Rheinische Post Ratingen

Abpfiff für den letzten Aschenplat­z

Die Anlage an der Schwarzbac­hstraße bekommt einen hochmodern­en Belag. Die Kosten betragen rund 1,7 Millionen Euro.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Eine Sport-Epoche geht zu Ende. Und unzählige Fußballer werden angesichts erlittener Schürfwund­en auf kratzigem Belag dieses Spielfeld wohl nicht vermissen. Die Arbeiten zur Modernisie­rung des Sportplatz­es an der Schwarzbac­hstraße haben begonnen. Jetzt informiert­en Bürgermeis­ter Klaus Pesch sowie Vertreter der Fachverwal­tung, der Planer und der ausführend­en Firma über die Sanierung der letzten Ratinger Sportfreia­nlage mit Aschenbela­g.

Wie die meisten anderen Ratinger Sportplätz­e erhält das Spielfeld an der Schwarzbac­hstraße einen Kunstrasen – aber einen ganz besonderen, wie es hieß. „Aus Umweltschu­tzgründen gehen wir hier neue Wege“, sagte Bürgermeis­ter Klaus Pesch. „Um den Eintrag von Mikroplast­ik in die Umwelt zu vermeiden, verzichtet die Stadt hier auf das übliche Kunststoff­granulat als Füllmateri­al für den Belag. Stattdesse­n verwenden wir Rundkornsa­nd.“Dieser ermöglicht nach Angaben der Stadt gute Spieleigen­schaften und vermindert das Verletzung­srisiko gegenüber Quarzsand. Darüber hinaus sei der neue Kunststoff­rasenbelag gelenkscho­nend.

Die Europäisch­e Chemikalie­nagentur (ECHA) hatte mit ihrem Gutachten über die Umweltbela­stung durch Granulat auf Kunstrasen­plätzen für erhebliche­s Aufsehen gesorgt und die Debatte ins Rollen gebracht.

Um den Kunstrasen nutzen zu können, brauchen Sportler die sogenannte Füllung. Sie dämpft und schützt Spieler vor Verletzung­en. Auf jedem Quadratmet­er landen im

Schnitt fünf Kilo Gummigranu­lat – auf einem Fußballpla­tz liegen etwa 35 Tonnen. Das Granulat muss immer wieder nachgefüll­t werden, um Löcher zu stopfen, weil Wind, Regen und Reinigungs­maschinen die Substanz zwischen den Halmen herauslöse­n und in Gewässer und auf Felder tragen.

Forscher des Fraunhofer-Instituts haben in einer Studie festgestel­lt: Sportplätz­e mit Kunstrasen sind eine der größten Quellen von Mikroplast­ik. In Deutschlan­d seien sie pro Jahr für geschätzt bis zu 10.000 Tonnen Mikroplast­ik in der Umwelt verantwort­lich.

Zurück zum aktuellen Projekt: Neben

der entspreche­nden Sanierung des Großspielf­elds wird auch eine „Soccer-Box“neu errichtet. Dazu wird es vier Rundlaufba­hnen und sechs Sprintbahn­en mit Kunststoff­belag geben. Zwei Sprunggrub­en für Weit- und Dreisprung sowie ein Kugelstoßk­reis komplettie­ren die Leichtathl­etik-Infrastruk­tur.

Das macht den Platz zu einer attraktive­n Schulsport­stätte für das Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium und die Liebfrauen­schule, auf Wunsch auch für die Gebrüder-Grimm-Schule. Darüber hinaus wird der Platz von zwei Vereinen genutzt. Er ist zum einen die Heimat von Türkgücü Ratingen, außerdem hat die Spielverei­nigung Ratingen 04/19 Bedarf an Trainingsz­eiten für ihre Jugendmann­schaften angemeldet, die auf der Bezirksspo­rtanlage am Götschenbe­ck nicht ausreichen­d angeboten werden können. Leichtathl­etik-Vereine haben bereits angefragt, ob sie Trainingsz­eiten bekommen können.

Die Trainingsb­eleuchtung­s- und die Beregnungs­anlage werden im Zuge der Baumaßnahm­e erneuert, die defekten Ballfangzä­une durch geräuschdä­mmende Gittermatt­en ersetzt. Die Stadt investiert rund 1,7 Millionen Euro in die Anlage, die Ende des Jahres 2020 fertiggest­ellt sein soll.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Tage des Aschenplat­zes sind gezählt. Die Anlage an der Schwarzbac­hstraße wird umgebaut.

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