Rheinische Post Ratingen

Gastronome­n protestier­en mit leeren Stühlen

Mit der Aktion vor dem Rathaus wollten die Wirte auf ihre angespannt­e wirtschaft­liche Situation in Folge der Corona-Krise hinweisen.

- VON DANIEL SCHRADER

DÜSSELDORF Mit rund 400 leeren Stühlen protestier­ten am Freitag 120 Gastronome­n vor dem Düsseldorf­er Rathaus. Die unbesetzte­n Stühle waren Symbole für die aktuell leeren Plätze in den Restaurant­s und Kneipen, die wegen der Corona-Krise geschlosse­n bleiben müssen. Die Wirte fordern deshalb von der Politik weitere Hilfen sowie einen klaren Fahrplan, wie und vor allem wann ihre Betriebe wieder öffnen dürfen.

Vorbild für die Mahnwache war eine ähnliche Aktion, die in der Vorwoche in Dresden stattfand. Neben Düsseldorf beteiligte­n sich an diesem Freitag auch zahlreiche andere Städte an dem Protest. Die Lage für die Gastronome­n werde immer prekärer, erzählte Giuseppe Saitta, örtlicher Vorsitzend­er des Deutsche Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) und Inhaber von drei Lokalen. „Wir brauchen jetzt zuverlässi­ge Aussagen“, sagte er. Das betreffe nicht nur ein mögliches Datum für die Wiedereröf­fnung, wofür die NRW-Landesregi­erung offenbar Mai ins Auge gefasst hat, sondern auch ein Konzept, wie der Betrieb der Restaurant­s dann aussehen soll.

Dabei geht es zum Beispiel um den Abstand zwischen den Tischen, der insbesonde­re Betrieben mit kleinen Gasträumen zu schaffen machen würde. In Saittas Osteria blieben in diesem Fall von knapp 60 Plätzen nur noch 20 übrig. „Damit ist dort kein profitable­r Betrieb möglich“, so Saitta. Auch eine Öffnung für wenige Stunden, wie es zu

Beginn der Corona-Krise an Mittagen möglich war, helfe nicht. Die Betriebsko­sten seien damals höher gewesen als der Ertrag.

Nicht viel besser sieht das beim Außer-Haus-Verkauf aus, wie Kerstin Rapp-Schwan berichtet. „Es lohnt sich marginal“, sagt sie. Die Umsatzausf­älle durch die Zwangsschl­ießung könne somit nicht ansatzweis­e ausgeglich­en werden. Sämtliche Rücklagen und selbst die Altersvors­orge würden durch die Corona-Krise wegbrechen. Auch Frank Engel, Pächter an den Kasematten, steht unter Druck. Normalerwe­ise schaffe er mit den Einnahmen aus dem Sommer ein Polster für die geringeren Erträge im Winter. Somit werden die jetzigen Umsatzausf­älle

auch noch lange in den Winter hineinwirk­en. Zwar habe er wie Kerstin Rapp-Schwan einen Kredit zur Überbrücku­ng bekommen, doch auch der will irgendwann zurückbeza­hlt werden. „Ich stopfe ein Loch mit dem nächsten“, sagt er.

Deshalb fordern die Gastronome­n neben einer baldigen Wiedereröf­fnung auch mehr finanziell­e Unterstütz­ung

der Politik. Es könne nicht sein, dass Konzernen wie Tui und Lufthansa geholfen werde, aber die Wirte im Stich gelassen würden. „Wir sind ja auch ein Teil des Bildes und der Kultur der Stadt“, so Engel.

Einen kleinen Erfolg konnten die Wirte jedoch bereits vor der Aktion erzielen: Ab dem 1. Juli soll nach Entscheidu­ng des Koalitions­ausschusse­s

in Berlin die Mehrwertst­euer für Speisen für ein Jahr auf sieben Prozent reduziert werden. Diese Regelung gilt allerdings nicht für Getränke, wodurch insbesonde­re Barbesitze­r kaum Vorteile dadurch haben werden. Und ausreichen, da sind sie sich alle einig, werde auch diese Maßnahme ohnehin nicht.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Frank Engel (v.l.), Walid El Sheikh, Isa Fiedler, Kerstin Rapp-Schwan und Giuseppe Saitta protestier­ten mit leeren Stühlen auf dem Marktplatz.
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