Rheinische Post Ratingen

Tanzschule­n wollen wieder öffnen

Seit Wochen schon wird in Tanzschule­n nicht mehr trainiert. Geht es nach den Tanzlehrer­n in NRW, sollte sich das aber bald ändern – zumindest unter bestimmten Voraussetz­ungen und mit Einfallsre­ichtum.

- VON SABINE DWERTMANN

DÜSSELDORF/VIERSEN Uwe Gobrecht leitet seit rund 20 Jahren die Tanzschule Reichelt in Düsseldorf. Einen Stillstand wie diesen hat er noch nie erlebt. Die großen Räume der Tanzschule im Stadtteil Pempelfort sind leer. „Am Freitag, den 13. März, haben wir das letzte Mal unterricht­et“, sagt Gobrecht. Freitag, der 13. – ausgerechn­et. Seitdem quälen ihn Existenzän­gste und die Frage: Wann geht es endlich wieder los?

Ideen, unter welchen Umständen Gobrecht seine Tanzschule wieder öffnen könnte, hat er viele. „Zum Beispiel könnte man die Gruppen einfach halbieren, so dass sich weniger Personen in der Tanzschule aufhalten“, sagt Gobrecht. Auch könne er auf dem Boden Bereiche für die Paare markieren, in denen sie tanzen dürfen. Die Ansteckung­sgefahr innerhalb der Paare sei ohnehin sehr gering, da diese fast ausschließ­lich Lebenspart­ner seien und meist im gleichen Haushalt lebten. An Einfallsre­ichtum mangelt es Gobrecht nicht: So könne er durch zwei voneinande­r getrennte Ein- und Ausgänge dafür sorgen, dass sich Kursteilne­hmer aus verschiede­nen Gruppen nicht begegnen, und die vorhandene Bar für Erfrischun­gsgetränke mit einer Scheibe abschirmen. „Das funktionie­rt natürlich nur unter der Voraussetz­ung, dass nur stationäre Tänze gelernt werden“, sagt Gobrecht. Auf den Walzer müssten die Schüler verzichten, da man dafür viel mehr Platz benötigt.

Eine Öffnung der Tanzschule­n für stationäre Tänze wie Salsa oder Disco-Fox kann sich auch Michael Behneke aus Viersen vorstellen. Behneke ist Regionalbe­reichsleit­er des Allgemeine­n Deutschen Tanzlehrer­verbandes (ADTV ) und selbst Leiter einer Tanzschule. „Die Tanzschule­n sollten endlich wieder öffnen können – unter bestimmten Bedingunge­n“, sagt er.

„Uns gibt es zwar nicht so häufig wie Hotels und Restaurant­s, wir sind aber genauso wichtig“, sagt er. Der ADTV habe bereits ein Konzept erarbeitet, unter welchen Voraussetz­ungen in den Schulen wieder getanzt werden könnte. „Dazu gehören

auch die Einteilung der Tanzfläche­n, stationäre Tänze, verkleiner­te Gruppen, Spuckschut­z sowie Maskenpfli­cht“, sagt der Tanzlehrer. Er verstehe nicht, warum Kinder wieder in die Schule gehen sollen, aber mit Abstand und unter anderen Hygienemaß­nahmen keine Tanzschule besuchen dürften. „Für uns gibt es bislang einfach gar keine Lockerunge­n“, klagt der Viersener. Ihm sei klar, dass er keine Kinderkurs­e mit 35 Teilnehmer­n durchführe­n sollte, doch auch Unterricht in Kleingrupp­en sei untersagt.

Am heutigen Mittwoch will die Bundesregi­erung mit den Ländern über mögliche Lockerunge­n diskutiere­n. Bis dahin versuchen die Tanzschule­n, Kunden mit Video-Kursen fit zu halten. „Das machen mittlerwei­le fast alle Studios in unterschie­dlicher Form“, sagt Behneke. Auch Uwe Gobrecht setzt in diesen Tagen auf Videos. „Das ersetzt aber keinen regulären Unterricht.“

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? So könnte es funktionie­ren: Tanzen mit Abstand auf einer Stelle – und ohne Partnertau­sch.
FOTO: IMAGO IMAGES So könnte es funktionie­ren: Tanzen mit Abstand auf einer Stelle – und ohne Partnertau­sch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany