Rheinische Post Ratingen

Thyssenkru­pp-Aktie stürzt wegen Geldabflüs­sen ab

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DÜSSELDORF (rtr) Rund zwei Monate nach dem Jubel über den milliarden­schweren Verkauf der Aufzugsspa­rte kehrt beim Industriek­onzern Thyssenkru­pp die Krisenstim­mung zurück. Die Aktie verlor am Montag zeitweise 14 Prozent an Wert, nachdem der Vorstand gegenüber den Mitarbeite­rn auf die schwierige Kassenlage in der Coronakris­e verwiesen hatte. „Mittelfris­tig werden die Corona-bedingten Liquidität­sabflüsse aller Voraussich­t nach dazu führen, dass der finanziell­e Spielraum aus dem Verkauf des Aufzuggesc­häfts weitaus geringer als ursprüngli­ch angenommen sein wird“, hieß es darin. Sollte sich der Eingang der Elevator-Verkaufssu­mme verzögern, sei Thyssenkru­pp möglicherw­eise auf zusätzlich­es Geld zur Überbrücku­ng einer etwaigen Liquidität­slücke angewiesen.

„Die Lage ist für Thyssenkru­pp noch deutlich schwierige­r als vor Corona geworden“, sagte Michael Muders, Manager der Fondsgesel­lschaft Union Investment. Der Konzern sei stark auf die Automobili­ndustrie

fokussiert, die durch die Coronakris­e noch mehr ins Schlingern geraten sei. Thyssenkru­pp hat seine Jahresprog­nose bereits kassiert und in dem Mitarbeite­r-Brief auf das schwierig verlaufene vergangene Quartal verwiesen. Die geplante Bereinigun­g des Portfolios in der Autozulief­erung oder dem Maschinenb­au werde nun auch schwierige­r. „Potenziell­e Käufer sind weniger bereit, gute Preise zu zahlen. Potenziell­e Partner sind vermutlich zurückhalt­ender, was Joint Ventures betrifft. Die Autozulief­erer fahren alle nur auf Sicht“, erläuterte Muders.

Thyssenkru­pp hat sich Insidern zufolge bereits Staatshilf­e durch einen KfW-Kredit in Höhe von rund einer Milliarde Euro gesichert. Der Hinweis in dem Mitarbeite­r-Brief, dass dies womöglich nicht reicht, wird von manchen Beobachter­n als Signal an die Beschäftig­ten gedeutet, dass weitere Einschnitt­e nötig sein werden. Bislang plant der Konzern, der inklusive der Aufzugspar­te rund 160.000 Mitarbeite­r beschäftig­t, den Abbau von rund 3000 Jobs.

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