Wie Altenheime wieder Besuche möglich machen
In Boxen und Zelten sollen sich Bewohner und Angehörige ab Sonntag wieder näher kommen können. Auch mehr Tests soll es geben. Doch wie viele das wirklich werden, ist noch offen.
DÜSSELDORF Auf diese Nachricht haben die Bewohner und Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen zuletzt immer sehnsüchtiger gewartet: Ab Sonntag gilt das strenge Besuchsverbot nicht mehr, wie das NRW-Gesundheitsministerium am Dienstag mitteilte. Und in vielen Einrichtungen in der Stadt sind bereits Vorkehrungen für diesen Moment getroffen worden. In mit Trennwänden versehenen Boxen oder Zelten sollen dann wieder Besuche möglich werden. Und auch mehr Tests sollen die Infektionsgefahr bannen.
Vor der Caritas-Einrichtung St. Hildegard steht bereits ein Besucherzelt, mit Glaswand in der Mitte und Tischen auf beiden Seiten, was dann ab Sonntag genutzt werden kann. Der Lions-Club Heinrich Heine spendete es. Im Innenhof des St. Anna-Stifts der Caritas an der Eiskellerstraße werden zur gleichen Zeit Partyzelte zu einer Art Besucherzentrum umfunktioniert. Aber auch bislang wurden kreative Lösungen gesucht, um Kontakt zwischen Angehörigen möglich zu machen. Per Telefon trafen die sich etwa auf den beiden Seiten der Glasscheibe des Restaurants, wie Claudia Luckas vom Altenzentrum in der Altstadt berichtet. In manchen Heimen gab es etwa auch Treffen am Gartenzaun, mit einigen Metern Abstand versteht sich.
Im Ernst-und-Berta-GrimmkeHaus der Awo am Niederkasseler Lohweg setzte Heimleiterin Beate Schmitz-Eisenacher auf Besuche am Fenster, unterstützt von Walkie-Talkies. „Der Klang ist sehr gut, das hilft den Schwerhörigen.“An diesem Konzept wolle man auch weiter festhalten.
Im Nelly-Sachs-Haus der jüdischen Gemeinde und im Stammhaus Kaiserswerth der Düsseldorfer Diakonie wiederum will man auf so genannte Begegnungsboxen setzen, die in Kaiserswerth bereits bestellt wurden. „Ich hoffe, wir können sie in der nächsten Woche einsetzen“, sagt Nina Hundert, Leiterin Soziale Dienste. Eine Mitarbeiterin soll die Termine koordinieren und darauf achten, dass die Besucher den direkten Weg in die Box finden und keine Umwege durch die Einrichtung laufen. Sie betont, wie wichtig der
Kontakt für die Bewohner sei. „Auch wenn die Stimmung insgesamt gut ist, es gibt schon den einen oder anderen, dem die Besuchssperre sehr nahe gegangen ist.“Über Videokonferenzen mit Angehörigen habe man etwa versucht, die Stimmung der Bewohner aufzuhellen.
Diese Methode hilft vor allem bettlägrigen Menschen in Pflegeheimen. Die Caritas hat sich aber auch eine andere Lösung überlegt. Die Firma Ströer stellt für alle acht Einrichtungen jeweils eine mobile zwei mal zwei Meter große Plexiglas-Wand auf Rollen zur Verfügung. „Die können wir dann in die Zimmer schieben, wo sich Besucher angekündigt haben“, sagt Caritas-Sprecherin Stephanie Agethen.
Während wieder mehr Besuche möglich werden, sollen nun zudem wie berichtet Reihentests in den Heimen durchgeführt werden. Die Liga der Wohlfahrtsverbände zeigte sich nun doch offen dafür, wenn die Träger es wünschten. Das Nelly-Sachs-Haus mit 100 Bewohnern und 110 Mitarbeitern machte in der vergangenen Woche den Anfang, ein positiv getesteter Bewohner wird nun noch einmal getestet. „Wenn die Heime wieder öffnen, sollte auch mehr getestet werden“, sagt Heimleiter Bert Römgens aus Sicht des Trägers Jüdische Gemeinde. Allerdings müsse es auch regelmäßige Wiederholungen geben, zumindest alle 14 Tage. Am Mittwoch dann rückt ein mobiles Abstrich-Team des Gesundheitsamtes zur Einrichtung St. Martin an der Wilhelm-Tell-Straße in Unterbilk aus, um dort insgesamt 63 Bewohner und 62 Mitarbeiter auf freiwilliger Basis zu testen, wie Ulrich Brzosa, Referent des Caritas-Vorstandes in Düsseldorf sagt. In wie weit dann noch weitere Heime an die Reihe kommen, hänge auch von den dann gemachten Erfahrungen ab. Es gibt acht stationäre Altenhilfeeinrichtungen und ein Hospiz der Caritas mit rund 800 Bewohnern und rund 750 Mitarbeitern. Für Brzosa sei auch wichtig, wie die Bewohner mit dem Test umgehen. Und auch Diakonie-Vorstand Thorsten Nolting sieht die Gefahr, dass gerade demente Bewohner verstört werden könnten. So sei er gespannt auf die Erfahrungen der Caritas. Bei einem Treffen der Träger am Donnerstag
solle dann das weitere Vorgehen abgestimmt werden. Die Frage sei auch, ob es überhaupt genug Kapazitäten gebe, die Tests für alle Heime durchzuführen. Dennoch sei man offen für alles, was dem Gesundheitsschutz diene. Ähnlich zurückhaltend äußert sich auch Iris Bellstedt vom Paritätischen, die „hin und her gerissen“sei, oder Andrea Bialek, Assistentin des Vorstands vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes. „Die genaue Umsetzung dieser Testungen bedarf noch Absprachen mit dem Gesundheitsamt“, auch wenn man sie generell positiv sehe.
Dabei wird es wohl auch darum gehen, ob es die Kapazitäten gibt, flächendeckend und auch wiederholend zu testen. Dazu machte die Stadt am Dienstag auf Nachfrage keine Aussage. In Köln ist man da weiter. 9000 Tests (auch auf Antikörper) sind da seit dem 1. Mai bei den insgesamt 7500 Mitarbeitern in Alten- und Pflegeheimen durchgeführt worden, 79 fielen positiv aus. Hinzu kamen 70 positiv getestete Bewohner. Nun will man in Köln mit der Testreihe von vorne beginnen.