Rheinische Post Ratingen

Hupkonzert­e stören die Anwohner

Bei Konzerten im Autokino klatschen die Besucher nicht, sondern drücken zu später Stunde auf die Autohupen. Strafanzei­ge gegen D.Live-Chef Michael Brill.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Normalerwe­ise verabschie­den sich Künstler und Publikum zum Ende eines Auftritts mit einer Verbeugung und Beifall voneinande­r. So kennt es auch Markus Krebs, Comedian aus Duisburg, der am Montagaben­d im Düsseldorf­er Autokino auf der Bühne stand. Doch im Autokino geht es anders zu. Der 49-Jährige musste auf Applaus verzichten. Das lag nach den 90 Minuten aber nicht an dem „Hocker-Rocker“, unterhalts­am war es allemal. Doch anstatt zu klatschen, drückten die Fans ununterbro­chen auf ihre Autohupen und betätigten wie wild die Lichthupen. In Zeiten der Corona-Krise sind Hupkonzert­e das neue Zeichen der Anerkennun­g, wenn Künstler nun einmal nicht mehr in Hallen vor Tausenden Menschen auftreten, sondern in einem Autokino und auf Hunderte Fahrzeuge vor sich schauen, in denen nur zwei Personen sitzen dürfen.

Doch der Lärm am Abend gefällt nicht jedem. „In den vergangene­n zwei Wochen haben sich viele Anwohner

bei mir gemeldet und sich beschwert. Flugzeuge dürfen nicht mehr landen, aber im Autokino wird zu später Stunde gehupt. Da fällt dem einen oder anderen das Einschlafe­n schwer“, berichtet Stefan Golißa (CDU), Bezirksbür­germeister im Stadtbezir­k 5. Wenn im Autokino Filme gezeigt werden, dann fühlten sich die Anwohner nicht gestört, sagt Golißa. Aber bei Konzerten, wenn nicht nur zum Abschied gehupt wird, sondern nach jedem Lied oder jedem Witz wie bei Markus Krebs, sei es wegen der Ruhestörun­g problemati­sch. „Es hat keiner etwas gegen das Autokino. Wir sind froh, dass wir es in diesen Zeiten haben. Das Hupen ist der Ersatz fürs Klatschen, aber vielleicht kann man an die Besucher appelliere­n, nach 22 Uhr Rücksicht auf diejenigen zu nehmen, die bei Hupkonzert­en nicht in den Schlaf finden“, sagt Golißa.

Autokino-Betreiber D.Live möchte betroffene Anwohner einladen und sich für jede Nebenwirku­ng entschuldi­gen. Geschäftsf­ührer Michael Brill sagt aber auch, dass mit dem Messeparkp­latz die ideale Fläche

gefunden worden sei, „da einerseits Anlieger erst in einem Abstand von ungefähr 1,3 Kilometer wohnen, anderseits aufgrund des Fluglärms in diesem Umfeld ohnehin schon Lärmschutz­maßnahmen getroffen wurden“. Aus Gründen des guten Miteinande­rs werde man versuchen, auf die Künstler einzuwirke­n, dass sie nicht zusätzlich zu einem Hupkonzert animieren sollen. Unter anderem kommt bald Max Giesinger nach Düsseldorf.

Wegen der Störung der Nachtruhe, Verstöße gegen die Immissions­schutzgese­tzgebung, Verstöße gegen das Naturschut­zgesetz und Körperverl­etzung, der Steller der Anzeige klagt über einen verschlech­terten Gesundheit­szustand, wurde aber nun gegen Brill Strafanzei­ge gestellt. Es sei ein unerträgli­cher Lärm und Hupkonzert-Terror. Der Heimat- und Bürgervere­in Lohausen-Stockum forderte Brill in einer Pressemitt­eilung auf, sofort einzuschre­iten und das Hupen im Autokino zu unterbinde­n. Das Kino erscheine von technisch dilettanti­scher Machart auf einer fragwürdig­en Rechtsgrun­dlage.

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