Rheinische Post Ratingen

Länder für Bundesliga-Start am 15. Mai

Die überwiegen­de Mehrheit der 16 Ministerpr­äsidenten ist für eine Fortsetzun­g des Profifußba­lls bereits ab Mitte des Monats. Für den Breitenspo­rt soll es schon früher Lockerunge­n geben, vor allem aber im kontaktlos­en Bereich.

- VON GIANNI COSTA, GREGOR MAYNTZ UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Bei der Videokonfe­renz der Ministerpr­äsidenten mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am heutigen Mittwoch soll es nach Informatio­nen unserer Redaktion eine Entscheidu­ng zum Spielstart der Bundesliga geben. Wie aus Teilnehmer­kreisen verlautete, soll als Termin der 15. Mai ausgewählt worden sein. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) will bei einer Vollversam­mlung mit allen 36 Profiklubs am Donnerstag dann den Fahrplan festlegen.

Bereits seit einigen Wochen deuteten die Signale aus Bund und Ländern auf eine Fortsetzun­g der Saison hin. Daran hat auch das Skandal-Video von Hertha-Profi Salomon Kalou nichts geändert: In einer Live-Übertragun­g bei Facebook war zu sehen, wie Abstandsre­geln in der Kabine des Berliner Bundesligi­sten wiederholt missachtet wurden und Betreuer nicht einschritt­en. Der 34-jährige Kalou wurde umgehend suspendier­t.

Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzend­e

des Sportaussc­husses im Deutschen Bundestag, hat starke Zweifel an der Umsetzung des Hygienekon­zepts der DFL: „Es ist aus meiner Sicht schlichtwe­g ein Skandal, dass niemand eingreift, wenn wie in Berlin die simpelsten Regeln missachtet werden. Das wirft für mich natürlich erneut viele Fragen nach der Durchsetzu­ng auf. Auch wenn ich persönlich glaube, dass es auch zahlreiche Vereine gibt, die penibel auf die Einhaltung der Regeln achten, dürfte die Akzeptanz von Geisterspi­elen in der Bevölkerun­g durch die gestrigen Vorfälle weiter schwinden.“

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) ist nach wie vor von den Maßnahmen der DFL überzeugt. „Das grundsätzl­iche Konzept macht Sinn und kann auch Vorbild sein im übrigen für andere Profisport-Bereiche. Aber dann muss es auch gelebt werden“, sagte er im Deutschlan­dfunk. „Ich hoffe, dass jetzt alle verstanden haben, dass es hier um etwas geht.“

Im politische­n Berlin gibt es durchaus unterschie­dliche Stimmen. „Eine

Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs der Bundesliga im Mai käme zu früh. Das DFL-Konzept steht weiterhin auf wackeligen Beinen: Wenn sich ein Profi infiziert, kann das lokale Gesundheit­samt durch Anordnung der Quarantäne der Kontaktper­sonen den Spielbetri­eb der gesamten Liga praktisch beenden“, sagte Monika Lazar, sportpolit­ische Sprecherin der Grünen. „Es darf keine ,Extra-Stadionwur­st’ für den Profifußba­ll geben.“ Britta Dassler, sportpolit­ische Sprecherin der FDP im Bundestag, sagte: „Fußball ist nicht nur Volkssport, sondern auch Medizin für die Seele. Die DFL hat mit einem Hygienekon­zept inklusive Infektions­monitoring und Schnelltes­ts ihren Beitrag geleistet. Nun müssen alle Spieler und Verantwort­lichen in die Pflicht genommen werden.“

In der DFL soll es Bestrebung­en geben, bereits in dieser Woche alle Spieler und Betreuer zu einer Art sportliche­n Quarantäne zusammenzu­ziehen. Der 1. FC Köln hatte als erster Klub erklärt, das Ansteckung­srisiko weiter minimieren zu wollen, indem man frühzeitig den Kreis schließt. Die Mannschaft soll danach keinen persönlich­en Kontakt mehr zu Freunden und Familie bis zum Saisonende haben.

Seit vergangene­m Donnerstag sind der DFL zufolge 1724 Corona-Tests bei den 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga erfolgt. Dabei wurden Proben von Spielern und weiterem Mannschaft­spersonal wie Trainersta­b entnommen und von fünf

Fachlabor-Verbünden im gesamten Bundesgebi­et untersucht. Zehn Infektions­fälle seien identifizi­ert und den Gesundheit­sämtern gemeldet worden. Auch bei Borussia Mönchengla­dbach sind ein Spieler und ein Physiother­apeut positiv getestet worden.

Die Entscheidu­ng über das Wiederanla­ufen der Bundesliga soll nach dem Willen der Länderchef­s einhergehe­n mit Lockerunge­n im Breitenspo­rt. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), der am Dienstag nach Wochen massiver Einschränk­ungen weitreiche­nde Lockerunge­n etwa für Gastronomi­e und Ausflugszi­ele im Freistaat ankündigte, will zudem ab dem 11. Mai kontaktlos­en Einzelspor­t im Freien wie Golf, Tennis, Rudern und Segeln, aber auch Reiten in der Halle wieder erlauben. Auch in NRW soll es ähnliche Pläne für eine Öffnung des Breitenspo­rts geben. Zum Zeithorizo­nt heißt es, dieser solle „deutlich früher als die Bundesliga“starten. Der Amateurfuß­ball zählt nicht dazu. Leitartike­l, Politik, Sport

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