Rheinische Post Ratingen

Hängeparti­e für Hochseilga­rten

Am Unterbache­r See wurde für 100.000 Euro ein neuer „Ninja-Parcours“gebaut. Geöffnet werden darf er wegen Corona vorerst nicht.

- VON MARC INGEL

UNTERBACH Seit Dezember vergangene­n Jahres ist der Hochseilga­rten am Südstrand des Unterbache­r Sees geschlosse­n. Am 15. April wollte Guido Scholz, Inhaber des Betreibers Querfeldei­n, eigentlich Saisoneröf­fnung feiern – eine ganz besondere obendrein. Denn neben dem alten, 2007 eingeweiht­en Hochseilga­rten gibt es einen neuen „Ninja-Parcours“, geeignet auch für Einsteiger oder Familien, der fast fertig ist. Mehr als 100.000 Euro hat Scholz in den Bau investiert. Dann kam Corona.

Stillstand herrscht trotzdem nicht auf dem Gelände, gerade läuft die sechstägig­e Traineraus­bildung. „Was soll ich machen, die meisten meiner Mitarbeite­r sind weg, arbeiten jetzt wahrschein­lich im Baumarkt. Also muss ich neue ausbilden, es kann ja bald wieder losgehen“, sagt Scholz. Das hofft er sehr, „denn seit November 2019 habe ich keine Einnahmen mehr, nur laufende Kosten. Pacht, Versicheru­ng, alles läuft ja weiter.“Schlimmer noch: „Viele, die schon gebucht hatten, gerade für größere Firmenfeie­rn, wollen jetzt ihr Geld zurück, die wenigsten geben sich mit Gutscheine­n zufrieden“, erzählt der Diplom-Sportlehre­r, der über die Erlebnispä­dagogik und zuletzt den Sportactio­nbus der Stadt den Weg in die Selbststän­digkeit fand.

Jetzt dieser Rückschlag. Das Schlimmste an der Situation sei die Unsicherhe­it, „keiner weiß, wann es wieder weitergeht“. Den neuen Parcours baut er jetzt mit seinem Schwiegerv­ater zu Ende, „der ist schon über 80“. Auch sonst überlässt Scholz nichts dem Zufall, hat ein ausgeklüge­ltes Hygienekon­zept ersonnen, Stationen mit Spuckschut­zwänden aus Acrylglas gebaut, wo den Besuchern die Klettergur­te angelegt werden. Es gibt ausreichen­d Masken und Handschuhe, für diejenigen, die diese nicht selbst mitbringen, zudem FFP-Masken für die Ausbilder, die den Kunden dann doch mal etwas näher kommen müssen. Abstände werden an beiden Hochseilgä­rten schon wegen der verschiede­nen Stationen zwangsläuf­ig eingehalte­n. Aber es hilft ja alles nichts, so lange niemand kommen darf.

Golf, Tennis, Segeln – das sind Sportarten, bei denen bald wieder der Startschus­s fallen könnte, „uns fehlt da offenbar die Lobby“, sagt der 48-Jährige. Einen Brief hat er OB Geisel geschriebe­n, eine persönlich­e Antwort hat er nicht bekommen, „nur eine automatisc­he“. Er will sich auch gar nicht beschweren, weiß, dass Verantwort­ungsträger in diesen schwierige­n Tagen viel um die Ohren haben, „aber seien wir mal ehrlich: Denken wir wirklich in der Corona-Krise an Kinder und Jugendlich­e, wie die ihre unfreiwill­ige Freizeit gestalten sollen, wenn sie am besten noch in problemati­schen Familienve­rhältnisse­n unter dem Dach wohnen?“, fragt der Querfeldei­n-Chef

rhetorisch. „Da maßen wir uns Erwachsene doch ganz schön was an.“Er stellt die Abstandsre­gel und alles andere an Sicherheit­svorkehrun­gen auch nicht infrage, aber eine Rückkehr in die Normalität in Maßen sei schon wünschensw­ert, auch bei ihm, wo man neben Klettern

ebenfalls Bogenschie­ßen oder Kanufahren kann.

Ganz so wie früher wird es ohnehin nicht mehr, „dass hier etwa ganze Klassen kommen und bei mir klettern“, das weiß Guido Scholz natürlich, der dennoch lange nicht ans Aufgeben denkt. Mehr als ein Jahr lang hat er an dem neuen Hochseilga­rten gewerkelt, „ich hoffe nun inständig, dass ich ihn nicht buchstäbli­ch in den Sand gesetzt habe“, sagt er.

Mehr Infos unter www.hochseilga­rten-duesseldor­f.de

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RP-FOTO: MARC INGEL 29 Stationen hat der neue Hochseilga­rten, dazu vier Seilrutsch­en, verschiede­ne Routen sind möglich. Betreiber Guido Scholz hofft, dass er den fast fertigen Parcours bald eröffnen darf.

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