Kauf nehmen muss. Wenn man denn in einem freien Umfeld leben möchte. Der Aufschrei war also gerechtfer­tigt, das Nachgeben des Studierend­enwerks die nötige Antwort. Eine generelle Schlechtma­cherei der Einrichtun­g führt jedoch zu nichts.

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FOTO: ANNE ORTHEN Joshua Poschinski studiert Politikwis­senschafte­n und Germanisti­k an der Heinrich-Heine-Uni.

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