Fashion-Häuser fallen bis Oktober
Mehr als 350 Wohnungen, eine Kita, ein Hotel und mehr entstehen beim Projekt Deiker Höfe an der Danziger Straße. Jetzt regiert aber erst einmal der Abrisshammer.
STOCKUM Es war das silberglänzende Mode-Raumschiff für Düsseldorf: Ende der siebziger Jahre wurde an der Danziger Straße das Fashion House 1 gebaut. Das Schwestergebäude, das Fashion House 2, entstand zehn Jahre später. Die großen Gebäude werden bis Oktober abgerissen, auch die Baugrube für die Deiker Höfe entsteht bis dahin. Ende 2023 soll der neue „Stadtbaustein“mit vielfachen Nutzungen in Stockum fertig sein.
An der Deiker Straße halten die Passanten, vor allem Eltern und ihre Kinder, in diesen Tagen gerne inne und beobachten das Spektakel urtümlich wirkender Baufahrzeuge. Ein 90 Tonnen schwerer Bagger reißt mit einer mächtigen Metallschere metergroße Fassadenteile aus dem ehemals schmucken Gebäude mit der Alu-Fassade. „Die Schere wiegt 7,5 Tonnen“, sagt Robert Oranje. Wenn einer der richtige Mann für diese Aufgabe ist, dann der 42-jährige Niederländer. Der Bauleiter der Firma Laarakkers arbeitet, seitdem er 15 ist, in der Abrissbranche. Er hat fünf Töchter und natürlich können alle Bagger fahren.
Die Fashion-Häuser sind große vier- bis fünfgeschossige Bauten. In ihren Showrooms wurden parallel zum Geschehen auf dem Messegelände die Kollektionen vieler Modeunternehmen gezeigt. Aber so, wie große Hersteller die Innovationszyklen beschleunigten und alle vier bis sechs Wochen neue Produktlinien auf den Markt brachten, bekamen Modemessen Probleme. Es gibt die Messen immer noch, aber in kleinerem Umfang. Die Zeit der Fashion-Häuser an der Danziger Straße aber neigte sich vor fünf Jahren ihrem Ende zu.
Patrick Schwarz-Schütte, der mit seiner Firma Black Horse Properties auch das Dreischeibenhaus erwarb und sanierte, entwickelt in Stockum jetzt ein neues Stadtquartier. Auf dem 38.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen sechs Blöcke. 353 Wohnungen und eine Kita, 14.500 Quadratmeter Büro, ein Hotel (Drei Sterne plus) mit 140 Zimmern, ein Supermarkt und andere Dienstleister. Schwarz-Schütte will keine Eigentums-, sondern Mietwohnungen errichten, es gibt nach dem Handlungskonzept Wohnen der Stadt auch Sozial- und preisgedämpfte Wohnungen.
„Das Projekt wird das erste richtige Haus sein, das man wahrnimmt, wenn man vom Norden über die B8 in die Stadt hineinfährt“, sagt Architekt Caspar Schmitz-Morkramer, der die Deiker Höfe entworfen hat. Die Blöcke fallen dem Betrachter nämlich nicht als Erstes ins Auge, sondern vielmehr eine 400 Meter lange und 19 Meter hohe geschwungene Glaswand, welche die Nutzer vor Lärm schützt, aber das Licht zu ihnen lässt. „Diesen Vorhang nennen wir Ground Scraper, weil er so groß ist, also ein Hochhaus in der Horizontalen“, sagt der Planer.
Schmitz-Morkramer steht mit Robert Oranje, dessen Abriss-Team bis zu 130 Mann stark ist, auf dem Dach des Fashion-Houses 1. Es ist zur Deiker Straße hin terrassiert, wird also niedriger, und so ist es nach einigen Bürgerversammlungen jetzt auch bei den Deiker Höfen. Das Fashion House 1 war zur Danziger Straße hin 16 Meter hoch, der Neubau wird 18,50 Meter hoch sein; beim Fashion House 2 wird sich die Höhe von 19 Metern auch beim Neubau wiederfinden.
„Zur Deiker Straße hin sind die Gebäude dann aber zwei- und dreigeschossig“, sagt der Architekt. Es ist auch nicht nur Geschosswohnungsbau geplant, es wird auch Townhouses geben. 625 Pkw- und 1130 Fahrrad-Stellplätze sind vorgesehen, eine Mobilitätsstation mit Beratung, Bike-Sharing und E-Lade-Stationen. Die Tiefgarage wird bewirtschaftet und auch für die Nachbarschaft nutzbar sein.
Aber jetzt wird erst einmal abgerissen und das Material fein getrennt. Kupfer, Metall, Glas und Kabel bringen Geld und können wiederverwertet werden. Aber auch Beton, Gussasphalt, Mineralwolle und andere Stoffe werden getrennt abgefahren. Mehr als 1000 Container werden dafür nötig sein, schätzt Oranje. Am 2. Mai fällt die Brücke über die Straße Am Hain, die die beiden Häuser verbunden hat.