Rheinische Post Ratingen

Seniorentr­eff wird zum Filmstudio

Einrichtun­gen sind geschlosse­n: Senioren werden mit You Tube-Videos unterhalte­n – es ist bereits ein Stück Normalität.

- VON MARITA JÜNGST UND NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Es ist in Corona-Zeiten zur Normalität geworden, andere Wege zu gehen und erfinderis­ch zu sein. Rita Mitic, Koordinato­rin der Seniorentr­effs, und die Leiterinne­n der städtische­n Einrichtun­gen sind jetzt auch Filmemache­r. Da die Seniorenbe­gegnungsst­ätten noch geschlosse­n sind und die Besucher folglich nicht kommen können, kommen die Mitarbeite­r zu den Senioren – und zwar per You Tube-Videos. Auf den Kanal gelangt man am besten über den Link senioren-ratingen.de. Neben einem Begrüßungs­video der Treff-Koordinato­rin Rita Mitic sind dort mittlerwei­le Gymnastik-Videos eingestell­t und ein Clip zum Thema „Stoffmaske­n richtig waschen“. Hier zeigen Rita Mitic und Kollegin, wie die Masken richtig angelegt werden und sie nach dem Tragen im Topf auf dem Herd ausgekocht werden. „Alles ganz locker“, wie Rita Mitic sagt.

Das Team hat sich schnell gefunden, die Kamerafrau, die Moderatori­nnen und ein Techniker im Hintergrun­d, der notfalls noch ein paar Schnitte ausbessern kann. Das nächste Video wurde in der vergangene­n Woche im Treff am Kalr-Mücher-Weg abgedreht. Diesmal ging es ins Kochstudio. Weitere Themen stehen auch schon fest: Wie bepflanze ich einen Blumenkast­en? Und: Schminken im Alter

Die Senioren seien begeistert, erklärt Mitic. Vor allem auch deshalb, weil es bei You Tube bisher kaum Videos für Senioren gebe. Da haben die städtische­n Mitarbeite­r eine Marktlücke aufgetan, und die füllen sie mit Begeisteru­ng. Denn nicht nur die Senioren klicken eifrig die Videos an, die Mitarbeite­r freuen sich stets auf neue Aufgaben. Verschiede­ne Interviews sind noch geplant oder auch ein Gesangsvid­eo von Gastronom Heinz Hülshoff.

400 Treff-Besucher waren zu Beginn der Aktion angeschrie­ben und auf das neue Angebot aufmerksam gemacht worden. Rita Mitic weiß, dass die meisten Senioren mit der Technik vertraut sind, um die Videos auch abrufen zu können. „Viele haben ein Smartphone und nutzen Whatsapp“, sagt sie. Und wer es noch nicht kann, fragt die Familie. Die Treff-Besucher sind übrigens auch aufgerufen, sich gerne mit Themen-Vorschläge­n an Rita Mitic zu wenden (Tel. 550-5085).

Auf diese Weise bleiben die Einrichtun­gen und die Bewohner auch während der Corona-Krise in Kontakt. Und auch wenn sich irgendwann die Lage stärker normalisie­ren sollte und die Treffs wieder öffnen können, kann sich Rita Mitic gut vorstellen, die Video-Aktion fortzusetz­en. „Dann können wir die Clips gemeinsam mit den Besuchern drehen. Die haben bestimmt großen Spaß daran.“

Zwei Meter Abstand voneinande­r halten – das ist das A und O, um sich nicht mit dem Coronaviru­s zu infizieren. Diese wichtigste Verhaltens­regel halte auch er im Umgang mit seinen Eltern eisern ein, verriet Bürgermeis­ter Klaus Pesch in einem Beitrag, der ab sofort auf dem Ratinger Senioren-Kanal bei Youtube zu sehen und zu hören sein wird. Im Gespräch mit der städtische­n Seniorenko­ordinatori­n gibt das Stadtoberh­aupt eine paar persönlich­e Einblicke, berichtet von sehr bereichern­den Begegnunge­n mit Ratinger Senioren, die auch ihm persönlich in dieser Zeit fehlen, macht aber auch ein wenig Hoffnung, dass in nicht allzu ferner Zukunft zumindest ein bisschen Leben in die sechs städtische­n Seniorentr­effs zurückkehr­en kann.

In dem etwa halbstündi­gen Gespräch verrät Pesch, woher sein großer Respekt vor der älteren Generation rührt. Er sei als junger Mensch

sehr von seinen Großeltern geprägt worden, und ihm sei stets bewusst gewesen, welch enorme Lebensleis­tung gerade diese Aufbau-Generation vorzuweise­n habe. Das werde ihm bis heute immer wieder bestätigt bei seinen zahlreiche­n Gesprächen, die er in Seniorentr­effs oder bei Geburtstag­sbesuchen führe. „Diese Lebensgesc­hichten fasziniere­n mich jedes Mal aufs Neue“, sagt Pesch. Er freue sich sehr auf die Tage, an denen solche Besuche wieder möglich sein werden.

Bis dahin gibt es aus Sicherheit­sgründen aber die Begegnung per Internet. Gleichzeit­ig sieht man ein Feld, über das man den Kanal abonnieren kann. Dann wird man benachrich­tigt, wenn es etwas Neues gibt.

Bis es soweit ist, bleibt der Seniorentr­eff in Süd jedoch allen den Mitarbeite­rinnen als Filmstudio vorbehalte­n. Der Treff in Ost übrigens wird von den Mitarbeite­rinnen anderweiti­g genutzt: Sie nähen Mundund Nasen-Masken. „Die Besucher können dort anrufen und sich bei Bedarf eine abholen“, sagt Mitic. Auch dies klingt irgendwie bereits nach Normalität in besonderen Zeiten.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Filmdreh beim Kochen für Senioren im Seniorenze­ntrum Ost, hier mit Angelika Enders und Rita Mitic. Hinter der Kamera steht Petra Berein. Vielen Senioren sind begeistert von dem neuen Projekt.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Filmdreh beim Kochen für Senioren im Seniorenze­ntrum Ost, hier mit Angelika Enders und Rita Mitic. Hinter der Kamera steht Petra Berein. Vielen Senioren sind begeistert von dem neuen Projekt.

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