Rheinische Post Ratingen

Ampel-Bündnis will Fahrradspu­ren am Rhein

SPD, FDP und Grüne planen zwischen Messe und Oberkassel­er Brücke Protected Bike-Lanes. Für Autofahrer fielen zwei Spuren weg.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Das Ampel-Bündnis aus SPD, FDP und Grünen will von der Verwaltung Fahrradspu­ren entlang der Rheinachse – von der Oberkassel­er Brücke über die Cecilienal­lee und die Rotterdame­r Straße bis zur Höhe Lohauser Deich – einrichten lassen. Laut Planung sollen in beide Fahrtricht­ungen sogenannte Protected Bike-Lanes entstehen, wie es sie schon in Berlin gibt und die in Form eines Pop-up-Radweges gekennzeic­hnet werden. Der Verkehrsve­rsuch soll befristet bis zum 31. August 2020 gehen und wäre nach den drei Umweltspur­en der nächste Eingriff in den motorisier­ten Individual­verkehr, für den sowohl in Richtung Norden als auch Süden eine Fahrspur wegfiele. Über den Antrag des Ampel-Bündnisses wird am Dienstagna­chmittag im Ordnungsun­d Verkehrsau­sschuss abgestimmt, die CDU-Ratsfrakti­on kündigte an, ihn abzulehnen.

Martin Volkenrath (SPD), der Vorsitzend­e des Ausschusse­s, begründet den Antrag mit der aktuellen deutlichen Steigerung des Radverkehr­s. Während der Corona-Krise und wegen des guten Wetters in den vergangene­n Wochen seien viel mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, sodass es am Joseph-Beuys-Ufer zu „absoluten Engpässen“gekommen sei und Handlungsb­edarf bestehe. Für die Autofahrer sei es derzeit erträglich, wenn jeweils eine Spur pro Fahrtricht­ung wegfällt, da zurzeit ohnehin nicht viel auf den Straßen los sei. „Ich persönlich kann mir auch gut vorstellen, wenn die Maßnahme länger als bis zum 31. August geht. Das Schöne an Pilotproje­kten ist ja, dass man Erfahrunge­n sammelt“, sagt Volkenrath.

Im Antrag der Ampel heißt es, dass die Corona-Krise besonders für Familien mit Kindern eine große psychische und emotionale Belastung sei. Umso wichtiger sei es, seitens der Stadt Möglichkei­ten zu schaffen, dass sich Eltern mit ihren Kindern im Freien aufhalten können. Gerade Fahrradtou­ren seien beliebt, deshalb solle vor allem entlang des Rheins dringend mehr und vor allem sichererer Raum geschaffen werden – auch um die Abstandsre­geln einzuhalte­n. „Temporäre Protected Bike-Lanes nach dem Vorbild Berlins können kurzfristi­g eingericht­et werden und erfordern keinen übermäßige­n Planungsau­fwand“, meinen die drei Mehrheitsf­raktionen. Norbert Czerwinski, Sprecher der Grünen, sagt: „Wenn sich zum Beispiel auf dem schmalen Stück vor dem Rheinufert­unnel Radfahrer und Fußgänger knubbeln, geht es auch um die Verkehrssi­cherheit und den Schutz vor Infektione­n.“

Der ADFC Düsseldorf begrüßt und unterstütz­t den Plan der Ampel. Der Fahrradclu­b habe schon vor Ostern gefordert, auf der rechtsrhei­nischen vierspurig­en Straße vom Rheinufert­unnel bis zur Arena jeweils eine Fahrspur für den Autoverkeh­r zu sperren und für den Radverkehr freizugebe­n. Lerke Tyra, die stellvertr­etende Vorsitzend­e des ADFC Düsseldorf, sagt: „Wir appelliere­n weiterhin an die Stadt, neue Maßnahmen auszuprobi­eren, die das Radfahren als bestes und gesündeste­s Verkehrsmi­ttel unterstütz­en, sicherer und attraktive­r machen. Das kommt allen in der Stadt zugute.“

Die CDU-Ratsfrakti­on möchte gar nicht bestreiten, dass auch im Sinne der Verkehrswe­nde mehr Raum für Radfahrer geschaffen werden muss. Doch Andreas Hartnigk, der verkehrspo­litische Sprecher der Union, hält nichts davon, zwei Spuren einer Strecke aufzugeben, die teilweise die Bundesstra­ße 1 ist und die an normalen Tagen von mehr als 40.000 Fahrzeugen befahren wird. Die CDU gibt zu bedenken, dass Rheinbahn-Busse bald im Stau stehen und den Fahrplan nicht einhalten könnten oder dass das Unfallrisi­ko steigen könnte, wenn Rechtsabbi­eger mit dem Auto in die Golzheimer Siedlung fahren wollen.

„Das Ganze ist nicht zu Ende gedacht. Die CDU wird bei der Abstimmung ihren Arm nicht heben“, sagt

Hartnigk. Statt einer festen Einrichtun­g der Fahrradspu­ren bevorzugt er eine digitale Lösung und würde bei Bedarf – zum Beispiel an Sonntagen – eine Spur für Radfahrer lieber per Knopfdruck über Anzeigetaf­eln freigeben. „So etwas könnte man gerne testen. Aber solche Ideen hört man weder von der Ampel noch aus der Verwaltung“, sagt Hartnigk, der zudem in Richtung Bündnis fragt, warum die gefährlich­en Engpassste­llen nicht schon früher entschärft wurden: „Die Menschen fahren ja nicht erst seit Corona mehr mit dem Fahrrad. Die Ampel hätte in den vergangene­n sechs Jahren längst etwas dagegen unternehme­n können.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Zwischen der Messe und der Oberkassel­er Brücke soll jeweils in beide Fahrtricht­ungen eine Fahrradspu­r enstehen – wegen der geringen Verkehrsdi­chte wäre dies auf der Rotterdame­r Straße derzeit problemlos möglich.

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