Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf gedenkt Shoah-Opfern bei Facebook und Instagram

Da die Gedenkvera­nstaltung für die hiesigen Opfer wegen Corona ausfallen musste, will die Mahn- und Gedenkstät­te online an die Menschen erinnern.

- VON DANIEL SCHRADER

DÜSSELDORF 28 Jahre war Edgar Vogelsang alt, als er seine Düsseldorf­er Heimat zum letzten Mal sah. Am 27. Oktober 1941 wurde er mit seiner Ehefrau Helga, die er fünf Tage zuvor geheiratet hatte, nach Polen deportiert. Die erste Station des jungen Paares war das „Ghetto Litzmannst­adt“in Lodz. Weniger als ein Jahr nach ihrer Ankunft dort wurde Helga im Vernichtun­gslager Chelmno von den Nazis ermordet, 1944 verlor auch Edgar sein Leben in Auschwitz.

Die Geschichte der beiden steht stellvertr­etend für die 2587 Düsseldorf­er, die durch die Shoah ihr Leben verloren. Ursprüngli­ch wollte die Stadt am Dienstag anlässlich des israelisch­en Gedenktags Yom HaShoah an die ermordeten Menschen erinnern; Politiker, Schüler und Bürger sollten die Namen der einzelnen Opfer auf dem Heinrich-Heine-Platz verlesen. Da diese Veranstalt­ung aufgrund der Versammlun­gseinschrä­nkungen in Folge der Corona-Krise nicht stattfinde­n kann, will die Mahn- und Gedenkstät­te einigen der verstorben­en Menschen auf ihren Profilen bei Facebook und Instagram gedenken.

Seit dieser Woche werden deshalb neben der Geschichte des Ehepaars Vogelsang sechs weitere Biografien samt einiger Bilder veröffentl­icht, um den mitunter sehr kurzen Lebensweg der NS-Opfer nachzuzeic­hnen.

Den Anfang dazu machte bereits am Dienstag die Geschichte der 1925 in Düsseldorf geborenen Hannelore Philipp. 1940 musste sie mit ihrer Familie aus ihrer Vier-Zimmer-Wohnung

an der Zietenstra­ße in ein sogenannte­s „Judenhaus“am Fürstenwal­l ziehen. Während ihr Bruder ein Jahr zuvor noch durch einen sogenannte­n Kindertran­sport nach Großbritan­nien gerettet werden konnte, wurden die übrigen Familienmi­tglieder 1941 nach Minsk deportiert und verloren allesamt ihr Leben.

In den kommenden Tagen folgen noch die Biografien von Arthur Oppenheime­r, Gitta Glücksmann, Eduard Wolff, Kurt Lubascher und Stella Sondermann.

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FOTOS: MAHN- UND GEDENKSTÄT­TE Hannelore Philipp (Mitte) im Jahr 1938
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Eine Aufnahme von Edgar Vogelsang, der 1944 in Auschwitz starb.

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