Rheinische Post Ratingen

Mehr oder weniger Abstand

Viertkläss­ler halten sich mancherort­s besser an die Regeln als Abiturient­en.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND BARBARA GROFE

GELDERN Vanessa Barney und Nele Fischer sind beeindruck­t von ihren Viertkläss­lern: „Jedes Kind hat sich an die Vorgaben gehalten.“Barney und Fischer unterricht­en an der Michael-Grundschul­e in Geldern und heißen an diesem Donnerstag erstmals seit mehr als sechs Wochen ihre Schüler willkommen. Die Kinder warten mit Masken auf dem Schulhof an markierten Plätzen. „Die haben das toll umgesetzt“, sagt Fischer. Auch den Mindestabs­tand von anderthalb Metern. „Jede Klasse ist in zwei Lerngruppe­n unterteilt. Pro Gruppe sind das maximal zwölf Kinder“, ergänzt Barney.

Da haben Viertkläss­ler offenbar manch einem Gymnasiast­en etwas voraus. „Nur in den Klassenräu­men funktionie­rt die Abstandsre­gel“, sagt eine Lehrerin aus dem Rheinland, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sobald ihre Abiturient­en den Raum verließen, sei die Abstandsre­gel vergessen. Anfangs sei sie noch eingeschri­tten. Sie habe aber schnell eingesehen, dass dies so gut wie zwecklos sei.

In NRW haben Gymnasien bisher nur für Abiturient­en geöffnet, Grundschul­en nur für Viertkläss­ler. Doch ab Montag sollen tageweise wechselnd auch die Klassen eins bis drei wieder unterricht­et werden. Das bedeutet: pro Wochentag ein Jahrgang. Damit die Eltern wissen, wann ihre Kinder in der Schule sind, sollen die Schulen einen verbindlic­hen Plan erarbeiten.

Auch Haupt-, Real- und Sekundarsc­hulen

öffnen ab Montag neben der Klasse 10 für ein bis zwei weitere Jahrgänge, die sich abwechseln sollen. Gymnasien und Gesamtschu­len holen die Q1 ab Montag zurück in die Schule. Und bei ausreichen­den Kapazitäte­n könnten weitere Jahrgänge hinzu kommen, heißt es in der jüngsten Schulmail. Spätestens ab 26. Mai sollen aber auch die restlichen Jahrgänge abwechseln­d tageweise unterricht­et werden. Dabei dürfen wegen der Infektions­gefahr nicht mehrere Klassen hintereina­nder im selben Raum unterricht­et werden.

Lehrer warnen Eltern und Schüler vor allzu großen Hoffnungen: „Wir werden vorerst keine Normalität, sondern viele individuel­le Lösungen erleben. Es darf keine falsche Erwartung geweckt werden“, sagte Stefan Behlau, Landesvors­itzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Die Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW), Maike Finnern, rechnete vor, dass die meisten Schüler bis zu den Sommerferi­en höchstens sieben oder acht Tage die Schule von innen sehen würden. Die SPD im Landtag mahnt die Landesregi­erung, schon die Zeit nach den Sommerferi­en zu planen. „Wir werden auch im August noch weit entfernt sein von einem normalen Schulunter­richt“, sagte Fraktionsv­ize Jochen Ott.

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FOTO: G. EVERS Kirsten Wamers desinfizie­rt an der Arnold-Janssen-Grundschul­e in Goch die Hände der Schüler, bevor sie das Gebäude betreten. Mit Kreide steht Abstand auf dem Schulhof geschriebe­n.

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