Rheinische Post Ratingen

Viele Corona-Tote im Risiko-Kreis

Darum sterben so viele Menschen an der Covid 19-Erkrankung im Vergleich zu Düsseldorf.

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

KREIS METTMANN Am Montag lag die Anzahl der Patienten, die ihre Ansteckung mit Covid-19 nicht überlebt haben, im Kreis Mettmann (Einwohnerz­ahl: 499.200) bei 56 (bei 236 Infizierte­n). Das sind auffällig viele Todesopfer, wenn man zum Vergleich etwa die Stadt Düsseldorf (Einwohner 619.350) mit 24 Toten (bei 1002 Infizierte­n) oder den Rhein-Kreis-Neuss (450.175 Einwohner) mit 19 Todesopfer­n (579 Infizierte) oder den Rheinisch-bergischen Kreis mit 14 Toten (425 Infizierte) heranzieht. Dabei verteilten sich die Opfer auf die kreisangeh­örigen Städte wie folgt: Langenfeld 6, Monheim 3, Hilden 5, Ratingen 8, Velbert 16, Wülfrath 12, Mettmann und Heiligenha­us je zwei Tote, Erkrath und Haan je ein Toter. „Die überwiegen­de Zahl der Patienten ist im Krankenhau­s verstorben, nur wenige in Pflegeheim­en“, wie Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises Mettmann, mitteilt. Bei der Bewertung dessen, ob ein Patient „an“oder „mit“Corona gestorben sei, würden diejenigen herausgere­chnet, für die keinerlei Heilungsch­ancen mehr bestanden, wie etwa ein Lungentran­splantiert­er, der schon längere Zeit beatmet wurde. Für die dennoch vergleichs­weise hohe Sterblichk­eitsrate hat die Sprecherin eine schlüssige Erklärung:

„Der Anteil der Risikogrup­pe an der Bevölkerun­g ist im Kreis Mettmann überdurchs­chnittlich hoch.“Im epidemolog­ischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts über die Krankheits­schwere bei einer Covid-19-Infektion ist nachzulese­n, dass innerhalb der Altersgrup­pe der über 80-Jährigen der Anteil der Verstorben­en bei 25 Prozent liegt. Er übersteigt den Anteil der Verstorben­en in den übrigen Altersgrup­pen deutlich. „Nach aktuellem Stand liegt die Todesrate der im Kreis Mettmann lebenden Menschen über 80 Jahren bei 27 Prozent, das entspricht dem Durchschni­tt“, so Hitzemann. Das Durchschni­ttsalter der Verstorben­en habe bisher bei etwa 80 Jahren

gelegen. Ähnlich wie im bundesweit­en Trend seien die tödlichen Verläufe bei Männern etwas höher. „Und für so gut wie alle Todesopfer sind Vorerkrank­ungen, für viele auch schwere Vorerkrank­ungen dokumentie­rt, darunter Voroperati­onen, Krebs-, Lungenerkr­ankungen, Diabetes und Bluthochdr­uck“, erklärt Hitzemann. Wirft man einen Blick auf die Daten des Landeszent­rums Gesundheit NRW (LZG), die für Nordrhein-Westfalen zuständige Landesmeld­estelle nach dem Infektions­schutzgese­tz, so wird deutlich, dass die hohe Todesrate wohl unmittelba­r mit dem hohen Durchschni­ttsalter der Bevölkerun­g im Kreis Mettmann zu tun hat. Dividiert

man den Anteil der über 65-Jährigen durch die Zahl der 18bis 64-Jährigen, erhält man den sogenannte­n Altenquoti­ent, der liegt im Kreis Mettmann bei 39,98 Prozent. „Bei uns gibt es daher besonders viele, nämlich 56 Pflegeheim­e mit insgesamt über 5000 Plätzen“, fügt Daniela Hitzemann hinzu. Die Bevölkerun­g in Düsseldorf ist mit einem Altenquoti­enten von 29,87 oder im Kreis Neuss mit 36,04 Prozent „jünger“. Allerdings sind die Bewohner des benachbart­en Rheinisch-Bergischen-Kreises mit 38,56 Prozent auf einem vergleichb­ar hohen Altersleve­l. Im Kreis Mettmann dürfte sich da noch die hohe Bevölkerun­gsdichte bemerkbar machen. Was dennoch auffällt: Die „normale“Sterblichk­eitsrate im Kreis Mettmann liegt fünf Prozent unter dem Landesdurc­hschnitt, hierbei wird die unterschie­dliche Altersstru­ktur der Kreise und Städte durch ein Standardis­ierungsver­fahren bereinigt, damit die Unterschie­de in der Sterblichk­eit überhaupt vergleichb­ar sind. „Das heißt, dass in der Altersgrup­pe der Älteren die Sterberate im Kreis Mettmann normalerwe­ise vergleichs­weise niedrig ist“, sagt Brigitte Borrmann, Epidemolog­in am Landeszent­rum Gesundheit NRW und verantwort­lich für die Gesundheit­sberichtse­rstattung. Das lasse den Schluss zu, dass der Lebensstan­dard recht hoch ist.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Am Adam-Josef-Cüppers-Berufskoll­eg hatte der Kreis eine Drive-in-Station aufgebaut. Dort konnte man sich testen lassen.

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