Rheinische Post Ratingen

Fast alles dreht sich um die leckere Pute

Lothar Möbius ist seit 20 Jahren Händler auf dem Ratinger Markt – und das wissen seine treuen Stammkunde­n zu schätzen.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Puten sind wahrlich keine Tiere, bei denen Betrachter in verzückte Schreie wie „ach, wie süß“ausbrechen. Die weißen sehen meist aus wie zerklopfte Kopfkissen, die dunklen – Bronzepute­n – wie Rentiere auf zwei Beinen.

Und ihre nackten Köpfchen strahlen auch keinen wirklichen Liebreiz aus. Alles in allem sind sie eher potthässli­ch und machen put-put. Aber unter dem Federkleid sitzt der wahre Putenschat­z: das Fleisch. Das weiß Lothar Möbius, seit 20 Jahren Händler auf dem Ratinger Markt, das wissen seine treuen Stammkunde­n.

Er ist jetzt 62 Jahre alt, kann auf eine lange Berufstäti­gkeit als Geflügelfa­chwirt in Rumeln-Kaldenhaus­en zurückblic­ken und führt nach eigenen Angaben im Putengesch­äft den einzigen Betrieb weit und breit, der selber schlachtet.

Der Experte führt aus: „Die Gänseund Putenküken kommen mit etwa sechs bis acht Wochen zu uns. Danach wachsen die Jungtiere auf etwa 10.000 Quadratmet­er großen Weiden mit viel Auslauf auf. Die Puten bleiben dann etwa ein halbes Jahr bei uns auf der Weide, die Gänse etwa ein halbes bis ein dreivierte­l Jahr. Durch langsames Aufwachsen und das Zufüttern von Getreide, das weniger Eiweiß enthält und daher energieärm­er ist, haben unsere Tiere einen sehr guten Gesundheit­szustand, heile Atemwege, einen intakten Darm und keine Gelenkprob­leme. Daher kommen wir weitestgeh­end ohne Medikament­e aus.“

Und er fügt tröstend dazu: „Wenn es denn soweit ist, brauchen die Tiere nicht noch einen strapaziös­en Weg im Transporte­r zurückzule­gen.“

Außer dem ganz unterschie­dlichen Geschmack des Putenfleis­chs – man sagt, dass ein Tier siebenerle­i Geschmacks­richtungen vereint – spricht ein niedriger Fettgehalt für die Tiere.

So hat das Brustfleis­ch in der Regel nur drei Prozent Fett, das Fleisch der Oberkeule nur sechs Prozent. Und dann, wenn man beides nicht „tot kocht“, ist das Fleisch im garen Zustand keinesfall­s trocken.

An der Stelle fügt Lothar Möbius dann auch das Angebot seines Hofladens (geöffnet von Mittwoch bis Samstag) ins Feld, in dem er eine spezielle Gewürzmisc­hung anbietet, Fleisch vom Federvieh, vom Schwein und, je nach Jahreszeit, vom Wild.

Dort werden auch Buffets zusammenge­stellt („Wir können auch vegetarisc­h“). Sie können unter anderem auch Käse, Fisch, Brot und Desserts liefern – jeweils nach Absprache.

Der Ratinger Markt ist der einzige, den Lothar Möbius beschickt. An allen drei Markttagen steht sein gut vier Meter langes ambulantes Geschäft am angestammt­en Platz vor dem Bürgerhaus.

Außer dem Puten- und Gänsefleis­ch in unterschie­dlich großen Teilen werden auch Hühnereier von Bauernhöfe­n aus der Region

verkauft.

Und dazu gibt es Fonds, die in der Profiküche von Möbius aus den Knochen von Federvieh und Wild zubereitet worden sind.

Im Gegensatz zu den USA, wo viele Familien anlässlich des Thanksgivi­ng-Tages am vierten Donnerstag im November rings um einen gebratenen Truthahn ein Mammutesse­n mit viel von allem austragen, ist bei uns eher kleinteili­ges Truthahn-Essen angesagt, runter bis zum allseits beliebten Salattelle­r mit Putenstrei­fen.

Man könnte sich aber mal mit einem anderen Stück an größere Veranstalt­ungen herankoche­n. Möbius hat das schon öfter bei seinen Kunden erlebt und gibt gerne Zubereitun­gstipps.

Man muss ja nicht unbedingt ein so gewaltiges Tier planen wie Mr. Bean, als er im Truthahn erst seine Uhr und dann seinen Verstand verliert. Diese Bilder sind unvergesse­n.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Am Stand vom Geflügelho­f Möbius auf dem Wochenmark­t: Vorne ist Verkäuferi­n Anke Bohres zu sehen.

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