„Paletti“räumt seinen Feuerwehr-Spind
Mit Jörg Brunnöhler verabschiedet sich ein Feuerwehr-Urgestein mit Ecken und Kanten, aber auch mit großem Herzen.
HEILIGENHAUS Mit einem „interessant komischen Gefühl“sei er am vergangenen Dienstag zur Feuerwache gekommen, erzählt Jörg Brunnöhler, den eigentlich alle besser als „Paletti“kennen. Warum? Weil „Alles Paletti“früher mal sein Standardspruch gewesen ist. Geblieben ist der Spitzname, der sogar schon in einem Polizeibericht gestanden hat. In der letzten Woche trat er nun seinen letzten Diensttag als Feuerwehrbeamter in der Feuerwache an; ein Abschied so ganz anders als er ihn sich ausgemalt hat:
„Es fällt mir verflixt schwer, mich nicht von allen gebührend verabschieden zu können.“Den Corona-Maßnahmen geschuldet, gab es nur eine kleine Frühstücksrunde mit viel Abstand. Er wolle die Menschen nicht in einen Zwiespalt bringen, sagt er, kündigt aber an, die persönlichen Verabschiedungen nachholen zu wollen. Zumal: So ganz weg ist er ja nicht, bis Ende des Jahres wird der Stadtbrandinspektor der freiwilligen Feuerwehr erhalten bleiben. Und bis dahin nun mehr Zeit für Feuerwehr-Projekte haben, die noch auf dem Zettel stehen, zum Beispiel die Fahrsicherheitsausbildung. Aber auch für die Familie hat der Zwillingsvater ab jetzt mehr Zeit, für das Heim, das E-Bike und das Motorrad.
„Eigentlich war jetzt eine Reise nach Rügen geplant. Sobald es wieder geht, holen wir das nach.“Langeweile ist für den 59-Jährigen also erst mal nicht in Sicht. Wer Paletti kennt, der weiß, die Feuerwehr wird auch weiterhin eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen – das liegt wohl in der Familie. Bevor er 1972 zu den ersten Mitgliedern der von seinem Vater Günter Brunnöhler mitgegründeten Jugendfeuerwehr gehörte, war er mit ihm in den Geländeautos der damaligen Feuerwehr-Einheit des zivilen Bevölkerungsschutzes unterwegs.
Die Touren machten gleich doppelt Eindruck: der junge Jörg beginnt in Velbert eine Lehre als Kraftfahrzeugmechaniker und wechselt 1979 als Kraftfahrer zur Heiligenhauser Stadtverwaltung, wo er den Bürgermeister chauffiert. 1986 wird die Feuerwehr zu seinem Beruf. In der Solinger Berufsfeuerwehr wird er darauf vorbereitet. „Eine schöne Zeit“, wie er sich erinnert und an die er durch eine Mütze, die er in der letzten Woche beim Ausräumen seines Spindes findet, erinnert wird. „Die mussten wir damals immer anziehen, wenn wir über den Hof gingen.“
Mit Zwischenstation beim Ratinger Rettungsdienst, verbringt er seine Laufbahn in der Heiligenhauser Wehr und wird 2001 kommissarisch, ab 2003 dann vollwertig stellvertretender Leiter der Feuerwehr. Dort gehört seit 2015 die Brandschutzerziehung und -aufklärung zu seinem Aufgabenbereich. Noch sei kein Nachfolger gefunden, der diese Aufgabe in Kindergärten, Schulen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung weiterführen soll, um die Sinne für den Brandschutz zu schärfen. Aber er würde es sich wünschen: „Kinder sind wissbegierig“, und er hofft, bei ihnen richtige Impulse gesetzt zu haben.
Und vielleicht nicht nur bei ihnen. Denn der respektvolle Umgang miteinander und mit der Natur gehören zu seinen festen Grundwerten, an denen lässt er nicht rütteln.
Da zeigten sich dann auch mal seine Ecken und Kanten. Seine Devise dabei: GMV – Gesunder Menschenverstand. „Ich bekomme Angst, wenn ich manchmal die Nachrichten über Respektlosigkeiten gegenüber Rettern lese.“Feuerwehr, das ist für ihn wie Familie. Umso wichtiger war ihm die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und Kollegen aus allen Bereichen.
Nun ist für ihn aber Zeit zum Durchatmen: „Ich habe seit 1986 im Schichtdienst gearbeitet und ich spüre, wie das zehrt. Ich freue mich jetzt auf ein bisschen Ruhe und wünsche mir einfach Gesundheit“, sagt er.