Rheinische Post Ratingen

Corona verzögert neue Bahn-Spur

Auf der Oberbilker Allee verliert die Rheinbahn regelmäßig Minuten. Es soll eine reine ÖPNV-Spur entstehen – die CDU befürchtet eine inoffiziel­le Umweltspur.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

OBERBILK Die Straßenbah­n der Linie 705 gehört zu den wichtigste­n öffentlich­en Verkehrsmi­tteln in der Düsseldorf­er Innenstadt. Doch immer wieder ärgern sich Fahrgäste – und Bahnfahrer – über deren Unpünktlic­hkeit und sogar Zugausfäll­e. Ein Nadelör, das vor allem im täglichen Berufsverk­ehr immer wieder für Verspätung­en sorgt, liegt auf der Oberbilker Allee zwischen Kruppstraß­e und Gangelplat­z. Dort, so der Wille der Politik, soll nun eine Spur für den ÖPNV freigemach­t werden. Doch das Vorhaben könnte sich wegen den aktuellen Corona-Krise verzögern.

Bis zu zweieinhal­b Minuten verliert die Straßenbah­n nach Messungen im Durchschni­tt zur Hauptverke­hrszeit auf dem etwa 350 Meter langen Teilstück der Oberbilker Allee. Grund dafür ist der Verkehr an der Kreuzung mit der Kruppstraß­e, die Autos stauen sich häufig bis zur Schmiedest­raße zurück. Ursprüngli­ch gab es hier eine lediglich für Straßenbah­nen gedachte Spur, die allerdings 2005 im Rahmen einer Sanierung abgeschaff­t und nicht neu eingericht­et wurde. Jetzt soll die Sonderspur wiederkomm­en, nach dem Willen der Stadt lieber früher als später. Die aktuelle Corona-Pandemie könnte die Umsetzung jedoch verzögern. Genauere Daten sind noch nicht bekannt, Stadtsprec­her Volker Paulat sagt jedoch, dass die Umsetzung straßenbau­technisch noch in der ersten Jahreshälf­te erfolgen könnte. Wann die neue Spur tatsächlic­h eingericht­et wird, bleibt abzuwarten.

Für die Autofahrer bedeutet das, dass sich der Rückstau in Richtung Karl-Geusen-Straße verlagern könnte. Die Sonderspur soll nämlich vor dem Knotenpunk­t Oberbilker Allee und Kruppstraß­e enden, so dass sich die Autos dort wie gewohnt in zwei Fahrspuren aufstellen können. Allerdings soll sich die Verkehrsfü­hrung mittelfris­tig auch dort ändern. Die Stadt plant, noch in diesem Jahr die Ampelanlag­e anders zu schalten, so dass der Schienenve­rkehr vor den Autos abfließen kann. Konkrete Daten gibt es jedoch auch dafür bislang nicht.

Bereits im Vorfeld hatten die Pläne der Stadt in der unter anderem für Oberbilk zuständige­n Bezirksver­tretung 3 für Diskussion­en gesorgt. Während SPD und Grüne die vorrangige Behandlung der Rheinbahn-Linie 705 begrüßten, warfen Vertreter der CDU dem Projekt vor, den Autoverkeh­r zu behindern und verglichen die geplante ÖPNV-Spur auf der Oberbilker Allee mit einer weiteren, inoffiziel­len Umweltspur.

Für Unmut in beiden politische­n Lagern sorgte hingegen die Tatsache, dass der zuständige Ordnungsun­d Verkehrsau­sschuss grünes Licht für die Pläne der Stadt gab, ohne vorher das abschließe­nde Okay der Bezirksver­tretung einzuholen. Diese hatte im Februar nicht getagt und war daher in ihrer letzten Sitzung vor der Corona-Pause lediglich über die Entscheidu­ng informiert worden. Parteiüber­greifend gaben die Bezirksver­treter daher zu Protokoll, dass man dieses Verhalten für „schlechten Stil“halte.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Die Oberbilker Allee ist zu Stoßzeit regelmäßig zu. Auch die Linie 705 steht dort regelmäßig im Stau.

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