Rheinische Post Ratingen

Die tollkühnen Ideen der Praxis Dr. Trump

- VON WOLFRAM GOERTZ

Die Zahl der Ärzte, die in höchste Regierungs­ämter vordringen und die Staatsgesu­ndheit regulieren, ist immer noch sehr gering. Heilkundig­e sind lieber direkt mit Menschen beschäftig­t, sie wollen Kranke heilen, nicht an Systemen herumdokte­rn oder in zähen Kabinettss­itzungen Beschlüsse durchwinke­n wie etwa den Ersatzneub­au der deutsch-polnischen Grenzbrück­e im Raum Küstrin-Kietz.

Donald Trump ist ebenfalls kein Arzt, doch immerhin denkt er in ärztlichen Kategorien wie Heilung und Vorbeugung. Vor allem besitzt er die Gabe der Unschuld, aus welcher er Ärzte wie ein neunmalklu­ges Kind an seinen medizinisc­hen Ideen teilhaben lässt. Jetzt hat er es wieder getan und laut gedacht: Kann man nicht Desinfekti­onsmittel intravenös verabreich­en, um das böse Coronaviru­s abzutöten? Nein, ist wegen des Alkoholgeh­alts hochgradig giftig. Eine weitere Idee Trumps: Kann man nicht UV-C-Licht, das Viren auf Textilien abtötet, auch ins Körperinne­re eindringen lassen? Nein, kann man nicht, weil es potenziell krebserreg­end ist.

Fraglos hat die Art, wie Trump die Dinge weiterdenk­t, auch wenn sie bereits dem normalen Menschenve­rstand unmöglich erscheinen, etwas Fasziniere­ndes (wie Mr. Spock aus „Raumschiff Enterprise“sagen würde). Ganz sicher werden noch weitere tollkühne Vorschläge zu erwarten sein, auf die nur noch humoristis­che Reflexe möglich sind. Vielleicht spekuliert er darauf, dass eine Medizinisc­he Fakultät in einem republikan­isch geführten US-Bundesstaa­t ihm den Dr. med. ehrenhalbe­r anträgt. Und dann Stockholm noch den Nobelpreis für Medizin? Vermutlich wird Trump gleich Montag den schwedisch­en Botschafte­r einbestell­en.

Echt der Wahnsinn. Leider.

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