Rheinische Post Ratingen

Grundstein für den „Schnellen Brüter“

- TEXT: JENI | FOTO: WIKI

Der „Schnelle Brüter“von Kalkar ist eine der bekanntest­en Investitio­nsruinen Deutschlan­ds. Schon bevor am 25. April 1973 der Grundstein gelegt wurde, gab es Kritik. Die einen hielten den natriumgek­ühlten Brutreakto­r für die Lösung aller Energiepro­bleme. Die anderen hielten die Risiken für unkalkulie­rbar. Ein Kraftwerk dieses Typs sei schwer zu kontrollie­ren, Störfälle könnten noch weniger als bei anderen Reaktoren ausgeschlo­ssen werden. 1977 gab es in Kalkar eine Großdemo, rund 40.000 Menschen nahmen teil, der Polizeiein­satz gilt als einer der größten der BRD. 1979 havarierte das Kernkraftw­erk Three Mile Island im US-amerikanis­chen Harrisburg. Die Anti-Atomkraft-Bewegung gewann an Bedeutung. Unterdesse­n wurde das Projekt immer teurer. 500 Millionen D-Mark hatte es ursprüngli­ch kosten sollen. 1972 waren es bereits 1,7 Milliarden D-Mark. Am Ende kostete allein der Bau sieben Milliarden D-Mark. 1985 war der „Schnelle Brüter“von Kalkar trotz aller Proteste fertiggest­ellt. 105 Millionen D-Mark kostete es nun pro Jahr, ihn betriebsbe­reit zu halten. Doch noch immer waren die Gegner stark, auch in der Landesregi­erung von NRW – eine Betriebsge­nehmigung gab es nicht. 1986 kippte die Stimmung endgültig. Der Super-Gau des Atomkraftw­erks Tschernoby­l bedeutete für den „Schnellen Brüter“das Aus. Da er nie in Betrieb genommen worden war, war er nicht kontaminie­rt. Deshalb konnte das Gelände verkauft werden: 1995 öffnete im ehemaligen Kernkraftw­erk der Vergnügung­spark „Kernwasser-Wunderland“, der 2005 in „Wunderland Kalkar“umbenannt wurde.

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