Seniorentreff wird zum Filmstudio
Einrichtungen sind geschlossen: Senioren werden mit You Tube-Videos unterhalten – es ist bereits ein Stück Normalität.
RATINGEN Es ist in Corona-Zeiten zur Normalität geworden, andere Wege zu gehen und erfinderisch zu sein. Rita Mitic, Koordinatorin der Seniorentreffs, und die Leiterinnen der städtischen Einrichtungen sind jetzt auch Filmemacher. Da die Seniorenbegegnungsstätten noch geschlossen sind und die Besucher folglich nicht kommen können, kommen die Mitarbeiter zu den Senioren – und zwar per You Tube-Videos. Auf den Kanal gelangt man am besten über den Link senioren-ratingen.de. Neben einem Begrüßungsvideo der Treff-Koordinatorin Rita Mitic sind dort mittlerweile Gymnastik-Videos eingestellt und ein Clip zum Thema „Stoffmasken richtig waschen“. Hier zeigen Rita Mitic und Kollegin, wie die Masken richtig angelegt werden und sie nach dem Tragen im Topf auf dem Herd ausgekocht werden. „Alles ganz locker“, wie Rita Mitic sagt.
Das Team hat sich schnell gefunden, die Kamerafrau, die Moderatorinnen und ein Techniker im Hintergrund, der notfalls noch ein paar Schnitte ausbessern kann. Das nächste Video wurde in der vergangenen Woche im Treff am Kalr-Mücher-Weg abgedreht. Diesmal ging es ins Kochstudio. Weitere Themen stehen auch schon fest: Wie bepflanze ich einen Blumenkasten? Und: Schminken im Alter
Die Senioren seien begeistert, erklärt Mitic. Vor allem auch deshalb, weil es bei You Tube bisher kaum Videos für Senioren gebe. Da haben die städtischen Mitarbeiter eine Marktlücke aufgetan, und die füllen sie mit Begeisterung. Denn nicht nur die Senioren klicken eifrig die Videos an, die Mitarbeiter freuen sich stets auf neue Aufgaben. Verschiedene Interviews sind noch geplant oder auch ein Gesangsvideo von Gastronom Heinz Hülshoff.
400 Treff-Besucher waren zu Beginn der Aktion angeschrieben und auf das neue Angebot aufmerksam gemacht worden. Rita Mitic weiß, dass die meisten Senioren mit der Technik vertraut sind, um die Videos auch abrufen zu können. „Viele haben ein Smartphone und nutzen Whatsapp“, sagt sie. Und wer es noch nicht kann, fragt die Familie. Die Treff-Besucher sind übrigens auch aufgerufen, sich gerne mit Themen-Vorschlägen an Rita Mitic zu wenden (Tel. 550-5085).
Auf diese Weise bleiben die Einrichtungen und die Bewohner auch während der Corona-Krise in Kontakt. Und auch wenn sich irgendwann die Lage stärker normalisieren sollte und die Treffs wieder öffnen können, kann sich Rita Mitic gut vorstellen, die Video-Aktion fortzusetzen. „Dann können wir die Clips gemeinsam mit den Besuchern drehen. Die haben bestimmt großen Spaß daran.“
Zwei Meter Abstand voneinander halten – das ist das A und O, um sich nicht mit dem Coronavirus zu infizieren. Diese wichtigste Verhaltensregel halte auch er im Umgang mit seinen Eltern eisern ein, verriet Bürgermeister Klaus Pesch in einem Beitrag, der ab sofort auf dem Ratinger Senioren-Kanal bei Youtube zu sehen und zu hören sein wird. Im Gespräch mit der städtischen Seniorenkoordinatorin gibt das Stadtoberhaupt eine paar persönliche Einblicke, berichtet von sehr bereichernden Begegnungen mit Ratinger Senioren, die auch ihm persönlich in dieser Zeit fehlen, macht aber auch ein wenig Hoffnung, dass in nicht allzu ferner Zukunft zumindest ein bisschen Leben in die sechs städtischen Seniorentreffs zurückkehren kann.
In dem etwa halbstündigen Gespräch verrät Pesch, woher sein großer Respekt vor der älteren Generation rührt. Er sei als junger Mensch
sehr von seinen Großeltern geprägt worden, und ihm sei stets bewusst gewesen, welch enorme Lebensleistung gerade diese Aufbau-Generation vorzuweisen habe. Das werde ihm bis heute immer wieder bestätigt bei seinen zahlreichen Gesprächen, die er in Seniorentreffs oder bei Geburtstagsbesuchen führe. „Diese Lebensgeschichten faszinieren mich jedes Mal aufs Neue“, sagt Pesch. Er freue sich sehr auf die Tage, an denen solche Besuche wieder möglich sein werden.
Bis dahin gibt es aus Sicherheitsgründen aber die Begegnung per Internet. Gleichzeitig sieht man ein Feld, über das man den Kanal abonnieren kann. Dann wird man benachrichtigt, wenn es etwas Neues gibt.
Bis es soweit ist, bleibt der Seniorentreff in Süd jedoch allen den Mitarbeiterinnen als Filmstudio vorbehalten. Der Treff in Ost übrigens wird von den Mitarbeiterinnen anderweitig genutzt: Sie nähen Mundund Nasen-Masken. „Die Besucher können dort anrufen und sich bei Bedarf eine abholen“, sagt Mitic. Auch dies klingt irgendwie bereits nach Normalität in besonderen Zeiten.