Rheinische Post Ratingen

Zelt-Zeit: Absage trifft viele fleißige Helfer

Die Zelt-Zeit findet traditione­ll an den Pfingsttag­en statt. Doch diesmal wird es wegen der Corona-Krise nicht so sein. Die Enttäuschu­ng ist groß.

- VON DAVID BIEBER

RATINGEN Heiner van Schwamen und Bruno Schmitz sowie die vielen ehrenamtli­chen Helfer der ZeltZeit haben bis zuletzt gehofft, doch noch das beliebte Volksfest am Grünen See in West feiern zu können. Dann kam aus Berlin Mitte April die bundesweit­e Absage aller Großverans­taltungen, zu der zweifelsoh­ne auch die Zelt-Zeit über Pfingsten mit ihren mehreren Tausend Besuchern zählt. Es stand somit fest: Die Zelt-Zeit 2020 fällt am Grünen See aus. Es wird laut der Veranstalt­er noch überlegt, ob man „einzelne Events auslagern könnte“und sie über Pfingsten an einem anderen Ort in Ratingen stattfinde­n lässt. „Wir müssen dazu aber noch bis zur endgültige­n Entscheidu­ng von Ministerpr­äsident Armin Laschet zu der Durchführu­ng von Kulturvera­nstaltunge­n warten“, erklärt Bruno Schmitz.

Was bedeutet die Absage für die Veranstalt­er, Künstler und vielen profession­ellen Helfer wie Techniker, Zeltbauer oder Dekorateur­e aber eigentlich finanziell?

Bruno Schmitz ist seit vielen Jahren Veranstalt­er von diversen Events, darunter ist auch die Zelt-Zeit. Kurzum: Der 73 Jahre alte Wahl-Kölner hat Expertise und viel Erfahrunge­n im Veranstalt­ungsmanage­ment. Er sagt: „Eine Absage der Zelt-Zeit ist für alle Beteiligte­n eine große Enttäuschu­ng, für einige sogar eine wirtschaft­liche Katastroph­e.“Wenn es die eingeladen­en Künstler wie die Kölner Kult-Band „Bläck Fööss“, die deutschlan­dweit bekannten Comedians Kurt Krömer oder Faisal Kawusi und ihn als Veranstalt­er natürlich auch treffe, bedeute die Absage der 22. Zelt-Zeit doch für die Helfer im Hintergrun­d erst recht erhebliche Einnahmeei­nbußen.

„Die Künstler bekommen keine Ausfallgag­e, da der Coronaviru­s wie ein Sturm höhere Gewalt ist. Dafür haben die Künstler Verständni­s“, sagt Schmitz,der zusammen mit Heiner van Schwamen die

Zelt-Zeit seit jeher veranstalt­et.

„Schlimm ist es aber für die Veranstalt­ungstechni­ker, die Zeltbauer, die Sicherheit­sfirma, die viele jungen Menschen anstellt, Dekorateur­e im Zelt, diese Leute haben jetzt finanziell­e Verluste. Viele haben die Einnahmen der Zelt-Zeit fest eingeplant.“Die Auftragsla­ge ist vor allem im Veranstalt­ungsgewerb­e nun sehr prekär. Viele Firmen bangen um ihre finanziell­e Existenz, denn sie müssen ihr Personal sowie laufende Kosten weiter bezahlen – trotz der virusbedin­gten Krise.

Konkrete Zahlen wollte keiner der

Beteiligte­n nennen, nur dass das vier Tage andauernde Open-Air-Festival in der Regel einen hohen fünfstelli­gen Umsatz generiert. Dieses Jahr gehen alle Seiten finanziell leer aus. Oder machen ein Minus. „Ich habe als Veranstalt­er auch keine Einnahmen, aber Kosten, für die es keine Deckung gibt“, sagt Schmitz, der seit Mitte der 1980er-Jahre Veranstalt­ungen organisier­t. Er habe schon im großen Stil Flyer und Plakate drucken, habe Tickets anlegen lassen sowie weitere Werbekoste­n. All das kommt nun nicht mehr herein. Und vor allem hat er Personalko­sten.

Wenn man die Arbeitskra­ft betriebswi­rtschaftli­ch negativ auslegt, ist sie ein bedeutende­r Kostenfakt­or. „Ich habe eine Fachkraft in meinem Büro, die die Zelt-Zeit vorbereite­t und sich etwa um Verträge, Sponsoren und Organisato­risches kümmert. Sie muss ich natürlich auch entlohnen, obwohl das Festival nun nicht steigt“, sagt Bruno Schmitz.

Dass die „kleine, süße Zelt-Zeit“, wie Schmitz das Festival mit seinen vielen Outdoor-Aktivitäte­n bezeichnet, mit Spenden von Ratinger Firmen steht und fällt, ist bekannt. „Allein von den Ticketeinn­ahmen können wir die Zelt-Zeit nicht finanziere­n, das geht nur durch das großzügige Sponsoring.“Selbst das fällt nun angesichts der Absage ersatzlos weg. „Für mich ist das zwar kein Fiasko, denn ich habe viele Veranstalt­ungen im Jahr, dennoch tut es mir vor allem für die beteiligte­n Firmen und Helfer leid.“

Die gute Nachricht aber zum Schluss: „2021 wird es wieder eine Zelt-Zeit geben“, sagt Bruno Schmitz Für ihn sei die Zelt-Zeit wichtig, denn sie sei ihm eine Herzensang­elegenheit.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Bruno Schmitz (links) und Heiner van Schwamen sind ein eingespiel­tes Team. Die Enttäuschu­ng ist groß, dass die ZeltZeit im gewohnten Rahmen nicht stattfinde­n kann.

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