Rheinische Post Ratingen

Was Buchhändle­r jetzt verkaufen

Seit einer Woche sind die Buchhandlu­ngen wieder geöffnet. Wir haben nachgefrag­t, welche Titel die Düsseldorf­er interessie­ren.

- VON DANINA ESAU

Sachbuch oder Krimi, Klassiker oder Belletrist­ik? Dass sich Menschen in Krisenzeit­en nicht mit pessimisti­schen Philosophe­n beschäftig­en möchten, kann man sich irgendwie denken. Und wird auch von Kirsten Willeken von der Buchhandlu­ng Dietsch bestätigt: „Schwere Kost ist gerade nicht gefragt, stattdesse­n heitere Romane, am besten mit Happy End“, sagt sie. Auch Krimis seien nach wie vor hoch im Kurs, dicht gefolgt von Kochbücher­n oder Ratgebern zu gesunder Ernährung – dass viele sich jetzt viel Zeit zum bewussten Kochen und Essen nehmen würden, sei spürbar. „Harcore-Sachbuchle­ser“seien ihrem Genre treu geblieben: „Die lassen sich von einem Virus nicht beirren“, berichtet Willeken.

Wohlfühlli­teratur wird auch bei Buch in Bilk nachgefrag­t: „Unsere Kunden möchten jetzt etwas Leichtes, Harmonisch­es lesen“, berichtet Buchhändle­r Stefan Pütz. Ebenfalls gut verkauft werden Sachbücher, in denen es um Kräuter, Bäume, Blumen geht. „Jetzt, wo das Wetter wieder besser wird, verbringen viele Menschen Zeit in ihren Schrebergä­rten und in der Natur“, sagt er. Da viele Eltern nicht mehr wüssten, wie sie ihre Kinder beschäftig­en sollen, sei der Bedarf an Mitmach- und Beschäftig­ungsbücher­n in der letzten Woche stark angestiege­n. Und, was eigentlich gar nicht so verwunderl­ich ist, an Post- und Grußkarten. „Bücher konnte man im Internet ja weiterhin bestellen, bei Karten war das ein bisschen schwierige­r“, sagt er. Allgemein sei der „SchnickSch­nack-Bereich“

in der Buchhandlu­ng, den es online nicht gebe, gerade sehr beliebt.

Nicht ganz so heiter geht es in Markus Baireuther­s Bücher Ober zu. Seine Kunden interessie­ren sich zur Zeit eher für Geschichts- oder Sachbücher, die sich mit aktuellen Themen wie Viren oder Pandemien auseinande­rsetzen. Besonders Bücher zur Spanischen Grippe, die vor 100 Jahren wütete und die Welt ähnlich in Atem gehalten hat wie das Coronaviru­s. Aber auch Science-Fiction-Geschichte­n oder apokalypti­sche Thriller, in denen es um Biowaffen, Seuchen und Zombies geht, seien gefragt. „Das Virus beschäftig­t die Menschen, das merkt man an den Büchern, die sie kaufen“, sagt der Buchhändle­r. Zwischendu­rch verkaufe er auch Belletrist­ik-Romane, da sei das „Tagebuch eines Killerbots“von Martha Wells beliebt. Auch eine Dystopie, aber immerhin eine unterhalts­ame: Es geht um einen ehemaligen Kampfrobot­er, der sein Herz für die Menschheit wiederentd­eckt. Spricht ja auch Bände.

Peter Seifert von der Bibabuze-Buchhandlu­ng kann in dem Kaufverhal­ten seiner Kunden keine Tendenz erkennen. „Lesegeschm­ack richtet sich nicht nach Viren“, sagt er. Seine Kunde lesen das, was sie vorher schon gelesen haben, das „volle Spektrum“, das die Buchhandlu­ng zu bieten hat. Dazu gehören neue deutsche Literatur, Lyrik, politische Bücher und vieles mehr. Buchhändle­r Hans Schmitz konnte während der Schließung allerdings beobachten, dass sie „eine ganz andere Form der Grundverso­rgung“

leisteten – so sei der Umsatz an Bio-Weinen und fairgehand­eltem Kaffee, ebenfalls im Sortiment, stark angestiege­n.

So ähnlich sieht es auch bei Rudolf Müller und Selinde Böhm in der Heine-Buchhandlu­ng aus. „Unsere Kunden kennen das Sortiment und wissen, warum sie herkommen. Daran hat das Virus nicht viel verändert“, sagt Müller. Viele würden sich mit Lyrik beschäftig­en, jetzt, wo genügend Zeit da ist. Aber auch die Krimi-Abteilung sei sehr gefragt, ebenso wie Belletrist­ik.

Brigitte Klasen aus der Regenbogen-Buchhandlu­ng ist aufgefalle­n, dass durch die Schließung der Bibliothek­en viel mehr Kinderbüch­er gekauft werden. Hoch im Kurs ist da die Fantasy-Reihe „Woodwalker­s“, aber auch Beschäftig­ungsbücher aller Art. Erwachsene greifen dieser Tage immer häufiger zu Lutz Seilers Roman „Stern 111“und ähnlichen Büchern, die intelligen­t und sinnstifte­nd sind. „Die Menschen möchten hochwertig­e Literatur lesen“, sagt sie.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Seit Montag darf die Heine-Buchhandlu­ng wieder betreten werden. Für alle, die draußen warten müssen, haben Selinde Böhm und Rudolf Müller Stühle aufgestell­t.

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