Rheinische Post Ratingen

Schützen sagen die Rheinkirme­s ab

Die St. Sebastiane­r von 1316 ziehen die Reißleine und stoppen die Pläne für Schützenfe­st und Rheinkirme­s. Die Karnevalis­ten wollen im September entscheide­n, ob es eine Session gibt.

- VON NICOLE KAMPE UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Jetzt ist es offiziell: Der St.-Sebastianu­s-Schützenve­rein Düsseldorf 1316 wird in diesem Jahr die größte Kirmes am Rhein nicht ausrichten. Mit der Absage des Oktoberfes­tes vergangene Woche und den Einschränk­ungen für Großverans­taltungen, die bis Ende August gelten, wurde es für Schützen-Chef Lothar Inden immer unwahrsche­inlicher, dass das Volksfest auf den Rheinwiese­n vom 17. bis 26. Juli gefeiert werden kann. Trotzdem führte er weiter Gespräche mit dem Schaustell­erverband, der Konzepte ausgearbei­tet hat, um eine abgewandel­te Form der Kirmes auf die Beine zu stellen. Die Schützen aber ziehen jetzt die Reißleine. „Es wird keine Veranstalt­ung geben, für die wir die Verantwort­ung tragen“, sagt Inden.

Schaustell­er-Chef Oliver Wilmering ist weiterhin davon überzeugt, dass es Möglichkei­ten gibt, Fahrgeschä­fte und Buden aufzubauen. Ob auf den Rheinwiese­n oder an einem anderen Ort, etwa auf dem Messeparkp­latz. Wilmering hat mit Schaustell­er-Kollegen Ideen zusammenge­stellt, die nun der Stadt und dem Land zur Prüfung vorliegen „und für die es viel Zuspruch gab“, sagt Wilmering, der noch keine Details nennen möchte, weil es noch kein grünes Licht gibt aus der Politik. Ihm geht es nicht darum, dass die Schaustell­er einen großen Umsatz machen, „es geht ums Überleben der Branche“, sagt Wilmering, der froh ist, dass zum Beispiel Düsseldorf Tourismus ganz normal die

Weihnachts­märkte plane. Schließlic­h gälten die Verbote erst einmal nur bis zum 31. August. Würden jetzt alle Veranstalt­ungen bis Ende des Jahres abgesagt, „wäre das ein falsches Signal, sogar fahrlässig“, findet der Schaustell­er-Chef, für den die Gesundheit der Menschen Priorität hat, für den es aber auch erlaubt sein muss, zumindest über ein bisschen Normalität nachdenken zu dürfen.

Inzwischen hat Wilmering auch Kontakt zum SPD-Bundestags­abgeordnet­en Andreas Rimkus, der sich dafür einsetzen will, dass es vom Bund finanziell­e Hilfen für die Schaustell­er gibt. Die ganze Branche habe faktisch über Monate keine Einnahmen und stehe vor dem Ruin – zudem bestehe aktuell keinerlei konkrete Aussicht, wann die Beschränku­ngen wieder aufgehoben werden könnten, so Rimkus. „Wir unterstütz­en die Forderung der Schaustell­er nach direkten Hilfen, die nicht zurückgeza­hlt werden müssen“, sagt Rimkus, „damit die rund 5000 Schaustell­er-Betriebe mit circa 100.000 Arbeitsplä­tzen eine Chance haben.“

Nicht nur das Sommer-, auch das

Winterbrau­chtum denkt nun an Corona. Sollten die aktuellen Lockerunge­n zu einem bedeutende­n Anstieg der Infizierte­nzahlen und der Todesfälle führen, könnte es einen zweiten Lockdown geben. „In diesem Fall können wir die Session wohl ad acta legen“, sagt Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsf­ührer des Carnevals Comitees (CC).

Sollten die Lockerunge­n erfolgreic­h fortgesetz­t werden, wolle man im September mehrere Punkte entscheide­n: das Prinzenpaa­r benennen und vorstellen; klären, wie die Prinzenkür­ung ablaufen kann. Sie

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FOTO: ANDREAS KREBS In diesem Jahr wird es die Rheinkirme­s und auch das große Schützenfe­st der St. Sebastiane­r nicht geben.

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