Händler achten auf Hygiene-Regeln
In der Innenstadt kehrt langsam so etwas wie Normalität zurück. Dennoch heißt es: Abstand halten!
RATINGEN Der Geigenspieler musiziert wieder munter vor sich hin. Ein erstes Anzeichen dafür, dass das Leben in der Ratinger Innenstadt so langsam wieder zurückkehrt – nach mehr als einem Monat „Coronavirus-Shutdown“.
Klar, der Andrang ist natürlich nichts so groß wie vor der besonders für viele Händler einschneidenden Coronavirus-Krise. Dennoch: Die Menschen am Montagvormittag bummeln, halten einen Plausch, machen Besorgungen, essen ein Eis oder sitzen auf Bänken in der April-Sonne. Man genießt das Leben.
„Ich freue mich, dass endlich wieder einige Läden geöffnet haben, die seit dem 18. März geschlossen waren“, sagt Regina Richter und nascht ihr Erdbeer-Eis. Dass sei richtig und wichtig für die Einzelhändler, die ohnehin schon zu kämpfen hätten.
Eine besonders lange Schlange sieht man etwa vor einem Drogeriemarkt an der Bechemer Straße. Zehn Menschen warten hier vor der Schiebetür auf Einlass. Manche von ihnen tragen Handschuhe und Mundschutz, halten den Sicherheitsabstand von 1,50 Meter ein.
Auf den legt besonders Antje Leonhardt von dem Geschäft „Ratinger Fäßchen“großen Wert. An der Fensterscheibe ihres Lebensmittel- und Getränke-Ladens an der Bechemer Straße weist ein Zettel auf die Hygieneund Abstandsregelung hin. Dort steht auch: „Bitte einzeln eintreten“. Die Inhaberin, die ihren Laden während des mehr als einen Monat langen „Shutdowns“offen halten durfte, freut sich, dass wieder mehr Kunden kommen. „Heute ist mehr los als in den vergangenen Wochen“, sagt Leonhardt, die penibel darauf achtete, dass ihre Kunden die Regelungen einhalten. „Ich habe sogar Hygiene-Spray und frage die Kunden beim Verlassen, ob sie nicht ihre Hände damit desinfizieren möchten. Insgesamt halten sich die Kunden an die Regelungen.“Man sieht der Inhaberin an, dass sie positiv aufgelegt ist, dass nun wieder „Licht am Ende des Tunnels“ist, denn seit Mitte März sei die Innenstadt praktisch ausgestorben gewesen. Das hat sie freilich auch beim Umsatz gespürt.
Ein Mann, der zufällig im Wohnund Geschenkaccessoires-Laden „Toskana“von Martina Waschull das Gespräch mit der Inhaberin, die gestern zum ersten Mal seit mehr als einem Monat wieder ihre Ladentür öffnen durfte, mitbekommt, hat auch eine Meinung zu den Lockerungen bei den Öffnungen von Geschäften mit bis zu einer Fläche von 800 Quadratmeter. „Ich finde es richtig, dass die Politik, sich dazu entschlossen hat, die
Lockerungen durchzusetzen“, sagt er. Dennoch beklagt er, dass diese Lockerungen „willkürlich und ökonomisch nicht zu rechtfertigen“seien. „Warum dürfen die großen Geschäfte nicht auch öffnen, die haben genauso Umsatzprobleme wie alle anderen auch?“Schließlich müssten die „Großen“jede Menge Waren, Miete und vor allem viel Personal
bezahlen. Der Vermieter von Martina Waschull etwa, die ihre Kunden mit einer Atemschutzmaske begrüßt, sei ihr bei der Miete während der Zwangsschließung entgegengekommen. „Das war sehr nett“, sagt sie.
Nun will sie nach vorne blicken. „Ich habe heute schon gut zu tun gehabt.“Sie hofft, dass sich nach und nach das Geschäft wieder normalisiert. Immer wieder kommen Leute in ihren Accessoires-Laden an der Bechemer Straßer rein, lassen sich beraten und kaufen ein. Das ist es, was natürlich nun zählt. Den verlorenen Umsatz irgendwie wieder hereinholen, auch, wenn das praktisch unmöglich ist.
Los geht es auch wieder bei Detlef Mayer, Geschäftsführer vom Dema-Schuh-Fachgeschäft für Damenschuhe. „Wir haben am Montagvormittag bereits zehn Kunden beraten.“Das sei weniger als vor Corona, aber dennoch in Ordnung. „Ich freue mich auch sehr darüber, dass die Kunden heute so nett reagiert haben“, sagt der gebürtige Essener.
Auch bei ihm herrschen die Sicherheitsregelungen. Seine Schuh-Fachverkäuferinnen tragen alle eine Mund- und Nasen-Schutzmaske. „Wir wollen alles dafür tun, um unsere Kunden und Mitarbeiterinnen zu schützen“, sagt Mayer, der wegen der Krise „nicht mehr durchgehend“geöffnet und seine Öffnungszeiten angepasst habe.