Jeder dritte Künstler muss Arbeit einschränken
Die Corona-Pandemie trifft die Kultur besonders hart. Eine Umfrage zeigt das Ausmaß der Krise.
BERLIN Künstler sind von den Corona-Auflagen nicht nur besonders betroffen, sie werden von den Unterstützungsversuchen des Staates auch nur unzureichend erreicht. „Die Soforthilfen greifen in den meisten Bundesländern nur bedingt“, berichtet Dagmar Schmidt, die Vorsitzende des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK). Insbesondere müssten die Soforthilfen mit Bezug auf den Lebensunterhalt schnellstmöglich nachgebessert werden. Sie bedauert zudem, dass in den engagierten Landesprogrammen von Berlin und NRW „der Topf schnell geleert war“, so dass zum Teil auch aus technischen Gründen später gestellte Anträge abschlägig beschieden wurden.
Nach einer aktuellen BBK-Umfrage haben oder erwarten vier Fünftel
der Künstler drastische Einkommensausfälle. Ein gutes Drittel geht davon aus, in Zukunft die künstlerische Tätigkeit einschränken zu müssen. Derzeit nutzten sie die Zeit für die Planung zukünftiger Projekte, arbeiteten im Atelier und bereiteten Ausstellungen vor. Sie seien nicht arbeitslos, aber es fehlten massiv die Einnahmen, etwa aus Kunstkursen, Kunstmessen und im Frühjahr ausgefallenen Projekten und Folgeaufträgen. „Zusätzlich sind die ,Brotjobs’, die häufig zum Leben notwendigen Zuverdienste in Gastronomie, Fahrdiensten und so weiter, genauso eingestellt“, merkt die Verbandschefin an.
Große Sorgen machen sich die Künstler auch um die künstlerische Infrastruktur nach Corona. Kunstmuseen,
Galerien, Förderstrukturen fußten auf einer florierenden Wirtschaft und seien abhängig von Steuereinnahmen. Wenn dann vieles auf den Prüfstand komme, drohe die Breite der Kunst Schaden zu nehmen.
Katrin Budde (SPD), die Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, sieht Künstler doppelt gefährdet. Auf der einen Seite arbeiteten viele freiberuflich oder soloselbständig und könnten daher nicht von den Kurzarbeiterregeln profitieren. Zum anderen seien sie auf den unmittelbaren Kontakt mit dem Publikum angewiesen. Verbreitet ist die Unklarheit, ob die Künstler mit der Soforthilfe nur die Miete ihrer Ateliers oder auch ihren eigenen Lebensunterhalt finanzieren dürfen. Es fehle, so Budde, immer noch die Klarstellung, dass Kulturschaffende sich nicht arbeitssuchend melden müssten und dass Honorare aus früheren Verträgen nicht angerechnet würden.
Die Linken fordern einen „Notfallfonds für die Branche“. Linken-Kulturexpertin Simone Barrientos verweist darauf, dass mit Krediten einer Branche, die keine Rücklagen bilden könne, nicht geholfen sei.
„Die Pandemie hat den Kulturbereich mit voller Wucht getroffen“, sagt CDU-Kulturpolitikerin Elisabeth Motschmann. Künstler und Kreative hätten in großer Zahl ihre Einkommensgrundlage verloren. Sie verweist darauf, dass bundesgeförderte Kultureinrichtungen nun Ausfallhonorare für freischaffende Künstler zahlen könnten. Sie appelliert an die Länder, die Rundfunkanstalten und die Kirchen, genauso zu verfahren.
„Die Pandemie hat den Kulturbereich mit voller Wucht getroffen“Elisabeth Motschmann Kulturpolitische Sprecherin CDU/CSU