In der Krise ist die Party vorbei
Während der Corona-Krise müssen Ordnungsamt und Polizei viel seltener zu Ruhestörungen in Wohnungen, auf Balkonen und in Gärten ausrücken. Auch für das 1.-Mai-Wochenende wird mit weniger Einsätzen gerechnet.
DÜSSELDORF Das Coronavirus bereitet offenbar der Spaßkultur ein Ende. Obwohl die Düsseldorfer für ihre Feierfreude bekannt sind, scheint sich die Bevölkerung weitestgehend an die behördlichen Empfehlungen zu halten und verzichtet zu Hause und im Freien auf private Treffen in Gruppen, die schon einmal wegen ihrer Lautstärke die Nachbarn stören können. Denn das Ordnungsamt und die Polizei müssen derzeit kaum zu Einsätzen wegen Ruhestörungen ausrücken.
Normalerweise geht die Stadt von 2500 bis 4000 Lärmbeschwerden im Jahr aus, wie Michael Zimmermann, Leiter des Ordnungsamtes, berichtet: „Das betrifft überwiegend private Feiern. Selten ist eine Kneipe dabei, die die Musik zu laut aufdreht.“Sechs bis elf Beschwerden pro Tag und Nacht könnten es im Durchschnitt sein, denen die Ordnungskräfte nachgingen. In lauen Nächten würden seit Jahren die Spitzenwerte erreicht. „Da kann es passieren, dass die Kollegen 70 bis 80 Mal ausrücken müssen, um die Lage zu klären“, erzählt Zimmermann. „Maximal 50 Einsätze – meistens nachts – sind es aber normalerweise pro Schicht, wenn es wärmer ist.“
Mit Beginn der Corona-Krise im März sei es ruhig geworden. „Viele vermuten, dass die Leute richtig Gas geben, wenn sie die ganze Zeit zu Hause sind. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Trotz einiger sehr schöner Tage war entweder gar nichts los, wirklich gar nichts, oder aber, es gibt maximal zwei bis fünf
Fälle, die der Aufklärung bedürfen“, berichtet Zimmermann. Dass gutes Wetter und Feiertage die Partylaune jedoch steigen lassen, erklärt Zimmermann am Beispiel Ostern. Zwar gab es weiterhin viel weniger Einsätze als an anderen milden Tagen, zumindest aber rückten die Ordnungskräfte an Karfreitag 30 mal aus, Karsamstag achtmal und Ostersonntag 20 mal. „Oft geht es um laute Musik, laute Trinkgelage oder der Fernseher wird zu laut aufgedreht“, sagt der Amtsleiter. Auch am anstehenden langen Wochenende mit dem beliebten Maifeiertag rechnet er mit weniger Einsätzen als in „normalen“Zeiten: „Zumal das Wetter seit Wochen erstmals wieder durchwachsen ist und nicht gerade zum Feiern draußen einlädt.“
Die Polizei, die den Lärmbeschwerden nachts nach Dienstschluss der städtischen Ordnungskräfte nachgeht, bestätigt die „extreme“Zurückhaltung der Düsseldorfer. „In den meisten Bereichen ist wegen Corona das Einsatz- und Strafaufkommen total zurückgegangen, auch die häusliche Gewalt ist wider Erwarten weniger. Was die Lärmbelästigung anbetrifft, haben
wir so gut wie keine Einsätze“, berichtet Sprecher André Hartwich. „Im Moment ist einfach die Hemmschwelle, sich entgegen dem Gemeinwohl daneben zu benehmen, sehr hoch. Man darf auch nicht vergessen: Wer Party macht, gilt nicht nur als Ruhestörer, sondern auch als potenzieller Virenüberträger. Da überlegen sich die Düsseldorfer schon genau, ob sie in größeren Gruppen auf der Terrasse oder dem Balkon feiern.“
Auch Ordnungsamtsleiter Zimmermann findet für die Bevölkerung lobende Worte: „Die Appelle und Empfehlungen werden sehr ernst genommen, besonders mit Blick auf das Verhalten zu Hause.“Er schaut positiv in die Zukunft in Zeiten von Corona: „Die Düsseldorfer werden sich arrangieren, da bin ich mir sicher.“