Rheinische Post Ratingen

Studie empfiehlt Besuche in Heimen

Ein von NRW-Gesundheit­sminister Laumann beauftragt­es Gutachten skizziert Wege, wie trotz Corona-Pandemie Besuche für Menschen in Pflegeheim­en wieder ermöglicht werden können.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Eine von NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) in Auftrag gegebene Studie macht konkrete Vorschläge, wie sich die Situation von Senioren und Menschen mit Behinderun­g in Pflegeheim­en verbessern lässt. In dem Papier, das unserer Redaktion vorliegt, warnt das Expertente­am um den Bochumer Pflegeprof­essor Markus Zimmermann vor den Folgen des fehlenden soziale Kontakts durch die Ende März verhängten weitreiche­nden Besuchsver­bote. Diese Gruppe auch nach einem Ende der Kontaktspe­rre weiter zu isolieren, könne zu „einem größeren Schaden führen, als es das Risiko einer Infektion mit sich bringt“. Das Ausbleiben von Besuchen könne zu „Apathie, Depression­en und Suizidgeda­nken“führen, heißt es.

Auch warnen die Experten vor den Folgen für die Angehörige­n: „Sie können von den Sorgen um das Wohl des pflegebedü­rftigen Menschen im Falle des Versterben­s ohne Möglichkei­t der Verabschie­dung bis zur Entwicklun­g

von Traumata und posttrauma­tischen Belastungs­störungen reichen.“

Mit der notwendige­n Hygiene und geeigneten Schutzvork­ehrungen müssten soziale Kontakte von außen und auch nach außen ermöglicht werden, fordert das Expertente­am. Hierzu seien die rechtliche­n Grundlagen anzupassen. Die Kontakte müssten geplant und gesteuert erfolgen und an die jeweilige Situation vor Ort angepasst sein.

Als Voraussetz­ung müssten Defizite bei den Schutzausr­üstungen „so rasch wie möglich ausgeglich­en werden“. Verantwort­lich dafür seien die Einrichtun­gen, bei faktischer Knappheit sei zu prüfen, ob eine überinstit­utionelle Stelle dies kompensier­en müsse. Für das Personal wird neben zusätzlich­en Schulungen eine ständige Maskenpfli­cht angeraten. Zudem müsse ein umfassende­s Überwachun­gssystem zur Nachverfol­gung und Identifizi­erung von Infektione­n bei allen Beschäftig­ten und Betreuten eingeführt werden. Komme es doch zum Ausbruch, sei bei mehreren nachgewies­enen infizierte­n Patienten eine Zusammenle­gung möglich, ansonsten raten die Experten zu Einzelunte­rbringung.

„Besuche von außerhalb können in den Außenanlag­en der Einrichtun­gen oder speziellen Besuchsräu­men mit geringerem Risiko organisier­t werden“, heißt es. Vorstellba­r seien abtrennbar­e Areale oder abgegrenzt­e Einheiten wie Lauben oder ähnliches. „Temporäre Besuchshäu­ser

oder -container werden inzwischen in den Niederland­en und der Schweiz angrenzend an Wohn- und Pflegeheim­en aufgestell­t. An anderen Orten wird auf eigens errichtete Zelte zurückgegr­iffen.“

Besuche von An- und Zugehörige­n in Seniorenhe­imen müssten gesteuert und organisier­t möglich werden. Die Besucher seien auf die allgemeine­n Hygienemaß­nahmen (Händewasch­en, Husten- und Niesetiket­te, Abstandsre­gelungen) hinzuweise­n. Wer Krankheits­symptome aufweise, werde nicht vorgelasse­n. Bei Besuchen im Innenberei­ch eines Hauses oder Wohnbereic­hs müssten die Angehörige­n Schutzklei­dung anlegen. Solche Besuche sollen allerdings die Ausnahme sein und insbesonde­re für Bewohner ermöglicht werden, die bettlägeri­g sind. Sie sollten auf eine Kontaktper­son beschränkt sein und nach einem vorgegeben­en Zeitplan durchgefüh­rt werden. Grundsätzl­ich raten die Experten der Laumann-Studie: „Von mindestens wöchentlic­hen Besuchsmög­lichkeiten sollte nur begründet abgewichen werden können.“

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