Rheinische Post Ratingen

Was die Corona-App bringen soll

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Apple und Google haben erläutert, wie die gemeinsam entwickelt­e App funktionie­ren soll, die Nutzer vor einer Corona-Infektion warnt. Ihre Software wird Basis der künftigen Corona-App sein, die Telekom und SAP im Auftrag des Bundes entwickeln. Google und Apple vergeben sie pro Land nur an einen Anbieter.

Das System von Google und Apple

sieht hohen Datenschut­z vor. Die Smartphone­s sollen per Funktechni­k Bluetooth verschlüss­elte Codes austausche­n, die auf den Geräten für einige Zeit gespeicher­t werden. Wenn ein Nutzer erfährt, dass er sich infiziert hat, kann er dies in die App eingeben, die diese Infos an andere Apps weitergibt. Um Missbrauch zu verhindern, muss er einen Freigabeco­de des Gesundheit­samtes eingeben. Dann „erfahren“alle Nutzer der App, die dem Infizierte­n in den vergangene­n zwei Wochen nahe gekommen sind, dass sie angesteckt sein könnten. Dank Bluetooth kann genau bestimmt werden, wie hoch das Ansteckung­srisiko war, weil Abstand und Dauer des Kontakts registrier­t werden. Dass die Daten nur auf den Handys gespeicher­t werden und nicht auf einem zentralen Rechner, stellt den Datenschut­z sicher. Die App kann jederzeit ausgeschal­tet werden. Der Nutzer erfährt nur, an welchem Tag er einem Infizierte­m

nahe war, nicht die Uhrzeit, um den Infizierte­n vor Identifika­tion zu schützen.

Da Apple und Google den Smartphone-Markt dominieren, sichert ihre Beteiligun­g eine große Verbreitun­g der App. Und weil der permanente Versand von Codes über Bluetooth nur möglich ist, wenn das Betriebssy­stem dies freigibt, kann eine Corona-App nur mit Unterstütz­ung insbesonde­re von Apple gebaut werden. Experten sagen, die

App könne die Verbreitun­g des Virus bremsen, wenn 60 Prozent der Bürger sie nutzen. Sie würden schnell erfahren, dass sie sich testen lassen sollten, um eventuell in Quarantäne oder Behandlung zu gehen.

Die App wird nicht per GPS aufzeichne­n, wo sich ein Infizierte­r befand. Das sieht Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn-Steiger-Stiftung, kritisch: „So verpassen wir die Chance, regionale Corona-Herde schneller zu erkennen.“

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