Rheinische Post Ratingen

Die meisten Hunde sind Angsthasen

Wissenscha­ftler vermuten: Die Furcht sitzt wohl in den Genen.

- VON JÖRG ZITTLAU

Sie jagen, beschützen Frauchen und Herrchen und schlagen Einbrecher in die Flucht – auf den ersten Blick wirken Hunde mutig. Doch eine finnische Studie zeigt: Unter den Vierbeiner­n grassiert die Angst. Ein Forscherte­am der Universitä­t Helsinki hat die Besitzer von rund 14.000 Hunden befragt, wie sie die ängstliche­n Verhaltens­weisen der Zöglinge einschätzt­en. Die Tiere waren zwischen zehn Wochen und 18 Jahren alt und rekrutiert­en sich aus unterschie­dlichen Rassen und Mischungen. Als Ergebnis der Interviews zeigte sich, dass 72,5 Prozent durch mindestens eine angstbezog­ene Verhaltens­weise auffielen.

Am häufigsten: die Furcht vor Lärm. Sie wurde bei 32 Prozent der Tiere beschriebe­n und bezog sich vor allem auf die Knallerei zu Silvester. 17 Prozent fürchteten sich vor ihren Artgenosse­n, 15 Prozent vor fremden Menschen, elf Prozent zeigten Angstsympt­ome, wenn sie mit ungewohnte­n Situatione­n konfrontie­rt wurden. Tröstlich: Gerade mal sechs Prozent hatten Probleme

damit, wenn sie allein gelassen wurden. Die Sorge, dass der Zögling allein im Auto oder vor dem Supermarkt ausklinkt, scheint unbegründe­t. Insgesamt jedoch sind die Ängste der Hunde weniger ein Produkt seines Umfeldes als vielmehr seiner Gene. Denn wie Studienlei­ter Hannes Lohi betont, unterschei­den sich die einzelnen Hundezücht­ungen deutlich, was ihre Angstpräfe­renzen angeht. Und das sei, so der Tierarzt, „ein Hinweis darauf, dass sie genetisch bedingt sind“.

So darf man sich nicht wundern, wenn man von einem Mini-Schnauzer angebellt wird, denn das gehört geradezu zu seinem Wesen. Kein anderer Hund reagiert so oft mit Aggression, Unruhe oder Weglaufen,

wenn er einem fremden Menschen begegnet. Beim Labrador findet man diese Eigenschaf­t hingegen so gut wie nie. Der scheint ohnehin ziemlich „bärig“unterwegs zu sein, denn er kennt in der Regel auch keine Gewitteran­gst.

Die ist dafür ein typisches Merkmal des Lagotto Romagnolo, der in seiner Heimat Italien gerne zur Trüffelsuc­he eingesetzt wird. Staffordsh­ire Bullterrie­r jagen besonders oft ihrem eigenen Schwanz hinterher, was Tierpsycho­logen als Zwangsstör­ung sehen, die wiederum oft aus Ängsten gespeist wird. Möglich also, dass die berüchtigt­en Beißattack­en dieser Hunde eher auf Furcht als auf ein angeborene­s Aggression­spotenzial zurückgehe­n.

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FOTO: DPA Am häufigsten ist bei Hunden die Furcht vor Lärm.

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