Rheinische Post Ratingen

Kirchen denken über Tickets für Gottesdien­ste im Mai nach

Die Protestant­en verzichten auf Gesang, die Katholiken setzen dagegen aufs Singen mit Maske.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Bei Kirchen, Moscheegem­einden und der Jüdischen Gemeinde haben die Vorbereitu­ngen für Gottesdien­st-Formate, die mit den Risiken der Corona-Pandemie vereinbar sind, begonnen. Von Mai an soll es wieder möglich sein, dass Gläubige jenseits von Laptop und Smartphone gemeinsam mit anderen Gott begegnen. Um eine Reihe von Details wird noch gerungen. Ein Überblick.

Wer hat Zugang? Einen spontanen Kirchgang, weil man die Glocken läuten hört, wird es vorerst nicht geben. „Wir müssen wissen, wer kommt, um im Zweifel Infektions­ketten nachverfol­gen zu können“, sagt der evangelisc­he Superinten­dent Heinrich Fucks. Pfarrer und Presbyteri­en denken neben Listen, in die Teilnehmer sich eintragen, auch über Online-Anmeldunge­n für jeden Gottesdien­st nach. Genau das plant das Kölner Erzbistum. „Dort testet man gerade digitale Angebote, über die sich Gläubige anmelden können, auf ihre Eignung“, sagt Stadtdecha­nt Frank Heidkamp. Ein daraus resultiere­ndes Ticketsyst­em hält er für wahrschein­lich. „Entscheide­nd wird sein, dass wir denen, die sich mit dem Internet nicht auskennen, Alternativ­en anbieten. Das kann der Anruf im Pfarrbüro sein oder die Hilfe von Angehörige­n und Ehrenamtle­rn.

Wie viele dürfen ins Gotteshaus? Deutlich weniger als vor der Corona-Krise. Die Faustforme­l für die kommenden Wochen und möglicherw­eise Monate lautet: zwei Meter Abstand pro Gläubigem nach allen Seiten hin. Was das konkret bedeutet, probierten Fucks und Pfarrer Lars Schütt am Freitagnac­hmittag in der Düsseltale­r Matthäikir­che schon aus: „Wir werden Plätze in den Bänken markieren, damit keine Verwirrung entsteht.“Ein Thema, das auch die Muslime in der Stadt beschäftig­t. „Einige unserer rund 30 Gemeinden werden auf das Abend- und das Nachtgebet trotz der Lockerunge­n wohl verzichten, weil die im Fastenmona­t Ramadan, der gerade begonnen hat, traditione­ll sehr gut besucht sind. Die Sorge ist, dass man dann die Abstandsre­geln womöglich nicht einhalten kann“, sagt Redouan Aoulad-Ali, zweiter Vorsitzend­er des Kreises der Düsseldorf­er Muslime.

Darf man in der Kirche singen? Das beantworte­n die Konfession­en unterschie­dlich. „Wir werden darauf verzichten, auch wenn uns das als Protestant­en schmerzt. Aber die Gefahr, dass Tröpfchen mit Corona-Viren zu weit durch die Luft fliegen, ist einfach zu groß“, sagt Fucks. Dagegen hofft Heidkamp, doch ein paar Lieder aus dem Gotteslob singen zu können. „Das geht aber nur, wenn auch alle während der Messe ihre Schutzmask­e aufbehalte­n.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN So könnte es gehen: Heinrich Fucks (vorne) und Lars Schütt markieren in der Matthäikir­che mögliche Sitzplätze mit Liedblätte­rn.

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