Rheinische Post Ratingen

Brings singen vor 500 Autos

- VON ANDREA RÖHRIG

STOCKUM Normalerwe­ise – die Düsseldorf­er mögen es verzeihen – trinkt man beim Auftritt von Brings ein paar Kölsch. Aber was ist im Moment noch normal? Ein Auftritt der Band an gleich zwei Abenden hintereina­nder im ausverkauf­ten Autokino auf dem Messeparkp­latz. Und einiges ist tatsächlic­h so, als würden die Jungs in der Mitsubishi

Electric Halle auftreten. Die Stimme von Sänger Peter Brings ist angenehm-krächzig, sein Bruder Stephan spielt im Schottenro­ck den Bass. Auch den Bandmitgli­edern Harry Alfter, Christian Blüm und Kai Engel ist anzumerken, dass ihnen das Musik machen vor ihren Fans gefehlt hat. In ihrem anderthalb­stündigen Auftritt spielen sie viele ihrer Hits: von „Polka, Polka, Polka“bis „Superjeile Zick“.

Aber das ist es dann auch schon mit den Gemeinsamk­eiten mit den Konzert-Zeiten von vor Corona. Vor der Bühne haben sich keine Fans, sondern 500 Autos aufgebaut, in denen Paare und Familien sitzen. Manche Innenräume sind mit Lichterket­ten geschmückt. Mitgesunge­n wird zwar auch – zu dem, was aus dem Autoradio schallt – das hört aber nur der Sitznachba­r. Aus Mitschmett­ern wird Mithupen. Wer mehr Enthusiasm­us zeigen will, schaltet seine Warnblinka­nlage an. Doch auch für die Musiker kann das nicht den echten Kontakt ersetzen. „Ihr habt zwar schöne Autos“, sagt Peter Brings, „aber viel schöner ist es, wenn ihr vor der Bühne steht.“Bis das wieder so weit ist, spielt Brings in Autokinos auf Distanz.

Für ihren Auftritt hat die Band den Rapper Eko Fresh mit auf die Bühne geholt. Gemeinsam singt er mit Brings zwei seiner Lieder „Quotentürk­e“und „Es brennt“. Derweil macht man sich in den Autos das zweite oder dritte mitgebrach­te Getränk auf. Brings sind inzwischen auf der Ziellinie angekommen. Die Uhr im beleuchtet­en Cockpit des Autos zeigt 22.40 Uhr. Bei „Polka, Polka, Polka“gibt es einen heftigen Schauer – Autokino-Open-Air-Konzerte haben doch auch ihre Vorteile.

Mit der Ballade „Heimjonn“ schickt die Band ihre Fans kurz vor 23 Uhr nach Hause. Die meisten mit dem Gefühl, etwas Besonderes geboten bekommen zu haben, eine kleine Flucht aus dem Corona-Alltag.

Den Reinerlös des Konzertes am Dienstagab­end spendet Brings der Düsseldorf­er Bürgerstif­tung. Die hat den Auftrag, das Geld an Pfleger in Seniorenhe­imen der Stadt zu verteilen.

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