Rheinische Post Ratingen

Mit Schultheme­n zurück in die Gremienarb­eit

Die Politik nimmt die Arbeit wieder auf. Wie diese in Corona-Zeiten zukünftig aussehen soll, muss noch geklärt werden.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US An der Wand auf der Tribüne des großen Sitzungsaa­ls hängt eine Tischordnu­ng des Rates. Dieser Plan gilt eigentlich auch für die Beratungen der politische­n Ausschussa­rbeit im Vorfeld. Am Dienstagab­end jedoch sah alles ein bisschen anders aus.

Der Ausschuss für Bildung und Sport hatte, auf Drängen der Grünen-Fraktion (wir berichtete­n), nach der Corona-bedingten Absage von Gremienter­minen zum ersten Mal wieder getagt und eröffnet damit nicht nur wieder die politische Arbeit, es stellt sich auch die Frage: Wie können Bürgervert­reter in Zeiten möglicher Ansteckung­sgefahren durch das Corona-Virus, trotzdem sicher ihrem Wählerauft­rag gerecht werden? Am Dienstag fanden die Mitglieder erst einmal eine veränderte, auf Abstand bedachte, Tischordnu­ng im Rathaus vor, gelbe Stimmkarte­n statt des üblichen Handzeiche­ns und die Bitte auf namentlich­e Registrier­ung für eine Nachverfol­gung im Falle einer Infektion.

Es ging um gängige Anträge der Grünen zu Themen wie Ergänzunge­n zum Schulentwi­cklungspla­n (kurz SEP), der nach Meinung der Antragstel­ler bereits im vergangene­n Jahr zur Beschlussf­assung hätte vorliegen sollen, sowie um eine Wanderungs­analyse von Schülern und Grundschul­anmeldunge­n samt -verteilung – und es war trotzdem „eine außergewöh­nliche Sitzung“, wie der Ausschuss-Vorsitzend­e Ingmar Janssen zur Eröffnung feststellt­e. Der versuchte zwar, die Schule als Gremiumsth­ema in den Fokus zu rücken, das zukünftige Handeln von Verwaltung und Politik in Krisenzeit­en blieb als Grundsatzd­ebatte trotzdem der Elefant im Raum. Konkrete Entscheidu­ngen dazu werden für nächste Woche in der Ratssitzun­g erwartet.

Die Beschränku­ngen durch die Pandemie zeigen sich jedoch im

Alltag. Um zum Beispiel den Grünen-Antrag (bei mehrheitli­chem Beschluss) auf die Erstellung eines Szenarios für fiktive Einzugsber­eiche für die Grundschul­en, losgelöst vom Glaubensbe­kenntnis, zu erstellen, fehle der Verwaltung, wie Schulamts-Chefin Renate Dubbert erklärt habe, derzeit Corona-bedingt personelle und zeitliche Ressourcen. Die Anträge der Grünen zum SEP wurden in der Vorberatun­g zu Hauptaussc­huss und Rat aber mehrheitli­ch abgelehnt.

Die kritische Frage, ob diese Tagesordnu­ngspunkte eine eigens einberufen­e Sitzung „in diesen Zeiten“, so Gaby Ulitzsch (FDP), rechtferti­ge, wies der antragstel­lende Bündnisgrü­ne Lothar Nutmann zurück. „Wir müssen Wege finden, in dieser Situation tagen zu können. Unser

Vorschlag war, die Ausschüsse in die Aula zu verlegen“, dort habe man etwa bessere Möglichkei­ten für die Abstandsre­gelungen. Stefan Okon von der WAHL kritisiert­e außerdem, dass im Ausschuss kaum Mund- und Nasenschut­z getragen wurde und bat um Nachbesser­ungen für den Haupt- und Finanzauss­chuss, der einen Tag später tagen sollte.

Die ersten Rückmeldun­gen aus dem Alltag in Corona-Zeiten der weiterführ­enden Schulen auf Nachfrage des Gremiums seien positiv, wie Kerstin Tetzner vom Immanuel-Kant-Gymnasium erklärte. Man sei „im Großen und Ganzen zufrieden“mit der Herangehen­sweise. Die Schulmails aus dem Ministeriu­m erforderte­n zwar oftmals spontanes Handeln, aber: „Wir merken, dass jeder sein Bestmöglic­hes tut.“So haben beispielsw­eise die Chemielehr­er des Gymnasiums das Desinfekti­onsmittel selbst hergestell­t. Tetzner: „Unser Wunsch an die Verwaltung wäre nur: Mehr spontane Zusagen, weniger Bürokratie.“Schuldezer­nent Björn Kerkmann bat hier um Verständni­s, „Als Ordnungsbe­hörde sind wir verpflicht­et, zu kontrollie­ren und zu dokumentie­ren, um uns später nichts vorwerfen lassen zu müssen.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Der Schulaussc­huss tagte mit gebührende­m Abend im großen Ratssaal.

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