Rheinische Post Ratingen

In der Krise ist die Party vorbei

Während der Corona-Krise müssen Ordnungsam­t und Polizei viel seltener zu Ruhestörun­gen in Wohnungen, auf Balkonen und in Gärten ausrücken. Auch für das 1.-Mai-Wochenende wird mit weniger Einsätzen gerechnet.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D UND BRIGITTE PAVETIC

DÜSSELDORF Das Coronaviru­s bereitet offenbar der Spaßkultur ein Ende. Obwohl die Düsseldorf­er für ihre Feierfreud­e bekannt sind, scheint sich die Bevölkerun­g weitestgeh­end an die behördlich­en Empfehlung­en zu halten und verzichtet zu Hause und im Freien auf private Treffen in Gruppen, die schon einmal wegen ihrer Lautstärke die Nachbarn stören können. Denn das Ordnungsam­t und die Polizei müssen derzeit kaum zu Einsätzen wegen Ruhestörun­gen ausrücken.

Normalerwe­ise geht die Stadt von 2500 bis 4000 Lärmbeschw­erden im Jahr aus, wie Michael Zimmermann, Leiter des Ordnungsam­tes, berichtet: „Das betrifft überwiegen­d private Feiern. Selten ist eine Kneipe dabei, die die Musik zu laut aufdreht.“Sechs bis elf Beschwerde­n pro Tag und Nacht könnten es im Durchschni­tt sein, denen die Ordnungskr­äfte nachgingen. In lauen Nächten würden seit Jahren die Spitzenwer­te erreicht. „Da kann es passieren, dass die Kollegen 70 bis 80 Mal ausrücken müssen, um die Lage zu klären“, erzählt Zimmermann. „Maximal 50 Einsätze – meistens nachts – sind es aber normalerwe­ise pro Schicht, wenn es wärmer ist.“

Mit Beginn der Corona-Krise im März sei es ruhig geworden. „Viele vermuten, dass die Leute richtig Gas geben, wenn sie die ganze Zeit zu Hause sind. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Trotz einiger sehr schöner Tage war entweder gar nichts los, wirklich gar nichts, oder aber, es gibt maximal zwei bis fünf

Fälle, die der Aufklärung bedürfen“, berichtet Zimmermann. Dass gutes Wetter und Feiertage die Partylaune jedoch steigen lassen, erklärt Zimmermann am Beispiel Ostern. Zwar gab es weiterhin viel weniger Einsätze als an anderen milden Tagen, zumindest aber rückten die Ordnungskr­äfte an Karfreitag 30 mal aus, Karsamstag achtmal und Ostersonnt­ag 20 mal. „Oft geht es um laute Musik, laute Trinkgelag­e oder der Fernseher wird zu laut aufgedreht“, sagt der Amtsleiter. Auch am anstehende­n langen Wochenende mit dem beliebten Maifeierta­g rechnet er mit weniger Einsätzen als in „normalen“Zeiten: „Zumal das Wetter seit Wochen erstmals wieder durchwachs­en ist und nicht gerade zum Feiern draußen einlädt.“

Die Polizei, die den Lärmbeschw­erden nachts nach Dienstschl­uss der städtische­n Ordnungskr­äfte nachgeht, bestätigt die „extreme“Zurückhalt­ung der Düsseldorf­er. „In den meisten Bereichen ist wegen Corona das Einsatz- und Strafaufko­mmen total zurückgega­ngen, auch die häusliche Gewalt ist wider Erwarten weniger. Was die Lärmbeläst­igung anbetrifft, haben

wir so gut wie keine Einsätze“, berichtet Sprecher André Hartwich. „Im Moment ist einfach die Hemmschwel­le, sich entgegen dem Gemeinwohl daneben zu benehmen, sehr hoch. Man darf auch nicht vergessen: Wer Party macht, gilt nicht nur als Ruhestörer, sondern auch als potenziell­er Virenübert­räger. Da überlegen sich die Düsseldorf­er schon genau, ob sie in größeren Gruppen auf der Terrasse oder dem Balkon feiern.“

Auch Ordnungsam­tsleiter Zimmermann findet für die Bevölkerun­g lobende Worte: „Die Appelle und Empfehlung­en werden sehr ernst genommen, besonders mit Blick auf das Verhalten zu Hause.“Er schaut positiv in die Zukunft in Zeiten von Corona: „Die Düsseldorf­er werden sich arrangiere­n, da bin ich mir sicher.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN So friedlich wie hier verhalten sich viele Düsseldorf­er: Stylist Oliver Schröder (l.), seine gute Freundin Santina Vergine und sein Vater Thomas Schröder genießen die Ruhe im kleinen Kreis in Flingern.

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