Studie empfiehlt Besuche in Heimen
Ein von NRW-Gesundheitsminister Laumann beauftragtes Gutachten skizziert Wege, wie trotz Corona-Pandemie Besuche für Menschen in Pflegeheimen wieder ermöglicht werden können.
DÜSSELDORF Eine von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in Auftrag gegebene Studie macht konkrete Vorschläge, wie sich die Situation von Senioren und Menschen mit Behinderung in Pflegeheimen verbessern lässt. In dem Papier, das unserer Redaktion vorliegt, warnt das Expertenteam um den Bochumer Pflegeprofessor Markus Zimmermann vor den Folgen des fehlenden soziale Kontakts durch die Ende März verhängten weitreichenden Besuchsverbote. Diese Gruppe auch nach einem Ende der Kontaktsperre weiter zu isolieren, könne zu „einem größeren Schaden führen, als es das Risiko einer Infektion mit sich bringt“. Das Ausbleiben von Besuchen könne zu „Apathie, Depressionen und Suizidgedanken“führen, heißt es.
Auch warnen die Experten vor den Folgen für die Angehörigen: „Sie können von den Sorgen um das Wohl des pflegebedürftigen Menschen im Falle des Versterbens ohne Möglichkeit der Verabschiedung bis zur Entwicklung
von Traumata und posttraumatischen Belastungsstörungen reichen.“
Mit der notwendigen Hygiene und geeigneten Schutzvorkehrungen müssten soziale Kontakte von außen und auch nach außen ermöglicht werden, fordert das Expertenteam. Hierzu seien die rechtlichen Grundlagen anzupassen. Die Kontakte müssten geplant und gesteuert erfolgen und an die jeweilige Situation vor Ort angepasst sein.
Als Voraussetzung müssten Defizite bei den Schutzausrüstungen „so rasch wie möglich ausgeglichen werden“. Verantwortlich dafür seien die Einrichtungen, bei faktischer Knappheit sei zu prüfen, ob eine überinstitutionelle Stelle dies kompensieren müsse. Für das Personal wird neben zusätzlichen Schulungen eine ständige Maskenpflicht angeraten. Zudem müsse ein umfassendes Überwachungssystem zur Nachverfolgung und Identifizierung von Infektionen bei allen Beschäftigten und Betreuten eingeführt werden. Komme es doch zum Ausbruch, sei bei mehreren nachgewiesenen infizierten Patienten eine Zusammenlegung möglich, ansonsten raten die Experten zu Einzelunterbringung.
„Besuche von außerhalb können in den Außenanlagen der Einrichtungen oder speziellen Besuchsräumen mit geringerem Risiko organisiert werden“, heißt es. Vorstellbar seien abtrennbare Areale oder abgegrenzte Einheiten wie Lauben oder ähnliches. „Temporäre Besuchshäuser
oder -container werden inzwischen in den Niederlanden und der Schweiz angrenzend an Wohn- und Pflegeheimen aufgestellt. An anderen Orten wird auf eigens errichtete Zelte zurückgegriffen.“
Besuche von An- und Zugehörigen in Seniorenheimen müssten gesteuert und organisiert möglich werden. Die Besucher seien auf die allgemeinen Hygienemaßnahmen (Händewaschen, Husten- und Niesetikette, Abstandsregelungen) hinzuweisen. Wer Krankheitssymptome aufweise, werde nicht vorgelassen. Bei Besuchen im Innenbereich eines Hauses oder Wohnbereichs müssten die Angehörigen Schutzkleidung anlegen. Solche Besuche sollen allerdings die Ausnahme sein und insbesondere für Bewohner ermöglicht werden, die bettlägerig sind. Sie sollten auf eine Kontaktperson beschränkt sein und nach einem vorgegebenen Zeitplan durchgeführt werden. Grundsätzlich raten die Experten der Laumann-Studie: „Von mindestens wöchentlichen Besuchsmöglichkeiten sollte nur begründet abgewichen werden können.“