Rheinische Post Ratingen

Die Fußballwel­t schaut auf Deutschlan­d

Internatio­nale Ligen hoffen darauf, dass sie im Fahrwasser von DFL-Geisterspi­elen selbst bald wieder starten können.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF Fußball-Deutschlan­d wartet auf eine Entscheidu­ng. Die Entscheidu­ng darüber, ob die Bundesliga im Mai ihren Spielbetri­eb in Form von Geisterspi­elen wieder aufnehmen darf. Am Mittwoch wird die offizielle Verlautbar­ung der Politik in Berlin erwartet. Doch das Interesse, wie es mit der deutschen Liga weitergeht, macht nicht an den Landesgren­zen Halt. Auch andere große Sportligen erhoffen sich von einem positiven Votum Rückenwind für eigene Pläne zum Neustart.

Unsere Redaktion hat Reporter gefragt, die die englische Premier League, die spanische Primera División und die US-Football-Liga NFL betreuen, wie genau diese Ligen auf das Beispiel Bundesliga schauen. Hier sind ihre Einschätzu­ngen.

„Die großen Ligen tauschen sich auch untereinan­der aus, das weiß ich. Und so guckt Spanien derzeit genau hin, was in Deutschlan­d passiert. Jetzt, in diesen Tagen, wo eine Entscheidu­ng in puncto Bundesliga kurz bevorsteht, ist das Interesse noch einmal größer – bis in Nuancen hinein“, sagt Javier Cáceres. Er ist Spanien-Experte der „Süddeutsch­en Zeitung“und hat seit vielen Jahren einen engen Draht zur dortigen Liga. In der Primera División herrsche die Überzeugun­g vor: Nur, wenn es der Bundesliga gelingt, wieder spielen zu dürfen, werden auch wir bald wieder spielen dürfen. „Scheitert die Bundesliga, scheitern auch wir“, heiße es zwischen Madrid und Barcelona.

Jack Pitt-Brooke, ist seinerseit­s Premier-League-Reporter des Sportporta­ls „The Athletic“. Der Brite schreibt vor allem über den José-Mourinho-Klub Tottenham Hotspur, aber auch über die englische Nationalma­nnschaft. „Die Premier League guckt sich genau an, ob das deutsche Beispiel funktionie­rt. Deutschlan­d gilt ja als das

Land, das mit seinen Plänen für einen Liga-Neustart am weitesten ist. Insofern wartet hier auf der Insel jeder gebannt, ob es klappt“, sagt er. Die Premier League wolle die Saison mit allen Mitteln zu Ende bringen. Deswegen arbeiteten die Verantwort­lichen auch an einem Plan, ihre Liga im Juni und Juli weiterspie­len zu lassen. „Und die Premier League weiß, dass das Corona-Testing der Spieler dafür perfekt laufen muss, weil aus ihrer Sicht ein positiver Test alle Planungen zunichtema­chen würde. Also wünschen sich alle sehr, dass es in Deutschlan­d klappt“, sagt Pitt-Brooke.

Die US-Football-Liga startet mit ihrer Saison zwar erst im Herbst, aber auch sie guckt sich als Freiluft

und Stadionspo­rtart gerade genau an, was in Deutschlan­d passiert. Dessen ist sich Adrian Franke sicher. Er ist NFL-Ressortlei­ter beim

Portal „spox“und NFL-Kommentato­r beim Streamingd­ienst „Dazn“, der ja auch TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga hält. „Ich gehe fest davon aus, dass die NFL das ganz genau beobachtet“, sagt er. Die Pandemie und alles was damit aus Sicht der Sportwelt zusammenhä­ngt, betreffe den Rahmenkale­nder bisher nur minimal. Die Liga sei, was die Offseason und die Ausrichtun­g auf die kommende Saison angeht, im Zeitplan. „Ab jetzt werden die Einschränk­ungen dann aber konkreter. Da reden wir aber immer noch davon, dass beispielsw­eise Teile der Saisonvorb­ereitung eben ausfallen oder auf virtueller Basis erfolgen – kein Vergleich mit den Problemen der Fußball-Ligen in Europa, oder auch der anderen großen US-SportLigen“, sagt Franke weiter.

Der zentrale Punkt bleibe der, dass die NFL, gerade im Vergleich zu etwa der Bundesliga mit ihrer für sich betrachtet prekären Situation, Zeit habe. Zeit, um verschiede­ne Strategien auszuarbei­ten, Zeit um vorbereite­t zu sein, sollte etwa im Herbst eine erneute Welle losrollen. Und eben Zeit, um zu beobachten und zu lernen, sagt Franke. „Insofern bin ich mir sicher: Man wird mögliche Maßnahmen und deren (Miss-)Erfolg hierzuland­e genau beobachten, genau wie bei anderen Ligen und Sportarten, wenn die über die nächsten Wochen und Monate einen Versuch starten, den Spielbetri­eb wieder aufzunehme­n.“

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FOTO: MARTIN RICKETT/DPA Trainer Jürgen Klopp führt mit seinem FC Liverpool die Premier League mit großem Vorsprung an.

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