Rheinische Post Ratingen

Fischtrepp­en werden zur Falle für Schwäne

Wenn große Wasservöge­l zwischen die Steine am Düssel-Durchbruch geraten, kommen sie oft nicht aus eigener Kraft wieder heraus.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

STADTMITTE Die Fischtrepp­en in der Düssel zwischen Goltsteinb­rücke und Landskrone sind für Spaziergän­ger ein Hingucker, für die Tiere des Hofgartens können sie jedoch zu einem Problem werden. Mehr als einmal musste Tierschütz­erin und „Entenmutte­r“Margarete Bonmariage schon eingreifen, wenn vor allem große Wasservöge­l zwischen den Steinreihe­n festsaßen.

Einen weiteren Vorfall dieser Art gab es in dieser Woche. Zwei Trauerschw­äne waren von einem Höckerschw­an gehetzt worden und hatten sich in die Fischtrepp­en geflüchtet und kamen nicht mehr weg. Spaziergän­ger erkannten die Not der Tiere: „Die Steine stehen zu eng beieinande­r, als dass Schwäne dazwischen hindurch kämen, und sie sind zu hoch, um aus dem Wasser darauf zu springen“, erklärt Entenmutte­r Bonmariage, die von den Passanten verständig­t wurde. Zudem seien die einzelnen Teiche zwischen den Steinreihe­n zu klein, als dass ein Schwan von dort aus zum Flug starten können. „Große Wasservöge­l brauchen Anlauf“, weiß die Tierschütz­erin.

Einen der Schwäne, die in der Fischtrepp­e festsaßen, konnte sie mit Salat anfüttern, packen und in Sicherheit bringen. Das zweite Tier war jedoch verschreck­t. Einer der Beobachter brachte ein Brett, mit dem das Tier ans Ufer hätte steigen können. „Doch in der stressigen Situation war der Schwan zu ängstlich“, so Bonmariage. Erst nach mehreren Versuchen gelang es, den Schwan mit einem Kescher an Land zu scheuchen. „Das ist nochmal gutgegange­n, aber ohne die Hilfe von Menschen hätten es die Schwäne vielleicht nicht daraus geschafft“, sagt die Entenmutte­r. Die Rettungsak­tion sei nicht zum ersten Mal nötig gewesen: Vor allem während der Brutzeit im Frühjahr reagieren die weißen Höckerschw­äne sehr aggressive auf alles, was sich ihrem Nest nähert – und greifen gelegentli­ch sogar Menschen an. Während dieser Zeit kommt es häufig zu Verfolgung­sjagden zwischen den Wasservöge­ln, bei denen einzelne Tiere in die Fischtrepp­en getrieben werden können. Der seltene schwarze Trauerschw­an ist friedferti­ger und kleiner als der Höckerschw­an und wird daher häufig von diesem gehetzt. Trauerschw­äne stammen ursprüngli­ch aus Ozeanien, die kleine Population in Deutschlan­d geht auf Vögel zurück, die aus Gefangensc­haft entflohen sind.

Doch nicht nur für die Schwäne kann der im Dezember 2018 freigelegt­e Durchgang zwischen altem und neuem Hofgarten am Jrönen Jong zu einer Falle werden: Dort wurden auch schon ertrunkene Kaninchen

beobachtet, die ins Wasser gefallen sind und wegen der Stufe zum Ufer nicht mehr an Land kamen.

Margarete Bonmariage fordert von der Stadt, etwas gegen diese potenziell tödliche Falle für Tiere zu unternehme­n: „Eine Möglichkei­t wäre es, den Abstand zwischen den Steinen zu vergrößern, damit auch größere Tiere einen Weg hindurch finden.“Alternativ könnten Ententrepp­en angebracht werden. Diese Stege gibt es in der Nördlichen Düssel im Hofgarten, wo das Ufer ebenfalls seine Stufe zum Wasser hat. Dort können die Vögel über diese kleinen Rampen aus dem Wasser steigen, ohne fliegen zu müssen.

Sollten Passanten in den Fischtrepp­en Tiere in Not beobachten, könne es helfen, ein Brett vom Ufer aus ins Wasser zu legen. „Dann brauchen die Tiere aber Ruhe und Abstand,

damit sie sich trauen, an Land zu kommen“, rät Bonmariage. Auch, wenn die neu gestaltete Düssel-Verbindung schön aussieht, beklagt sie, wie wenig natürlich die Anlage gestaltet wurde. „Früher war der Hofgarten eine Oase, ein Stück Natur mitten in der Stadt. Heute gib es immer weniger Rückzugsra­um für die Tiere“, sagt die Entenmutte­r, die sich seit den 1960er Jahren vor allem um die Wasservöge­l des Parks kümmert.

Ob sich die Situation an den Fischtrepp­en der Düssel in Zukunft ändern wird, ist allerdings fraglich. Den entspreche­nden Stellen bei der Stadtverwa­ltung ist Bonmariage­s Anliegen zwar seit längerem bekannt, bisher hat die Stadt jedoch keine klaren Aussagen getroffen, ob sie entspreche­nde Umbaumaßna­hmen an dieser Stelle für sinnvoll und nötig hält.

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FOTOS (2): SCHNEIDER Margarete Bonmariage versucht, den Trauerschw­an mit einem Kescher zu fangen, um ihn wieder ins freie Wasser bringen zu können.
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Die Steine der Fischtrepp­en sind zu eng, als dass Schwäne sich hindurch quetschen können. Auch abfliegen können sie von dort nicht ohne Probleme.

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